Höhenflug auf 203 Metern: Unsere Highlights der Berliner Fashion Week

Höhenflug auf 203 Metern: Unsere Highlights der Berliner Fashion Week

Klein, aber fein. Hier kommen die Designer, Brands, Events und Begegnungen, die uns diese Fashion Week bewegt haben

Klein, aber fein. Hier kommen die Designer, Brands, Events und Begegnungen, die uns diese Fashion Week bewegt haben

Hatte die Berlin Fashion Week einen Höhenflug? Anhand der Locations der Schauen hätte man das denken können: William Fan lud zur Karussellfahrt in den Berliner Fernsehturm, Lou de Bètoly punktete mit der wohl längsten Fahrstuhlfahrt in den 21. Stock – die 203 Höhenmeter des Fernsehturms verflogen dank der Highspeed-Fahrstühle dagegen nur so. Doch auch wenn die Locations hoch hinaus wollten, die Berlin Fashion Week konnte es dieses Jahr nicht. Der Schauenplan war noch einmal übersichtlicher als in der Saison zuvor, die Gästelisten fielen exklusiv (man könnte auch sagen: klein) aus, Streetstyle-Fotografen waren eine Rarität und die Highlights leider auch.

Doch wie sagt Sarah von This Is Jane Wayne so schön? Meckern können wir alle, besser machen wir aber nichts. Und deshalb gilt auch für diese Saison: Wir berichten über die Berlin Fashion Week! Und in der nächsten Saison werden wir uns noch mehr Mühe geben, Nachwuchstalente wie Lara Krude (zum Interview mit ihr geht es hier entlang) mehr Bühnenpräsenz zu bieten, interessante Hintergrundberichte zu liefern und Berlin als das darzustellen, wie wir es jeden einzelnen Tag erleben: als Modestadt.

Hier kommen sie also, unsere kleinen, aber sehr feinen Highlights, Momente und Looks der Berlin Fashion Week 2020:

Die Highlights auf dem Laufsteg

William Fan: 360 Grad Berlin im FANsehturm

Er hält die Flagge für die Berlin Fashion Week so hoch wie niemand anderes – nämlich 203 Meter! William Fan ist das Ausnahmetalent der Hauptstadt und der Termin auf der Modewoche, für den wir alles stehen und liegen lassen. Auch diese Saison bewies William Fan, woran Beige fest glaubt: Berlin hat das Potenzial zum Vorreiter der Fashion Weeks. Seine Kollektion war eine Hommage an Berlin, die von vielen winzig kleinen Fernsehtürmen in Form von Applikationen auf Mänteln widerspiegelte. Man spürte den kraftvollen Vibe der 80er-Jahre, das Gefühl des Aufbruchs in der Hauptstadt, Männer, die sich nicht in Normen zwängen ließen (Vokuhila!) und Frauen, die in karierten Kostümen die Karriereleiter hinaufkletterten.

Die Kleider waren aufwendig drapiert, die Abendmode so modern, wie man es sich wünscht, die Accessoires in Form von Glückskeksen versprühten eine feine Ironie, die starke Looks manchmal brauchen. William Fan findet immer mehr sich selbst – und kann so locker mit internationalen Designer*innen wie Simon Porte Jacquemus oder den Olsen-Twins bei The Row mithalten. Du machst uns stolz auf Berlin, William, und dafür lieben wir dich!

Die Bourgeoisie von Lou de Bètoly

Lou de Bètoly hat uns mal wieder in ihrem Netz (aus Strick) eingefangen! Nach einer sehr langen Fahrt im Aufzug in das 21. Stockwerk eines verlassenen Büros am Berliner Landwehrkanal wurde man mit einer tollen Aussicht belohnt. Und damit meinen wir nicht das Panorama von Berlin, sondern die Entwürfe der französischen Designerin. In betolischer Tradition wurden die nämlich wieder an Models aller Altersklassen und Ethnien präsentiert und bewiesen: Man kann alles tragen, wenn man nur die richtige Attitüde hat.

