Das Beauty-Verhör
mit Romy Kowalewski von 27 87 Perfumes
Im Interview mit Romy sprechen wir nicht nur über Geschichten, die man mit Düften erzählen kann, sondern auch über ihre Skincare-Routinen und den besten Beauty-Tipp, den sie je bekommen hat!
Es gibt Menschen, die erzählen Geschichten mit vielen Worten, manche gestikulieren wild, andere brauchen Bilder oder Filme. Und dann gibt es Menschen wie Romy Kowalewski. Sie erzählt Geschichten mit vielen verschiedenen Zutaten, holt dabei Erinnerungen aus den tiefsten Schubladen und doch sehen bei jedem die Bilder, die sie damit erzeugt, immer anders aus. Denn Romy kreiert Parfums.
27 28 Perfumes, das ist das Brand, das sie 2016 gegründet hat und mit dem sie sich zum Ziel gesetzt hat, wirklich einzigartige unisex Düfte zu lancieren. Mittlerweile gibt es sieben verschiedene Parfums, gegliedert nach vier verschiedenen Linien und unterschiedlichen Stimmungen.
Kennengelernt habe ich Romy, als sie in einem meiner liebsten Stores in Berlin, im April First, eine kleine Party gab und fünf Frauen um einen runden Tisch mit ihren Geschichten zu jedem einzelnen Parfum fesselte. Da gibt es einen Duft, der riecht nach Absinth und den Bars in Barcelona, ein anderer riecht nach Urlaub am Strand und wiederum ein anderer sollte unbedingt Minze enthalten. Es wird nie langweilig mit Romy – und die Worte gehen ihr nie aus.
Also war klar, ich muss noch mehr über die Frau wissen, die olfaktorische Blockbuster produziert. Und ja, sie konnte mir nicht nur in Sachen Parfums einiges beibringen, nein, es war auch das ein oder andere sehr spannende Beauty-Produkt in ihrer Skincare-Routine dabei ...
Welches Parfum war dein erstes?
Mein erstes eigenes Parfum haben mir meine Eltern auf einer Südfrankreichreise bei Fragonard gekauft. Da war ich 13 Jahre alt und natürlich ganz stolz darauf, dass ich einen Duft aus einer „echten“ Parfum-Manufaktur aus Grasse hatte und unter meinen Freundinnen die einzige war, die diesen Duft trug. „Maman Cherie“ wird immer der Duft sein, mit dem mich meine engsten Freund*innen in Verbindung setzen.
Was ist für dich der schönste Geruch auf der Welt?
Da gibt es mehrere: Den Geruch nach Benzin empfinde ich als anziehend, ebenso feuchten Waldboden im Herbst, frische Basilikumblätter und gebratene Zwiebeln. Ich liebe auch den Geruch von frischem Brot am frühen Morgen. Denn genau dieser Duft erinnert mich an meine Kindheit und an meine Familie.
Wenn du Barcelona in einem Duft beschreiben müsstest, wie würde dieser riechen?
Barcelona hat für mich einen einzigartigen Geruch, da die Stadt auch so einzigartig gelegen ist. Es ist eine der wenigen europäischen Metropolen, die direkt am Mittelmeer liegen. Daher mischt sich die frische Meeresbrise mit urbanen Gerüchen wie Café und Schokoladen-Croissant am Morgen, scharfe und süßliche Gerüche von den Gewürzen des Boqueria-Marktes breiten sich über den Tag auf die ganze Stadt aus und am Abend ist der warme Geruch der Kiefern, die auf den naheliegenden Bergen der Stadt wachsen, deutlich wahrzunehmen. Dann kommen natürlich noch die saisonalen Gerüche dazu, wie jetzt im Frühjahr die Orangenblüte und im Sommer die Mandelblüte und Jasmin. So habe ich Barcelona kennengelernt und genauso halte ich die Stadt auch tief in meinen Erinnerungen.
Gibt es auch mal Tage, an denen du nichts riechen kannst bzw. willst?
Definitiv. Besonders wenn ich gerade an einem neuen Parfum arbeite, brauche ich „Riechpausen“. Denn die sind für mich essenziell, damit sich meine Rezeptoren neutralisieren und ich so frisch an den neuen Kreationen schnuppern kann.
