Das Beauty-Verhör mit Sabine Fasching
Das Beauty-Verhör mit Sabine Fasching
Das Beauty-Verhör mit Sabine Fasching

Das Beauty-Verhör mit Sabine Fasching

Das Beste aus zwei Welten: Bei Sagitta treffen Natur und Wissenschaft aufeinander

Sabine ist die sechste Generation in einer Pharmazeut*innen-Familie. Heute macht sie zusammen mit ihrem Vater Sagitta – und entwickelt natürliche Hautpflege

Auf der Website von Sagitta sieht man ein Foto von Sabine und ihrem Vater Stefan Fasching. Die beiden sind Teil einer Sechs-Generationen-Apotheker*innen-Familie – nur, dass Sabine aus der Reihe geschlagen ist und Grafikdesign in London am Central Saint Martins studiert hat. Doch irgendwann war es da, das Gefühl, in das Familienunternehmen einsteigen zu wollen. Und so kauften Sabine und Stefan die Marke Sagitta wieder zurück und behielten das, was Sagitta ausmacht: das Wissen mehrere Generationen in Bezug auf Schulmedizin und pflanzenbasierter Medizin. Was sie hinzufügten: neue Produkte, ein modernes Branding und eine nachhaltige Firmenphilosophie in Bezug auf Ressourcen und Verpackungen.

Es war also höchste Zeit, mit Sabine einmal über die Beauty-Industrie, über alternative Heilungsmethoden und ihr Deo zu sprechen, das aus meinem Bad nicht mehr wegzudenken ist. Und wie ist es überhaupt, jeden Tag mit seiner Familie so eng zusammenzuarbeiten: Fluch oder Segen?

„ Unser Ziel ist es, eine symbiotische Beziehung zu unserem Planeten zu fördern. Deswegen setzen wir, wo immer möglich, auf die nachhaltigsten Optionen und suchen bei allem, was wir tun, eine tiefe Verbindung mit der Natur. “

Kannst du für die, die Sagitta nicht kennen, die Besonderheiten des Unternehmens einmal kurz zusammenfassen?

Sagitta ist ein Familienunternehmen in der 6. Generation und es geht bei uns rund um das Thema Gesundheit. Sagitta ist aus der Apotheke meines Ur-Ur-Großvaters entstanden, aus der mein Großvater einzelne Präparate ausgegliedert hat. Besonders ist, dass unsere Wurzeln in der Pharmazie liegen und wir selber aber die totalen Ökos sind. So ist das heutige Sagitta eine Verschmelzung aus beidem.

Was war das allererste Sagitta-Produkt? Wie ist deine Familie damals darauf gekommen, aus einer Apotheke auch ein Kosmetik- bzw. Pflegeunternehmen zu machen?

Die allerersten Sagitta-Produkte waren Hustenbonbons und Hustensaft, am Ende des Ersten Weltkriegs kam dann Amputationsstumpf-Salbe hinzu. Die Nachfrage nach diesen Produkten war so groß, dass sie im normalen Apothekenbetrieb nicht mehr herzustellen waren, deshalb wurden sie in größeren Mengen unter dem Namen Sagitta produziert.

Wie hoch war der Druck, dass du in der Familien-Tradition auch weiter als Apothekerin arbeitest?

Glücklicherweise waren meine Eltern da total entspannt. Sie meinten, ich solle machen, was mich glücklich macht, denn man ist nur gut in dem, was einen auch richtig erfüllt. Aber wie man sieht, hat mich meine Geschichte dann doch noch eingeholt.

Wie ist es in einer Apotheker-Familie aufzuwachsen? Was sind die Vorteile, was die Nachteile?

Bei uns zu Hause drehte sich viel um das Thema Gesundheit. Ich habe als Kind oft Pschyrembel gelesen, ein klinisches Wörterbuch, und fand das faszinierend, obwohl die Bilder darin ekelig sind. Meine Mutter hat an mir häufig medizinische Patch-Tests gemacht, weil Kinderhände üblicherweise voll mit Bakterien sind. Das sah immer toll aus und war für mich ganz normal.

Arzneimittel gab es bei uns nur selten, das war auffällig. Mit Kopfschmerzen wurde man ins Bett gesteckt, hat eine Wärmflasche bekommen, aber keine Tabletten. Ich nehme bis heute keine Medikamente und unsere Kinder auch nicht. Wir suchen außerdem immer nach dem Ursprung des Problems.

Eine Geschichte ist mir im Kopf geblieben: zu der Zeit, als meine Großmutter mit meinem Vater schwanger war, wurde häufig Contergan gegen Schlafstörungen verschrieben und auch meine Großmutter hatte das Rezept schon zu Hause. Mein Urgroßvater hat das mitbekommen, das Rezept an sich genommen und gesagt, sie soll das lieber nicht nehmen. Stell dir vor!!!