Die Kollektion namens „Bourgeoibstrus“ – eine Wortkreation aus Bourgeoisie und abstrus – beschäftigte sich mit typischen äußerlichen Merkmalen der gehobenen Klasse wie Tweed, Tartan, Kaschmir und Kristallen. Genau diese Materialien führte Designerin Odelie neu zusammen und erschuf so moderne Looks. Unsere Favoriten: der Tartan-Patchwork-Look, das Rüschenensemble in Knallfarben, ein mit Swarovskisteinen verzierter Cardigan und ein Kleid aus Kordeln – so wunderschön wie untragbar. Wenn das die neue Form der Bürgerlichkeit ist, dann stehen uns rosige Zeiten bevor.

Odeeh: Tragbar und erwachsen

Odeeh ist der Mercedes unter den Labels der Berlin Fashion Week. Elegant, erwachsen, zuverlässig und nicht wegzudenken aus der Berliner Modehistorie. Otto Drögsler und Jörg Ehrlich gingen mit ihrer Show auch diese Saison kein Risiko ein. Weder in Sachen Kleidung, noch in Sachen Model-Casting und Diversität. Die gezeigten Looks überzeugten vor allem durch ihre Farbigkeit: warme Senftöne trafen auf Aquamarin, dazu gesellte sich hier und da ein mutiges Violett ebenso wie in elegantes Kaminrot. Die Schnitte waren auf den Punkt, tragbar und weder exzentrisch noch schlicht – eben genau das Mittelmaß, das Tragbarkeit verlangt. Dennoch wünschen wir uns für die nächste Show mehr: Mehr Struktur, mehr Angriffsfläche, mehr Mut und mehr Extravaganz. Das Blut von Odeeh ist bunt und nicht blau – und wir wollen mehr davon sehen.

Nobi Talai: Die moderne Nomadin kehrt zurück

Nobi Talai gehört zu unseren Lieblingen der Berliner Designer*innen. Sie versteht, was die moderne Frau will: Zeitlosigkeit, Nachhaltigkeit, Eleganz und vor allem will sie sich nicht zu sehr auf eine Rolle festlegen. Die Nomadin ist zum Sinnbild von Nobi Talai geworden – und dieses Jahr erlebten wir sie auf dem Laufsteg so stark wie noch nie zuvor.

Nobi Talai ist dafür bekannt, dass sie ihre Herkunft aus dem Iran immer in ihre Entwürfe mit einfließen lässt. So ergibt sich ein Mix aus westlicher und nahöstlicher Tradition, wie es bei kaum einer anderen Designerin der Fall ist. Das handwerkliche Können ihrer Heimat präsentierte sie mit Bestickungen, außergewöhnlichen Schmuckstücken, Leder, Patchworkdesigns und drapierten Kopftüchern. Gedanklich verschwand die kahle Location des Kraftwerks, man meinte rauen Wüstenwind und die tief stehende Sonne auf seiner Haut zu spüren. Vielleicht ja genau die Flucht aus dem winterlichen Alltag, die wir uns immer wünschen...

Und was war sonst so los?

Malaikaraiss glänzte durch Abwesenheit

Oh, wie sehr Malaikaraiss mit ihrer Abwesenheit ein Loch in unser Herz riss. Die Berliner Kultdesignerin ist nicht nur durch ihr Können zu einer unserer allerliebsten Designer*innen ever geworden, sondern auch durch ihre zarte und zurückhaltende Persönlichkeit, die sich in der Feinheit ihrer Mode widerspiegelt.

Doch als kleiner Trost sendete uns Malaika eine digitale Flaschenpost mit ihrer neuen Kollektion aus Paris, wo sie die Kollektion den Einkäufer*innen präsentiert. Hin- und hergerissen ist sie, vielleicht ja nicht nur modisch, denn ihre neue Kollektion heißt „Between two Chairs“, sondern auch zwischen den beiden Metropolen, die für sie so wichtig sind: Berlin und Paris.

Diese Zerrissenheit sah man auch der Kollektion an – und das auf die beste Art und Weise. Das modische Vorbild war Lee Radziwill, eine US-amerikanische Innenarchitektin, Schauspielerin und Autorin – und die Schwester von Jacky Kennedy. Lee wurde als Schwester der First Lady und gleichzeitige kreativ-kulturelle Partyfigur der 50er-Jahre zu einer prägenden Stilikone, ein Unentschieden zwischen Kunst, Kreativität, Adel und Protokollen.