Wie findet man das richtige Parfum für sich?
Das richtige Parfum ist immer so eine Sache ... für mich gibt es da kein richtig oder falsch. Denn jeder Mensch hat verschiedene Launen oder Gemütszustände. Auch entwickeln wir uns im Leben immer weiter oder anders – das alles hat natürlich seinen Einfluss auf unsere Parfumauswahl. Ich sage immer nur, dass es wahnsinnig wichtig ist, ein Parfum immer direkt an sich selbst auszuprobieren, um die Vielfalt und Entwicklung der verschiedenen Noten auf der eigenen Haut beobachten zu können und somit für sich entscheiden zu können, ob der Duft zu einem passt oder eben nicht.
Was macht 27 87 einzigartig?
Das Einzigartige an 27 87 sind definitiv unsere Duftkreationen. Wir pochen nicht auf konventionelle Düfte, von denen wir genau wissen, dass sie eine große Bandbreite an Leuten ansprechen. Unser Erkennungswert liegt definitiv an unserer Kreativität, wie wir verschiedene Konzepte in die heutige Moderne interpretieren – dazu gehören dann auch mal Duftkreationen mit spezifischen Ingredienzen, die sich viele Marken nicht trauen würden, einzusetzen. Im „Sónar“ zum Beispiel gibt es eine Note, die nach verbranntem Gummi riecht. Sie verleiht „Sónar“ das gewisse Etwas und ist so in der „Haute Parfümerie“ nicht zu finden.
Wie wird man Gründerin eines Parfum-Brands?
Einfach loslegen! Nein, so einfach ist das natürlich nicht. Ich habe, bevor ich mein Label gegründet habe, erstmal meine Nase in London und auch in Grasse trainiert und mich umfangreich mit Parfum und den vielen verschiedenen Schritten, die zur Herstellung eines Parfums benötigt werden, auseinandergesetzt. Danach ist viel Puzzlearbeit nötig, um die vielen verschiedenen Teile eines fertigen Produktes zusammenzuführen und dabei natürlich immer die beste Qualität aufzusuchen.
Warum hat es dich nach Barcelona verschlagen und inwiefern hat dich die Stadt beruflich inspiriert oder verändert?
Ich wollte schon als Teenager immer raus in die weite Welt – eine neue Sprache lernen und neue Kulturen kennenlernen. Nach dem Abitur hatte ich dann die Möglichkeit in Barcelona zu studieren. Ich habe mich so in die Stadt und den Lifestyle verliebt, dass ich dann auch gleich hier geblieben bin. Barcelona ist also mittlerweile meine Heimat und auch der Geburtsort von 27 87. Alle Komponenten der Marke werden hier in Barcelona hergestellt.
Signature-Duft oder je nach Lust und Laune wechseln?
Als Teenager war ich immer Fan von einem Signature-Duft, da ich wollte, dass man mich schon am Duft erkennt. Mittlerweile wechsle ich mein Parfum nach Lust und Laune. Mein Parfum wechselt also genauso häufig wie meine Schuhe oder Outfits.
Wie hat die Pandemie die Parfum-Branche verändert?
Viele kleine und neue Marken haben natürlich durch die Pandemie stark gelitten oder sie gar nicht überlebt. Das ist sehr traurig, da wir uns alle in dieser Nischenbranche unterstützen. Der Onlinehandel ist um einiges gewachsen, da die stationären Parfümerien ja in vielen Ländern geschlossen waren. Die Herausforderung einer Duftmarke im Onlinehandel ist die Natur des Ungreifbaren eines Parfums. Man kann einen Duft weder sehen noch hören oder riechen, wenn man ihn nicht zur Hand hat. Daher versuchen wir, online unsere Duftkonzepte mit viel Feingefühl durch kreatives Storytelling zu vermitteln. Hierbei ist es uns wichtig, mit authentischer Information Neugierde zu wecken und auf unser Handwerk aufmerksam zu machen. Mega spannend wird nun die Herausforderung und Erkundung der Möglichkeiten im Metaverse sein.
Wie verändert Covid-19 die Art und Weise, wie Verbraucher*innen mit Düften umgehen?
