Taten sprechen lauter als Shares: Eine Hilfestellung für Weiße zu #BlackLivesMatter

Taten sprechen lauter als Shares: Eine Hilfestellung für Weiße zu #BlackLivesMatter

Was ihr jetzt tun könnt ... nein, tun müsst!

Was ihr jetzt tun könnt ... nein, tun müsst!

#BlackLivesMatter ist überall. Und das ist wichtig, gut und längst überfällig. Alle Weißen sind hier Zaungäste. Und ich meine damit nicht, dass wir damit nichts zu tun haben, um Gottes willen, ganz im Gegenteil. Aber es ist nicht an uns, das Mikrofon zu ergreifen, die Bühnen zu suchen, in die Öffentlichkeit zu gehen. Wir haben Sendepause und wir hören jetzt (endlich) zu. Und: Wir haben einen Berg von Arbeit vor uns und der sieht für jede*n von uns anders aus.

Gemeinsam ist, dass es jetzt auch unsere Aufgabe ist, uns die Informationen zu besorgen, die nicht erst seit gestern online und offline verfügbar ist. Für mich ist es Teil der Verantwortung, die ich habe, die Zeit und Mühen zu investieren und mich schlau(er) zu machen. Da wir mit Beige aber auch Reichweite haben, die wir gerade beim Thema (Anti-)Rassismus gezielt einsetzen müssen, habe ich heute eine sehr ausführliche Leseliste für euch zusammengestellt. Eigentlich hatte ich vor, unsere Beige Notes vom September 2019 zu aktualisieren, aber ich denke, ein komplett neuer Beitrag ist hier angebracht. Wie immer gilt hier kein Anspruch auf Vollständigkeit und ich freue mich, wenn ihr weitere Quellen und Input in den Kommentaren teilt. Wir werden diesen Artikel laufend aktualisieren.

Wo anfangen?

„Es reicht nicht, nicht rassistisch zu sein, wir müssen anti-rassistisch sein.“ Dieses Zitat der amerikanischen Bürgerrechtlerin Angela Davis ist auf den Punkt. Denn eines der Hauptprobleme bei strukturellem Rassismus ist die Tatsache, dass sich niemand einer Schuld bewusst ist. Ich kann es an meiner Person erklären: Ich bin keine Rassistin, das kann aus tiefster Seele und mit vollster Überzeugung sagen. Aber ich habe einige Äußerungen in meinem Leben getätigt und mich nicht nur einmal so verhalten, dass es rassistisch war. Ob das nun beabsichtigt war oder nicht, macht am Ende vom Tag keinen Unterschied. Und hier müssen wir anfangen.

Macht eine Art Kopfscan. Versetzt euch wieder in Situationen, in denen ihr Rassismus reproduziert habt. Ich als weiße Deutsche bin auf eine gewisse Weise sozialisiert worden, die viele Arten von Alltagsrassismus legitimiert hat bzw. für mich so normal gemacht hat, dass ich lange nicht darüber nachgedacht habe. Seien es die früher noch sehr präsenten, rassistischen Namen für Schaumküsse, oder der gar nicht so weit zurückliegende Aufstand deutscher Eltern, weil es nun einen Südseekönig statt eines „N****könig“ in Pippi Langstrumpfs Abenteuern gibt.

Überlegt, in welchen Teilen eurer Jugend oder auch jetzt ihr euch Schwarzer Kultur bedient habt, ohne das anzuerkennen. Sei es Musik, Kleidung, Sprache oder sogar Haare. In meiner frühen Jugend war es komplett normal, sich als Weiße*r Braids zu machen. Ja, wirklich. Und nein, zum Glück habe ich es damals nicht gemacht. Ach, wo wir dabei sind: Ich komme aus einer der Fassenachtshochburgen Deutschlands und Blackfacing ist, seitdem ich denken kann und auch 2020 noch sehr en vogue. Ihr seht, ich könnte ewig weitermachen.

Für mich waren zwei Bücher, die ihr inzwischen sogar kostenlos konsumieren könnt, noch mal richtige (und ich meine richtige) Eyeopener:

- „Exit Racism – rassismuskritisch denken lernen“ von Tupoka Ogette

- „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“ von Alice Hasters

Ich habe euch hier direkt den Link zu Spotify gesetzt und wenn ihr keinen Pro-Account habt, schafft euch einen Probemonat an oder fragt Freund*innen. Denn diese Bücher und die Arbeit der beiden Aktivistinnen und Autorinnen kostenlos serviert zu bekommen, ist eine große Handreichung, die ihr annehmen solltet.