Wie bist du mit deinem Vater auf die Idee gekommen, die Sagitta-Marke wieder zurückzukaufen?

Ich fand es so schade, dass mit dem Ruhestand meiner Eltern das ganze Wissen, das über Generation aufgebaut worden war, verloren gehen sollte. Deshalb hatte ich sie schon länger mit der Idee bearbeitet. Meine Chance kam, als uns die Marke Sagitta (sie war an BASF verkauft worden) wieder angeboten wurde ... und so habe ich meine Eltern dann komplett um den Ruhestand gebracht.

Wie ist es, mit seinem Vater zusammenzuarbeiten?

Es ist erstaunlich harmonisch, wobei wir uns dann auch mal wieder dick in die Haare kriegen. Aber das soll auch so sein, denn auf diese Weise haben wir schon so manches Problem gelöst und unser Austausch ist immer sehr ehrlich. Mein Vater hat Sagitta früher zusammen mit seinem Vater geführt, also hat er auch mal in meinen Schuhen gesteckt. Das macht die Zusammenarbeit angenehm. Er lässt mich oft einfach machen, aber ich bin froh, dass ich alle Probleme mit ihm besprechen, aber auch die Erfolge mit ihm feiern kann.

Ihr schlagt mit eurer Brand die Brücke zwischen pflanzenbasierter und Schulmedizin. Warum?

Wir glauben an Beides. Viel wird als natürlich bezeichnet, ist aber nicht gut für den Körper. Aluminium und Silber sind auch natürlich – stehen sogar im Periodensystem – haben aber meines Erachtens in einem Deo nichts zu suchen. Es gibt Aspekte der Schulmedizin, die wertvoll sind, aber im Verhältnis von Nutzen zu Risiko richtig eingesetzt werden müssen. Antibiotikum ist Gold wert, ohne sähe die Welt schrecklich anders aus, aber nach dem Antibiotikaeinsatz sollte ein Probiotikum eingenommen werden, um den Körper wieder aufzubauen.

Warum brauchen wir Probiotika und was suchen sie in einem Deo?

Wir brauchen Probiotika, also lebende Mikroorganismen zum Leben. Sie halten das Mikrobiom intakt, indem sie die riechenden Bakterien in Schach halten. So funktioniert auch unser Deo: schlechte Bakterien, schlechter Geruch, gute Bakterien, kein Geruch.

„ Ich persönlich mag lieber nach mir selbst riechen oder wenn, dann nach einem guten Parfüm. “

Warum riecht euer Deo nach nichts? Könntet ihr euch vorstellen, auch eine Version mit einem dezenten Duft zu lancieren?

Wir wollten bewusst keinen Geruch für das Deo. Ich persönlich mag lieber nach mir selbst riechen oder wenn, dann nach einem guten Parfüm. Es ist bewiesen, dass Gerüche sogar bei der Partnersuche eine Rolle spielen (die Pille hilft da zum Beispiel leider gar nicht). Babys mögen am liebsten den Geruch ihrer Mütter und umgekehrt.

Ohne Geruch ist das Deo unisex und wir haben viele Männer, die es gerne benutzen. Viele Menschen reagieren auch auf Duftstoffe, deshalb haben sie unter den Armen nichts verloren.

Was sind deine Tipps, wenn man auf natürliches Deo umstellt?

Sich Zeit geben. Der Körper muss sich erst entgiften und völlig neu einstellen. Am besten stellt man im Urlaub um, wenn man viel am Strand, in der Wärme oder in der Sauna ist oder Sport macht. Dann geht die Umstellung schneller. Stress-Schweiß riecht außerdem stärker und anders. Im Urlaub gibt es diesen hoffentlich nicht. Auch kann man Deos ohne Aluminium öfter am Tag anwenden, unseres könnte man sogar essen, obwohl ich das nicht empfehlen würde. Also wenn man sich am Anfang manchmal schwitzig fühlt – einfach nochmal drauf damit.

Du hast deinen Abschluss in Grafikdesign gemacht. Inwiefern hilft dir das bei deiner Arbeit?

Ich denke, Kreativität hilft, alles zu hinterfragen und einen individuellen Weg zu gehen. Aber es hilft leider nicht immer, denn ich sehe Sagitta nie wirklich als Business, sondern eher als Plattform, um aufzuklären und Informationen zu geben. Mein Vater holt mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir verkaufen uns leider noch viel zu wenig. Wenn man ein gutes Produkt hat, soll man es auch bewerben, aber ich finde es manchmal schwer, mich da so in den Vordergrund zu drängen. Ich bin eher zurückhaltend, lerne aber dazu.