Diesen Twist erkennt man in Malaikasraiss' Kollektion in der Kombination aus fließenden Abendkleidern, asymmetrischen Crop-Tops, Pencil Skirts und bedruckten Statement-Shirts – die übrigens größtenteils aus nachhaltigen Materialien wie z.B. veganem Leder gefertigt wurden.

Du wurdest sehr vermisst Malaika, aber deine Kollektion hat vieles wieder wett gemacht. Im Sommer zählen wir allerdings wieder auf dich!

Wir läuteten die Berlin Fashion Week mit einem Facial von Irene Forte ein

Hach, so kann die Berliner Fashion Week immer starten. Am Montagabend lud Niche Beauty zusammen mit dem Naturkosmetikbrand Irene Forte ins Hotel de Rome ein, um dort die Skincare-Linie in einem entspannenden Facial zu testen. Wir ließen uns eine halbe Stunde von den geübten Händen des Spa-Teams verwöhnen und verließen das Hotel mit seidig zarter Haut, perfekt vorbereitet für die Fashion Week. Irene hat ihre Hautpflege als Hommage an ihre Heimat Sizilien kreiert, darin finden sich z.B. Pistazien, Lavendel, Rosmarin, Mandel, Weißwein und Orangeblüte. Ihr habt jetzt Hunger? Dann still den Appetit und gönnt eurem Gesicht eines der extrem wohlriechenden Produkte.

Vestiaire Collective lud zum nachhaltigen Shopping der besonderen Art

Wie kann man am besten nachhaltig shoppen? In dem man es a) gar nicht tut b) Secondhand einkauft oder c) sich Sachen ausleiht. Wer einmal bei der Fashion Week dabei war, der weiß, der Druck ist da: Man will halt gut aussehen, wenn sich alle mal schick machen und die Sonntagskleidung aus dem Schrank herausholen. Doch für diese Gelegenheit extra etwas kaufen? Auf gar keinen Fall! Vestiaire Collective bietet seit zwei Saisons für die Fashionistas eine nachhaltige Alternative zum trendigen Spontankauf vor der Fashion Week. Im Showroom kann man sich für ein paar Tage Produkte der Online-Secondhand-Plattform ausleihen – und am Ende ganz entspannt wieder zurückgeben.

Diese Saison kam das Angebot für uns zu spontan – die Outfits waren schon geplant – doch das nächste Mal werden wir sicher darauf zurückgreifen.

Lisa war außerdem in Sachen Nachhaltigkeit unterwegs

Jawohl! Die Messe für nachhaltige Mode Neonyt, unter deren Dach sich seit 2019 der Green Showroom und die Ethical Fashion Show Berlin vereint haben, gehört für mich zum absoluten Pflichtprogramm (meine Highlights aus dem Sommer findet ihr hier) während der Fashion Week Berlin. Die Modeindustrie ist die zweit-dreckigste Branche der Welt und hat nicht nur ökologisch, sondern auch gesellschaftlich einen schlechten Ruf. Von einer Flaute war auf dem Tempelhofer Flughafen, wo die Neonyt gemeinsam mit anderen Messekonzepten diese Saison hingewandert ist, allerdings absolut keine Spur.

Die nachhaltige Modemesse wächst und gedeiht und neben unzähligen Panels, Workshops und Diskussionsrunden bot sich den Besucher*innen in der Hall X eine beeindruckende Ansammlung von Modelabels, die nicht nur mit nachhaltigen Konzepten, sondern endlich auch mit zeitgemäßen Kollektionen überzeugten. Ja, wir sind hier endlich auf dem richtigen Weg. So viel gebe ich euch quasi als Schmankerl schon mal mit, denn ich werde euch meine Neuentdeckungen noch diese Woche ausführlich vorstellen und ein kleines Interview habe ich auch im Gepäck.

Geliebte Klassiker: Maries Looks

Look 1

In das erste Outfit der Fashion Week steckt man immer besonders viel Mühe, danach fällt die Anspannung und die Lust bei mir dann immer deutlich ab. An dieser Stelle möchte ich einmal meiner Mama danken, die für mich meine Mode- und Shoppingberatung Numero Uno ist. Das komplette Outfit gebührt ihr, denn es sind entweder Geschenke oder Kleiderstücke aus ihrem Kleiderschrank. Das nennt man nachhaltig, Freunde.

