Was wir nächsten Herbst tragen wollen

Was wir nächsten Herbst tragen wollen

Die 8 Trends aus Berlin und Kopenhagen für Herbst/Winter 2024/25

Die Fashion Weeks in Berlin und Kopenhagen sind vorbei. Zeit, ein modisches Resümee für unseren nächsten Herbst und Winter zu ziehen

Am Donnerstagnachmittag habe ich mich leer gefühlt und einfach nur nach einer Jogginghose, Zeit alleine und meiner Couch gesehnt. Der Grund dafür? Die Berlin Fashion Week war vorbei und hat damit ein tiefes Loch bestehend aus Smalltalk, Meetings und Eindrücken aus Modenschauen in meine Energiereserve gebrandt. Spaß gemacht hat es trotzdem – wie jede Saison.

Nachdem ich die Kopenhagen Fashion Week leider wegen meines Babys verpasst habe und bei der Berlin Fashion Week auch nicht alle Shows wahrnehmen konnte, dachte ich, wir schauen uns die Highlights gemeinsam an und versuchen uns, trotz Sehnsucht nach Frühling und Sommer, gemeinsam auf den kommenden Herbst und Winter zu freuen – zumindest im Hinblick auf die Mode.

Was Kopenhagen und auch viele Designer*innen auf der Berlin Fashion Week eint und doch unterscheidet? Tragbarkeit. Während in Kopenhagen eigentlich alle Kollektion vom Laufsteg direkt auf die Straße gebeamt werden können, unterteilt sich Berlin in zwei Lager: Kunstperformances vs. Alltagsmode auf dem Runway. Beides ist interessant, ersteres oft gepaart mit tiefergehenden gesellschaftskritischen Aussagen, letzteres mit dem kommerziellen und damit auch finanziellem Erfolg der Labels. Der Mix macht Berlin aus, die absolute Wearability mit Nachhaltigkeitsanspruch (denn wer offizieller Teil der CPHFW sein möchte, muss strenge Regeln erfüllen) die Kopenhagen Fashion Week unter anderem international zu einem Welterfolg. Modisch scheinen sich die Städte in den Trends für den kommenden Herbst aber auf jeden Fall einig – und auch in Sachen Diversität auf dem Laufsteg ist die Bandbreite in beiden Städten (Berlin hat mächtig auf- und vielleicht sogar überholt) endlich richtig groß, hurra!

Rot: Gekommen, um zu bleiben

Rot ist jetzt schon die Farbe der Saison – und wie das mit Trends immer so ist, mauscheln jetzt schon einige Fashionistas, welche Farbe sie ablösen könnte. Babyrosa vielleicht? Das wäre jedenfalls mein heißer Tipp. Wer für die Prognose der neuen Trendfarbe auf die Laufstege in Berlin und Kopenhagen schaut, der wird überrascht sein: denn Rot ist immer noch in aller Munde und auf aller Kleidung! So schnell werden wir die Farbe also nicht los – und darüber bin ich froh, denn mein absoluter Albtraum wäre Peach Fuzz als Trendfarbe 2025.

Wer jedoch denkt, dass Rot nun mal Rot ist, dem muss ich widersprechen beim Anblick der Runway-Bilder. Rot kann Mob Wife wie bei Rotate, Rot kann Rock'n'Roll wie bei Gestuz, Rot kann perfekt mit Buttergelb wie bei Bobkova und Rot kann elegant wie bei Malaikaraiss. Was Rot NICHT kann ist langweilig.

Corporate Core

Als Selbstständige und im Homeoffice ist das wohl der Trend, bei dem ich etwas neidisch werde, weil ich an den meisten Tagen schon von Jeans statt Jogginghosen träume – und meilenweit von Blazer und Anzughose entfernt bin. Corporate Core, also klassische Bürokleidung, feiert sein Comeback – und das in seiner strengsten Form.

Bei Killian Kerner, Marc Cain, Mfpen und The Garment (und noch viel viel mehr Brands), sah man Krawatten. Bei Menswear nichts Ungewöhnliches, bei Womenswear doch eher selten zu sehen. Mit Anzughose, weißem Hemd, Blazer oder Pullover kommt es darauf an, dass der Fit lässig ist, damit der Look modern und eben nicht ins Spießertum rutscht. Ich google jedenfalls schon mal, wie man eine Krawatte bindet – der Benimmkurs ist lange her bei mir ...