Neben medizinischen Produkten und Hautpflege verkauft ihr auch eure Muse Periodenpants. Wie kam’s?

Ich hatte meine erste Periodenunterwäsche schon vor zehn Jahren. Thinx aus den USA. Ich fand die so toll. Ich dachte immer, wenn es die Möglichkeit gibt, so etwas in Öko zu machen, ohne Silber etc., dann sollten wir das unbedingt tun. Ich habe drei Mädels und wenn es bei ihnen so weit ist, ist eine Öko-Periodenunterwäsche der perfekte Einstieg. Das alles sprach dafür, Muse in unser Angebot aufzunehmen, als wir diesen Öko-Bambus-Weg entdeckt hatten.

Welches Produkt plant ihr als Nächstes?

Lippenbalsam als essbare Variante. Man isst erstaunliche Mengen von dem Zeug und wir dachten uns, dann entwickeln wir einen, den man auch wirklich essen kann. Meine Mädels lieben Lippenbalsam, aber bis jetzt habe ich noch keinen auf dem Markt gefunden, den ich ihnen ohne Bedenken geben kann. Auch hatte ich das Gefühl, dass sie alle irgendwie süchtig machen. Wenn man Lippenbalsam einmal verwendet, will man immer mehr davon. Das mag ich im Hinblick auf meine Kinder nicht. Deshalb freue ich mich auf unseren Lippenbalsam. Er kommt auch noch in einer tollen Verpackungsvariante. Ich sage nur „Nuss“.

Das Beauty-Verhör beginnt:

Welche anderen Brands sind Vorbilder oder Vorreiter in Sachen Beauty und Skincare für dich?

Ha, das ist schwierig, weil ich wenig benutze, aber ich mag „The Glow“. Deren Philosophie ist unserer sehr ähnlich: „Weniger ist mehr“. Wasser braucht nur Konservierung, also lieber raus damit. The Glow ist auch so ein ehrliches Brand und ich mag die Produkte.

Der wichtigste Beauty-Tipp, den du je bekommen hast?

Never turn down a glass of water.“ Wir trinken alle viel zu wenig. Ich leider auch! Man hat einfach eine bessere Haut, wenn man mehr trinkt. Der Körper wird entgiftet und man sieht gleich gesünder und voller aus.

Noch besser ist heißes Wasser. Warmes Wasser kann besser aufgenommen werden und rehydriert besser. Und wenn etwas weh tut, mach dir eine Wärmflasche. Es gibt Studien, dass eine Wärmflasche z.B. bei Regelschmerzen genauso viel hilft wie ein Schmerzmittel. Oft sind die Lösungen so einfach und ganz ohne Nebenwirkungen.

Was ist totaler Irrglaube?

Der Nutzen von Faltencreme. Meiner Ansicht nach helfen sie bedauerlicherweise nicht. Ich sehe das als reine Geldmacherei. Viel besser ist es, sich weniger in die pralle Sonne zu setzen. Und Sonnencreme zu benutzen! Ich verstehe nicht, warum unsere Gesellschaft solche Probleme mit dem Älterwerden hat, denn eigentlich ist es doch ein Geschenk.

Welches Thema wird in der Beauty-Branche noch viel zu selten behandelt?

Gesundheit ist Schönheit, das vergessen wir allzu oft. Sie muss von innen kommen. Cremes können einen gut fühlen lassen, wie eine Art Placebo. Aber Schönheit beginnt mit gesunder Ernährung, Bewegung, Glücklichsein, gutem Schlaf und viel Trinken. Cremes und Make-up sind nur ein kleiner Baustein. Je gesünder man ist, desto weniger braucht man sie.

Schlechte Haut kommt von innen, also sollte man dort nach dem Problem suchen. Oft ist die Ursache eine Unverträglichkeit oder Inflammation. Auf solche Zusammenhänge wollen wir aufmerksam machen, deswegen haben wir unsere neuen Bundles ins Leben gerufen. Sie sind ein ganz neues Sagitta-Produkt und bestehen aus einem Kurs zu einem bestimmten Thema. Wir investieren da gerade viel Zeit und Herzblut und hoffen sehr, dass es vielen Leuten hilft, vor allem auch mit der Haut. Unser Gluten Bundle kommt so um Ostern herum raus.

„ Mit mehr Zeit kommt auch wieder mehr Make-up, denke ich. Aber ich fühle mich ohne oft besser. “

Du scheinst was Gerüche angeht ja eher zurückhaltend zu sein. Welchen Duft magst du denn gerne? Und verwendest du Parfum? Wenn ja, welches?

Gerne mag ich Tobali Iron Wind und ich bin ein Big Japan Fan.