Ledermantel: Vintage von Mama (ähnlich hier), Pullover: Ninety Percent (nachhaltig), Jeans: Re/Done, Schuhe: Aeyde, Tasche: Vintage Dior von Mama, Panzerkette: Vintage von Mama, Kreolen: Otiumberg

Look 2

Dank 12 Grad Temperatur konnte ich am zweiten Tag meine zwei liebsten Klassiker ausführen: Chanel-Tasche und Trenchcoat. Nach dem ersten Tag mit Absätzen waren am nächsten Morgen bequeme flache Schuhe ein Muss. Simpel, aber so mag ich es am liebsten.

Mantel: & Other Stories, Jeans: Re/Done, Boots: Balagan, Tasche: Chanel

Look 3

Wieder das gleiche Rezept, diesmal mit Leo-Mantel!

Mantel: Malaikaraiss, Pullover: & Other Stories, Jeans: Re/Done, Boots: Balagan, Tasche: Chanel

Look 4

Last but not least, wieder ein Look mit einem Statement-Mantel. Die sind auch einfach zu praktisch und schön. Und P.S. Ja, hier seht ihr zum ersten Mal meine kurzen Haare, ich gewöhne mich noch dran!

Mantel: Alexachung, Jeans: Agolde, Boots: Balagan, Sonnenbrille: Jimmy Fairly

Geliehen, gebraucht, grün: Lisas Outfits

Look 1 (A & B)

Da mich eine ordentliche Grippe (in tatkräftiger Unterstützung mit einer Blasenerkältung) in der Woche vor der Fashion Week ziemlich aus den Latschen gehoben hatte, kreisten meine Gedanken am Wochenende vor dem Start eher um Genesung, denn um Outfits. Ein Glück, dass es die liebe Kristina Hellhake und die Agentur Melagence in Berlin gibt! Hier durfte ich durch die Winterkollektion von House of Dagmar stöbern und mir einige Lieblingsteile auf Zeit aussuchen. Die Rettung!

Der Startschuss für den Modetrubel fiel allerdings in SEHR bequemer Kleidung. Lululemon und Roksanda luden am ersten Tag zum Morning Yoga. Bequemer ist nur nackt. Danach kombinierte ich geliehene Teile mit Secondhand-Fundstücken und Evergreens.

Look A: Yogahose: Lululemon, Longsleeve: Lululemon x Roksanda

Look B: Blazer: House of Dagmar (ähnlich hier), Bluse: Secondhand (ähnlich hier), Lederhose: H&M Trend, Stiefel: Topshop (super alt, ähnlich hier), Mini-Bag: Jérome Studio Flap Mini, Ring: Jane Kønig, Ohrringe: Jukserei, XXL-Scrunchie: This Is Jane Wayne x ebba

Look 2

Für die Show von Lou de Bétoly machte ich unbewusst alles richtig. Die Vibes in der verlassenen 21. Etage des Bürohauses in Kreuzberg erinnerten mich an die Zeiten von illegalen Raves an geheimen Venues, über die man erst kurz vor Beginn via Geodaten informiert wurde. Meinen Freund erinnerte mein Look hingegen eher an Oomph!, aber den hat ja keiner gefragt, ne?

Lederkleid: House of Dagmar (ähnlich hier), Longsleeve: Arket, Schuhe: Dr. Martens Emmeline, Kette: Jane Kønig

Look 3

Ruhiger Tag, ruhiger Look. Am dritten Tag war nicht nur wenig los, es war auch erschreckend warm. Meinen Look auf der Neonyt habe ich vor lauter Detektivarbeit glatt vergessen abzulichten. Schadi.

Jacke: House of Dagmar (ähnlich hier), Pullover: H&M Trend (super alt, ähnlich hier), Jeans: Levi's Rib Cage, Stiefeletten: Vagabond (super alt, ähnlich hier), Seidentuch: Bam Harmony Scarf, Tasche: Hvisk

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