Under the Deinfluence

Under the Deinfluence

Der BEIGE Guide für nachhaltiges Weihnachtsshopping

Wie viele Geschenke brauchen wir wirklich für die Feiertage? Und sollten wir das Schenken vielleicht ganz überdenken? Felix hat die besten Deinfluencer*innen und Labels für ein umweltbewusstes Fest zusammengestellt

Die Großstadtmäuse unter uns kennen das Gefühl: Die nahenden Feiertage bescheren nicht immer besinnliche Freude unter dem monokulturell angebauten Nordmanntannenbaum in der Heimat. Zu unkomfortabel sind die Gesprächssituationen, in denen man sich Sekunden nach der Ankunft wiederfindet. Denn kaum ist man der unendlich verspäteten Bahn entstiegen, geht es um Knatsch mit den Verwandten, Knatsch mit den Nachbar*innen und endlose Diskussionen über Fleischalternativen aus dem Supermarkt. Doch die eigentliche Aufreibung, auf die wir Jahr für Jahr offenen Auges zusteuern – diese emotionale Zwickmühle, ästhetische Naturkatastrophe, allumfassende Schmäh, ihr wisst schon – ist die Geschenkefrage. Denn selbst die vielerorts etablierte Nichts-Schenken-Police lebt in Deutschland von ihrer eigenen Unterwanderung:

„ Wer tatsächlich nichts gekauft hat, steht doof da. “

Und während unsere schönen Social-Media-Algorithmen vom unentwegten Pushen diverser Influencer*innen leben und uns in das Nirvana des Pay-later-induzierten Schufa-Eintrags navigieren wollen, gibt es mittlerweile sinnvolleren Content, den es zu konsumieren lohnt. Das Stichwort ist Deinfluencing, die TikTok-gewachsene Gegenbewegung zur pausenlosen Produktempfehlung. Es geht um negative Produkt-Reviews, das Aufzeigen von tatsächlichen Qualitätsmerkmalen beim Einkaufen von Kleidung, um nicht gesponserte Authentizität. Besonders zur konsumreichsten Zeit des Jahres macht es deshalb Sinn, sich einige Deinfluencer*innen einmal genauer anzuschauen. Sie helfen nicht nur bei der Auswahl eines nachhaltigen Geschenks, sonders informieren insbesondere, an welchen Stellen man Konsum gänzlich vermeiden kann. 

Hier sind deshalb die besten Creator*innen für eure qualitative Kaufentscheidung sowie die festlichsten Mode- und Interior-Labels mit wenig Impact für die Umwelt. Nachhaltiger die Glocken nie klingen!

Deinfluencing statt Überkonsum: Diesen Channels solltet ihr folgen

Andrea Cheong

@andreacheong_ UGHH the lining is not great, be wary of things that look good online but are made to fail IRL. We deserve better #hmfashion #winterfashion2023 #partyoutfits #mindfulmondaymethod #howtoshopsustainably #hmhaul2023 #sequins ♬ original sound - Andrea

Wer sich schön öfter gefragt hat, wie man die Qualität eines teuren Mantels überprüft oder ein Schnäppchen mit Luxusfaktor schießt, ist auf Andrea Cheongs TikTok an der richtigen Adresse. Täglich reviewt sie die unterschiedlichsten Marken – von H&M bis Chanel – und erklärt sämtliche Produktdetails, die beim nachhaltigen Einkaufen zählen. Ihr besonderes Commitment für weniger Konsum zieht sich dabei durch jedes Video: Andrea schaut sich alle Kleidungsstücke genau an, teilt ihre Expertise, spricht aber niemals eine Kaufempfehlung aus. Die Entscheidung liegt bei uns und weniger ist immer mehr.

Marco Zamora

Seit einigen Jahren verzeichnen auch Interior-Marken beachtliche Hypes durch ästhetisches Social-Media-Marketing. Während Möbel, Dekoration oder Wandfarben ein tendenziell längeres Leben als die meisten Modeartikel genießen, sind sie deshalb noch lange nicht sustainable. Um überlegtere Entscheidungen beim Shopping für das Zuhause zu treffen, hilft deshalb Marco Zamora. Auf seinem Kanal zeigt er nicht nur grandiose Wege, die alte Küche aufzuhübschen statt sie abzureißen, sondern räumt außerdem mit Trend-Produkten aus der Designwelt auf.

Benton McClintock

Wer schließlich genug hat vom informierten Deinfluencing, sollte Benton McClintock abonnieren. Sämtliche Shopping-Trends werden bei ihm mit Humor unter die Lupe genommen. Sei es die schwarze Kunstleder-Kollektion von Kylie Jenners KHY, eine neue Duftkerze von Gwyneth Paltrows Goop oder der komplette Giftguide der Kardashians. So attraktiv die Produkte auch auf unseren Bildschirmen wirken, durch Bentons Kommentare kann man endlich über die eigenen Shoppinggelüste lachen. Und sie wieder ablegen.