Wenn Nahrungsergänzung, dann ...

... nur Top-Qualität. Da sagt der Preis oft echt an.

Gibt es No-Go-INCIS für dich?

Es gibt auf alle Fälle die Liste der 10 No-Go INCIS und von denen bleiben wir schön fern. Aber auch hier ist weniger mehr. Wir versuchen unsere INCI-Liste zu reduzieren, wo es nur geht und uns auf die wesentlichen und sehr reinen Inhaltsstoffe zu konzentrieren.

Schminkst du dich jeden Tag? Wenn ja, welche Produkte verwendest du?

Nein, ich schminke mich selten, aber dann freu ich mich so richtig darauf und fühle mich auch immer wie vor meinem Mama-Dasein. Das genieße ich dann auch. Aber meine Familie sagt immer, du schaust gar nicht besser, sondern nur anders aus.

Früher habe ich viel Nars benutzt, aber dann lagen die Produkte so lange herum, dass nicht mehr viel brauchbar war. Jetzt war ich mal bei der lieben Johanna von Studio B und habe dort ein paar schöne neue Basics bekommen. Aber wie gesagt, ich verwende eher wenig. Wobei ich erst kürzlich die Bobby-Brown-Masterclass angeschaut habe und wieder voll ins Make-up-Fieber gekommen bin. Mit mehr Zeit kommt auch wieder mehr Make-up, denke ich. Aber ich fühle mich ohne oft besser. Ich reibe mir oft die Augen und mit Make-up hab ich dann schnell den Salat... bis mir jemand sagt, dass ich aussehe wie ein Panda ...

Wie sieht deine Skincare-Routine aus?

Ich habe wirklich nur eine. Wenn ich mich schminke, muss ich mich auch abschminken und dann nehme ich den Reiniger von The Glow oder von Dr. Hauschka. Ansonsten nehme ich Wasser, manchmal ein paar Cremes oder Balms, die ich gerade teste. Ansonsten habe ich keine Routine. Was ich immer verwende, ist Zahnseide und zwar das Oral-B-Tape. Das finde ich sehr wichtig. Zahnseide ist für mich wie eine schlechte Schnur zwischen den Zähnen, aber das Tape funktioniert super. Wasser ist mein Lieblingsprodukt. Wir haben hier super gutes Wasser. Das reicht oft aus.

Wie oft wechselst du Produkte?

Ich probiere viel, das gehört für mich zum Business, bin aber oft unhappy. Deshalb wechsle ich andauernd. Manchmal sortiere ich Sachen schon rein wegen des Geruchs aus. Ich packe da ganz viel nicht. Sogar die Dr.-Hauschka-Concealer riechen für mich viel zu stark.

Welche Produkte hast du immer in deiner Handtasche dabei?

Octenisept-Desinfektionsmittel, Bepanthen und Pflaster – klassische Apotheker-Tochter. Manchmal auch die Augencreme von Dr. Hauschka, die ich mehr für die Lippen benutze. Handcreme, wobei ich da noch keine wirklich gute gefunden habe. Manchmal nehme ich einfach nur Shea Butter.

Du hast lange in London gewohnt. Welches Brand von dort vermisst du auf dem deutschen Markt?

Ich finde Haeckels.co.uk ein cooles Brand. Sie beschäftigen sich, wie wir, stark mit dem Mikrobiom. Erst kürzlich haben sie einige Produkte auf Sulapac-Verpackungen, mit denen wir auch arbeiten, umgestellt und drucken auf Seife, um Verpackung zu sparen etc. Aber ich habe, aufgrund des Brexits, leider noch kein Produkt probiert.

Die Engländer*innen sind viel pragmatischer, da geht viel mehr. Während sie auf Seifen drucken dürfen, mussten wir gerade unsere Seifenschachteln neu drucken lassen, weil sie innen bedruckt waren und die Druckfarbe auf die Seifen gelangen könnte. Deshalb haben sie es nicht durch die Sicherheitsbewertung geschafft.

Welches Produkt von einer anderen Marke hättest du gerne selbst erfunden, weil du es so gut findest?

Susanne-Kaufmann-Badezusätze sind echt super und sehen auch noch wunderbar aus. Außerdem finde ich Liebscher & Bracht total toll, irgendwo zwickt es immer mal und die haben immer eine Lösung, die man einfach und schnell von daheim aus machen kann.

Mit welchem Brand würdest du für dein Leben gerne zusammenarbeiten bzw. eine Kooperation mit Sagitta eingehen?

Mit Verla, denn ich würde gerne so ein richtig gutes Magnesium machen. Magnesium ist so wichtig und wenn man sich nicht so gut fühlt, mangelt es oftmals daran. Das kann man ganz leicht selbst testen.

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