Es liegt auf der Hand zu sagen, dass die Parfumindustrie stark durch Covid-19 gelitten hat, da Düfte oft für gesellschaftliche Anlässe getragen werden und das Sozialleben in vielen Ländern komplett eingeschränkt war. Wir als Nischenmarke sehen das Handwerk noch als Kunst und bieten daher lokal handgefertigte Kreationen mit Fokus auf Qualität – Werte, die den Kund*innen von heute wichtig sind. Daher haben wir auch neue Kund*innen während der Pandemie für uns gewinnen können. Das kam zum einen daher, dass man plötzlich mehr Zeit hatte, sich neue Produkte online anzusehen oder sich mehr über eine bestimmte Marke zu informieren. Zum anderen können uns Düfte zum Träumen inspirieren, oder uns in schöne Stimmungen versetzen – was viele von uns gerade in der Pandemie gebraucht haben.
Auch haben viele angefangen, bewusster zu konsumieren und dadurch weniger unnötige Produkte konsumiert. Ein Parfum ist im Vergleich zu einer neuen Luxushandtasche oder neuen Designerschuhen erschwinglicher und viele tragen Parfum einfach täglich – für sich selbst – auch wenn man das eigene Zuhause gar nicht verlässt. Parfum gehört für viele wie das Zähneputzen einfach zur Tagesroutine dazu.
Welcher Part von der ersten Idee eines Dufts bis zur Vermarktung des fertigen Produkts macht dir am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht mir die Übersetzung eines Duftkonzepts in den eigentlichen Duft. Damit meine ich die Inspiration hinter dem Duft und die Suche nach den passenden Ingredienzen, die zu diesem Konzept passen. Ich finde es immer wieder spannend, wie verschiedene Inhaltsstoffe zusammengewürfelt wirken und wie das Abstimmen einer bestimmten Prozentmenge mit Fingerspitzengefühl letzten Endes zum einzigartigen Dufterlebnis führt. Dieser Prozess ist auch der längste Prozess in der Herstellung eines neuen Parfums.
Was ist der häufigst gemachte Fehler in Sachen Parfum?
Der häufigst gemachte Fehler beim Parfum ist das Reiben der Handgelenke. Dies sollte man auf keinen Fall tun, da dadurch die Duftmoleküle aufgewärmt werden und ihre Struktur ändern, das heißt der eigentliche Duft des Parfums wird zerstört beziehungsweise verändert.
Welchen Duft entwickelst du gerade?
Ich arbeite gerade an zwei verschiedenen Konzepten. Bei gegebener Zeit werde ich natürlich mehr aus dem Nähkästchen plaudern, aber so viel sei schonmal gesagt: Das eine Konzept bedarf der Mathematik und das andere Konzept hat es so in der Parfumbranche noch nicht gegeben.
Das Beauty-Verhör beginnt
In der Beauty-Branche zu arbeiten und sich den ganzen Tag mit Schönheit zu beschäftigen – bedeutet das für dich Fluch oder Segen?
Oh, hier bewegen wir uns auf dünnem Eis: Gehören Düfte wirklich zur Beauty-Branche oder eher zur Kunst? Bedeutet Beauty auch Schönheit? Müssen Düfte immer „schön“ riechen? Das ist vielleicht ein Thema für ein gesondertes Interview.
Für mich bedeutet mein Label und meine Arbeit ein absoluter Segen. Ich bin so wahnsinnig dankbar dafür, dass sich die viele Arbeit und auch die schwierigen Situationen, die ich in den Jahren erlebt habe, alle gelohnt haben. Denn meine Marke ist für mich die Verwirklichung eines Lebenstraums und einer Lebensvorstellung, für die ich viel gekämpft habe.
Welches Thema wird in der Beauty-Branche noch viel zu selten behandelt?
Im Moment gibt es in der Beauty-Branche ein absolutes Überangebot. Immer wieder erscheinen neue Marken, wobei man als Konsument*in kaum unterscheiden kann, geschweige denn einen Überblick bekommt, was es alles gibt und was alles möglich ist. Ich denke daher, dass es wichtig ist, als Thema nicht nur „Neuheiten“ zu thematisieren, sondern auch hier mehr auf Nachhaltigkeit zu setzen und bestehende Konzepte und Produkte ausführlich oder im kulturellen Kontext zu betrachten.
Jetzt mal ehrlich: Wie viele Parfums besitzt du selbst?