Wenn schon, denn schon: Diese Geschenke lohnen sich

Nicht immer lässt sich die Wunschvorstellung (pun intended) des geschenkefreien Festes auch umsetzen. Und das Schenken kann – wenn es von Herzen kommt und nachhaltig ist – besondere Freude machen. Aus diesem Grund kommen hier einige Shops für Mode und Interior, die sich durch ihr ethisches, umweltbewusstes und soziales Engagement auszeichnen. 

Le Pull

Französischer Strick zum Fest, das bietet das Label Le Pull. Designerin Katharina gestaltet und strickt jedes ihrer Teile selbst, die Liebe steckt also wortwörtlich im Detail. Doch es geht noch persönlicher: Im Le-Pull-Onlineshop können auch Schnittmuster für die Produkte erworben werden. Wer Talent und Muße hat, kann also selbst für die Liebsten die Stricknadeln in die Hand nehmen.

Asket

Dass Skandinavien auch bei der Umweltbelastung auf Minimalismus setzt, dürfte niemanden mehr überraschen. Trotzdem ist die Auswahl an Marken groß und oft sucht man gerade zu Weihnachten nach einem Schal, Pullover oder Mantel ohne großen Fußabdruck. Männer, Frauen und alle, die ohne binäres Gender-Etikett durchs Leben gehen, finden bei Asket typisch nordische Produkte. Jedes davon mit einem Impact Receipt, der den genauen Fußabdruck aufschlüsselt.

Hundhund

Besonders unter Berliner*innen kein Geheimtipp mehr, aber dennoch eine Empfehlung wert. Hundhund überzeugt immer wieder durch die perfekte Mischung aus klassischen Schnitten und aufregenden Mustern und Materialien. Produziert wird ausschließlich in Europa, für jeden Artikel ist die genaue Herstellungskette ersichtlich.

Akua Objects

Manchmal reicht schon ein kleines Geschenk aus, um große Freude zu machen. Akua Objects hat sich auf die Herstellung von Dekorationsartikeln spezialisiert, wie z.B. außergewöhnliche Schmuckstücke für den Weihnachtsbaum. Handgemachte Glaswaren für den Festtagstisch gibt es oben drauf. 

Room in a box

Sowohl für Erstis mit akutem Möbelbedarf als auch eingesessene Designliebhaber*innen bietet Room in a box die passende Einrichtung. Die Möbel sind nicht nur schön und faltbar, sie zeichnen sich außerdem durch ihre Umweltfreundlichkeit aus. Neben dem Riab-Klassiker – dem ausziehbaren Bett aus Pappe – sind mittlerweile noch Tische, Stühle, Bettwäsche und sogar nachhaltige Matratzen ins Sortiment gewachsen. Die Herstellung und der Versand der Produkte passieren unter höchsten Umweltstandards.

Helle Mardahl

Einen besonderen Kick aus Farbe und Form bietet zuletzt die Künstlerin Helle Mardahl aus Kopenhagen. Geschirr als Glas, welches auch als Kunstwerk funktioniert, ist für jene ein ideales Geschenk, die besonderes Design und feines Handwerk zu schätzen wissen.

Lanuk

Victoria von Lanuk fertigt jede Handtasche getreu ihres Namens auch wirklich per Hand an. Mit Häkelnadeln und jeder Menge bunten Garns kreiert sie dabei aber nicht nur Taschen, sondern auch Mützen, Pulswärmer, Schals und und und. Wenn ihr also ein Berliner Business unterstützen wollt, dann schaut mal bei ihr vorbei.

Roté

Blumen verschenken? Schön und langweilig oder klassisch und auf Nummer Sicher ... Mit Roté kriegt der Evergreen aber noch einmal eine ganz frische Note – und auf Allergien oder starke Düfte müsst ihr hier nicht achten. Denn jede Blume wird aus zahlreichen kleinen Perlen per Hand gefertigt – und verwelkt nie. Praktisch also auch für alle eure Freund*innen, bei denen ihr euch schon immer gedacht habt: Eine Vase mit Blumen würde deiner Wohnung auch guttun!

Umdenken statt Überkonsumieren

So kompliziert die Feiertage und ein Besuch bei der Familie auch sein mögen: Es ist immer ratsam, die Notwendigkeit festlicher Gewohnheiten zu hinterfragen. Dies gilt nicht nur für den Besuch diverser Verwandter, sondern ebenso für den Akt und die Qualität des Schenkens. Ein schlichtes „Muss das wirklich sein?“ kann wahre Wunder bewirken – sowohl für den eigenen Stress als auch die Umwelt. Und gelingt das Umdenken, gibt es wahre Besinnlichkeit geschenkt. Denn mit der richtigen Inspiration wird das Fest des Konsums wieder zu dem Fest, das nichts Anderes als gutes Essen und gute Gesellschaft verlangt. Cheers!

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