Lesen, lesen, lesen! Onlinebeiträge zum Thema

Die Ressourcen sind vor allem jetzt schier endlos. Gut so, dann haben wir nun alle genügend Bettlektüre bis mindestens zum Ende des Jahres. Aber Spaß beiseite. Ja, man kann den Überblick verlieren. Ich habe euch einige Artikel hier zusammengestellt, die mir sehr geholfen haben, das Thema in all seiner Komplexität zu begreifen und die Brille der Betroffenen aufzusetzen. Auch werden neue Zusammenhänge aufgezeigt und ja, das ist dann wieder ein Rattenschwanz sonders Gleichen, aber that's life.

Zuerst kommt das Sagbare, dann das Machbare

Tatort Sprache

Unsere Sprache bestimmt, wie wir Dinge einordnen, welchen Respekt wir vor unseren Mitmenschen haben und sie transportiert auch Vorurteile und macht Missstände normal. Tesfu Tarik hat für die Vogue schon vergangenes Jahr ein Glossar verfasst, das von Critical Whiteness bis Kartoffel Begrifflichkeiten zum Thema erklärt. HIER geht es zum Artikel.

Schwarze Kacheln

Auch ich habe eine schwarze Kachel gepostet. Sie sind umstritten in der Bewegung, denn viele Fürchten, dass sich die Postenden nun auf ihrem kleinen „Erfolg“ ausruhen. Zwei Positionen zum Thema, nämlich von Fabienne San und Tori Reichel, gibt es bei der Zeit. HIER geht es zum Artikel.

The American Nightmare

Der Autor Ibram X. Kendi schreibt in seinem Beitrag für The Atlantic darüber, wie der American Dream für Schwarze zum American Nightmare wurde. HIER geht es zum Artikel (englisch!).

Rassismus unter Minderheiten

Für die Washington Post hat der Modedesigner einen hochinteressanten Einblick darüber gegeben, wie rassistische Sentiments unter Minderheiten entstehen (können). Einer der Polizisten im Falle George Floyd kommt aus der Asian American Community. HIER geht es zum Artikel (englisch!).

Rassismus im Sport

Gerald Asamoah spricht im Deutschlandfunk über Rassismus im Sport, auf Schalke 04 und im Alltag. HIER geht es zum Artikel.

„ „Everyone is guilty of all the good they did not do." “

Voltaire

Diesen Accounts solltet ihr folgen:

Diese Accounts haben mir dabei geholfen, das Thema Rassismus besser zu verstehen. Auch hier gilt: Sicherlich sind es mit die größten und sichtbarsten Accounts und es gibt noch zahlreiche kleinere Accounts, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Daher freue mich darauf, die Liste gemeinsam mit euch wachsen zu lassen. Ich habe mich hier auch eher auf deutsche / deutschsprachige Accounts beschränkt.

Tupoka Ogette

Aminata Belli

Fabienne Sand

Tesfu Tarik

Hadnet Tesfai

Tori Reichel

Alice Hasters

Jasmina Kuhnke

Nikeata Thompson

Aminata Touré

Anna Dushime

Gaspar

Lysania

Charlotte Nzimiro

Yasmine C. M'Barek

Beautiful Colours Germany

Black Brown Berlin

Was ihr nicht seht

HeartxWork

Renk Magazin

Now White Saviors

ISD Bund e.V.

Kollektiv Afrodeutscher Frauen

Werdet offline aktiv!

1. Sprecht Rassismus an, wann immer er euch über den Weg läuft. Sei es bei der Arbeit, in der Familie, unter Freunden. Fordert Repräsentanz und Diversität in den Medien, in Unternehmen und vor allen Dingen in der Politik.

2. Erzieht eure Kinder so, dass sie das Privileg haben, nicht unserem anerzogenen Rassismus anheimzufallen. Nike von This Is Jane Wayne hat einen Haufen toller, diverser und bunter Kinderbücher für alle Eltern da draußen zusammengeschrieben. HIER geht es zum Beitrag.

3. Lest Literatur von Schwarzen Autor*innen und kauft bei Black Owned Businesses. Das geht auch wunderbar bei euch vor Ort oder eben online. Achtet vor allen Dingen darauf, dass ihr keine Marken unterstützt, die kulturelle Aneignung betreiben.