Eine andere Art der Corporate Fashion hingegen zeigten Labels wie Skall Studio, Malaikaraiss, Stine Goya und Richert Beil. Sie alle verpasstem dem Rock ein neues, strenges Image und verwandelten so Blazer und Mäntel in eine Mischung aus dem 50er-Jahre-New-Look von Dior und Wednesday Adams.

Barista Fashion

Schürzen trägt man in vielen Berufen, zum Beispiel als Kellner*in, Barista, Tischler*in oder auch Maler*in. Manche schützen damit ihre Kleidung, andere bewahren so ihre Werkzeuge auf, wiederum andere tragen wollen einfach nur gut aussehen – und dazu gehören wir.

Zum Barista Look braucht man also entweder eine kleine Schürze, die auf der Hüfte gebunden wird wie bei Baum & Pferdgarten, einen breiten Gürtel wie bei Haderlump oder einfach einen Rock, der im weitesten Sinne an eine Schürze erinnert und einfach über einer Hose oder einem Kleid gelayert wird, siehe Stine Goya oder Wood Wood. Ich find's schön – und praktisch!

Forever and ever Denim-mania

Jeans-Looks sind nun wirklich alles andere als groundbreaking, aber in den Stores nun mal so ein großer Erfolg, dass die Denim-mania uns noch lange Zeit erhalten bleiben wird. Und was soll man sagen, in einem Canadian Tuxedo macht man ja auch irgendwie immer eine gute Figur – und ist super vielseitig unterwegs. Das haben auch die Designer*innen bewiesen und mit dem Jeansstoff wirklich alles angestellt, was nur geht. Das Berliner Brand Avenir, dessen DNA Denim-Upcycling ist, kreiert einen eleganten Blazer, Marimekko druckt Blumen auf Jeans und Stine Goya layert gleich drei (!) Lagen Jeans. The (blue) sky is the limit!

Durchblick

Transparenz ist ein beliebtes Runway-Thema und darf in keiner Trendaufzählung fehlen. Die Herausforderung ist dann: Wie trägt man das Naked Dress von Haderlump, den funkelnden Jumpsuit von Kilian Kerner oder das Kleid aus Spitze von Gestuz denn dann im Alltag? Die Antwort: Am besten sofort im August, wenn die neuen Kollektionen in die Läden kommen. Ansonsten muss man clever schichten und mit der Transparenz spielen, zum Beispiel einen Pullunder über transparentes Longsleeve tragen oder Kleider mit einer (roten?) Strumpfhose stylen.

Broschen sind die neuen Ketten

Über das Comeback der Broschen bin ich sehr froh, denn ich habe da ein paar Erbstücke von meiner Oma und meiner Schwiegeroma, bei denen ich bis jetzt nicht richtig wusste, wie ich sie stylen soll. Dank Skall Studio, Aeron und Mark Kenly Domino Tan ist es mir jetzt aber klar: Broschen sind die neuen Statements – am besten wirken sie auf monochromen Looks und dunklen Tönen.

99 Luftballonröcke

Von der Rückkehr der Ballonröcke war ich mehr als überrascht, schließlich habe ich zwar mit vielen Anspielungen auf die 1990er-Jahre gerechnet, aber nicht mit einem Comeback aus den Achtzigern. Aber hier ist er, mein wahr gewordener persönlicher Rock-Albtraum, der uns im nächsten Winter erwartet. Mit dem gerafften Saum lenkt er den Blick besonders auf die Schuhe – und kann im Allover-Look wie bei Remain überraschend elegant aussehen.

Blumen sind die neuen Schleifen

Halt, Stopp! Wurden Blumen (im Haar) nicht gerade erst von Schleifen abgelöst? Ja! Aber auf unserer Kleidung tragen wir sie im nächsten Herbst und Winter trotzdem noch!

Marc Cain ziert mit einer großen grünen Blume sein Blazer Revers, Baum & Pferdgarten schmückt damit seinen Minirock, Opéra Sport schnürt den Blumengürtel enger und Rotate verzichtet zugunsten einer riesigen Blüte gleich ganz aufs Oberteil. Ich muss sagen, ich bin froh, dass ich noch so viele Blumenhaarspangen habe, die klippe ich einfach an Gürtel und Co.!

Dieser Artikel ist Werbung, da er Markennennungen enthält.

  • Fotos:
    siehe Credits für Fotografen, alle Fotos via BFW und CPHFW
  • Foto Header:
    Miriam Marlene Waldner für Malaikaraiss

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