Ich trage meine eigenen Düfte nach Lust und Laune, aber auch eine ganze Reihe an anderen Marken, die ich spannend finde. Wenn man dazu dann noch die ganzen Duftkreationen zählt, an denen ich arbeite oder in den letzten Jahren gearbeitet habe, aber die nicht lanciert wurden, könnte man auf jeden Fall einen ganzen Schrank mit meinen Parfums voll stellen.
Welches Beauty-Produkt hast du immer in deiner Handtasche?
Ich habe immer meinen Lippenpflegestift von Carolina Herrera dabei, der dazu auch noch schön fürs Auge ist. Er kommt in einem praktischen Schlüsselanhänger, der dafür sorgt, dass ich ihn auch immer dabei habe.
Deine Beauty-Entdeckung in den letzten Monaten?
Ich bin durch meine Mutter, die ein absoluter Beauty-Guru ist, auf die Skincare-Produkte von Tata Harper gekommen. Die waren definitiv meine Beauty-Entdeckung der letzten Monate und gehören nun zu meinem festen Beauty-Ritual.
Der wichtigste Beauty-Tipp, den du je bekommen hast?
Schlafen! Genug Schlaf ist definitiv das A und O für eine schöne Ausstrahlung und eine strahlende Haut. Man sieht mir immer sofort an, wenn ich nicht genug geschlafen habe... daher achte ich penibel während der Woche darauf, wirklich auch meine acht Stunden Schlaf zu bekommen.
Hand aufs Herz: Cleane Inhaltsstoffe oder Wirkung auf den Punkt?
Ich muss hier ehrlich sagen: Wirkung auf den Punkt. Denn viele Hautunreinheiten oder auch Akne sind mit reinen cleanen Inhaltsstoffen so nicht zu behandeln. Ich achte natürlich darauf, welche Inhaltsstoffe ich meinem Körper zuführe, eine natürliche Basis ist aber nicht immer möglich.
Wie sieht deine Beauty-Routine aus? Wie oft wechselst du Produkte?
Meine Beauty-Routine ist sehr simpel. Abends entferne ich mein Make-up IMMER – egal zu welcher Stunde ich auch am Wochenende mal nach Hause komme. Dazu gehört mein Clinique Reiniger und mein Reinigungsgel von Tata Harper. Für lange und dicke Wimpern verwende ich jeden Abend das Wimpernserum von M2 und trage danach meine Gesichtscreme von Biocura auf. Sie ist aus einem einfachen Drogeriemarkt. Ich verwende sie schon seit vielen Jahren und komme immer wieder zu dieser Creme zurück, da sie einfach am besten zu meiner Haut passt.
Was ist dein Go-to-Make-up-Look?
Jeden Morgen trage ich meine getönte Sonnencreme von Frezyderm auf, die meine Haut vor der spanischen Sonne schützt und mir dazu noch eine blitzblanke und sanft strahlende Haut zaubert. Dazu kombiniere ich meist nur simple Wimperntusche und meine getönte Lippenpflege von Carolina Herrera. Im Day-To-Day-Business mag ich es also ganz casual und natürlich.
Was ist das unterschätzteste Beauty-Brand?
Für mich ist es die Marke Frezyderm. Deren Sonnencreme hat so eine angenehme Textur wie ich sie so bisher noch nirgendwo gesehen habe und einen sehr erschwinglichen Preis im Vergleich zu anderen Marken. Die getönte Version reicht im alltäglichen Look vollkommen aus und man kann sich dadurch sein Make-up sparen. Kann ich also absolut empfehlen!
Was macht dir mehr Spaß: Make-up oder Skincare ... und wieso?
Ich würde sagen Make-up, da meine Skincare-Routine sehr einfach und eintönig ist und ich immer wieder dieselben Produkte verwende. Bei Make-up bin ich da etwas offener und probiere gerne verschiedene Marken aus. Mein absoluter Favorit zurzeit sind die Lidschatten der Marke Róen. Die haben eine cremige Textur und sind wahnsinnig einfach mit dem Finger aufzutragen – und sehen dazu mit ihren leichten Glitzerpartikeln modern, aber gleichzeitig elegant aus.
Vielen lieben Dank für das Interview, liebe Romy!
Romys Favoriten:
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