4. Bildet euch fort und hört niemals auf, aus euren Fehlern zu lernen. Verzeiht aber auch anderen etwaige Fehltritte, klärt auf, anstatt mit dem Finger zu zeigen.

5. Hört zu und akzeptiert, dass ihr Sendepause habt.

6. Seht die vielen Arten von Rassismus, die es gibt und geht dagegen vor. Rassismus gegen Schwarze, Islamophobie, Antisemitismus, Klima-Rassismus, Medical Rasism ... die Liste ist lang, lernt sie auswendig.

7. Protestiert, zeigt eure Meinung sichtbar, nehmt die Politik in die Verantwortung, werdet selbst aktiv!

8. Schreibt euren Abgeordneten, lest vor jeder Wahl die Parteiprogramme und wählt gezielt anti-rassistisch

Organisationen, die ihr mit Spenden unterstützen könnt

Geldgeschenke sind uninspiriert? Ja, gilt vielleicht für Weihnachten, aber nicht, wenn es um Spenden geht. So unromantisch es ist: Geld hilft, wenn sonst keine Mittel zur Verfügung stehen. Und wenn ihr schlicht gerade überhaupt nicht wisst, wo ihr anfangen sollt, dann sind eure Kröten der perfekte Weg, um zu unterstützen!

ISD Berlin e.V.

Black Lives Matter

Migrationsrat Berlin

Initiative Oury Jalloh

ART Anti-Rassismus-Telefon Essen

Verband der Beratungsstellen für Betroffener rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.

Gesicht zeigen!

Podcast, die ihr ganz umsonst hören könnt (!)

- Weissabgleich – der taz Podcast von PoC für PoC und für alle, die ihren Perspektive erweitern wollen.

- Alles gesagt? von Zeit Online und Zeit Magazin – In dieser Folge spricht Alica Haster fast sieben Stunden lang von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus in Deutschland und den USA – aufgenommen übrigens drei Wochen vor dem gewaltsamen Tod von George Floyd.

- Auf den Punkt von Süddeutsche Zeitung – Wiederum spricht in dieser Folge Alice Hasters über das strukturelle Rassismusproblem in Deutschland.

- unmute! Der Podcast von Gesicht zeigen! Behandelt Rassismus auf vielen Ebenen und zeigt auf, wie wir weiße aktiv werden können.

Nachgefragt

- Halbe Kartoffel Podcast vom Journalisten Frank Joung – Mit seinen Gästen, die immer nicht-deutsche Wurzeln haben, spricht Frank über Identität, Stereotype und Integration. Lebendig, unterhaltsam und lerhhreich!

- Die kleine schwarze Chaospraxis von und mit Denise M'Baye und Ninia LaGrande – Ein selbstgezeichneter Prozesspodcast, in dem Diskutiert, gelacht und gelernt wird.

- Feuer und Brot – Alice Hasters und Maximiliane „Maxi“ Häcke kennen sich seit der 5. Klasse und sprechen hier über Feminismus, aber auch über politische Themen und teilen ihre Weltansicht.

- Rice and Shine Podcast von den Journalistinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu – Einmal monatlich sprechen die beiden über alles, was sie bewegt.

- Er Sie und Ich Podcast – Liya und Yaw aus Stuttgart erzählen von ihrem Leben, über Popkultur und Dinge, die sie bewegt haben. Aus der Perspektive von PoC in Deutschland.

Kanackische Welle – Die Journalisten Marcel Aburakia und Malcolm Ohanwe beschreiben ihren. Podcast selbst als „Podcast von zwei deutschen Journalisten mit palästinensischen Wurzeln über Popkultur, Rassismus religiöse Spannungen und das Dasein als Kanacke im Westen.

- Lakonisch Elegant von Deutschlandfunk Kultur – In dieser Folge sprechen Alice Hasters, Malcom Ohanwe und Anatol Stefanotwitsch über die Weiterentwicklung unserer Sprache, wenn es um den Kampf gegen Rassismus geht.

- Diaspor.Asia – Schon über ein Jahr lang spricht der Podcast regelmäßig über aus asiatischer Perspektive über Diaspora in Deutschland.

- Vielfalt Mediathek Podcast – Die Podcasts der Vielfalt Mediathek nimmt sich einer Vielzahl von Themen zu Rassismus an und überträgt es auf viele Lebensrealitäten.

Du bis BIPoC / PoC und möchtest für uns schreiben oder kennst jemanden, der*die infrage käme? Dann schreib uns!

An [email protected]!

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