Roter Teppich, grünes Kleid?!

Hollywood und Nachhaltigkeit, passt das zusammen?

Wir haben mit Samata Pattinson, CEO von RCGD Global, über die diesjährige Oscar-Verleihung und die Vorbildfunktion von Prominenten gesprochen

Jedes Mal, wenn ich denke, dass der rote Teppich langsam doch uninteressant wird, stehen die Oscars wieder vor der Tür und belehren mich eines Besseren. Überall Samt, Diamanten, Pailletten und Seide, große Schleppen, große Träume und die große Frage nach dem „schönsten“ Look. Sehen und gesehen werden, darum scheint es beim roten Teppich ja vor allem immer zu gehen, dass dieser aber auch eine enorme Vorbildfunktion und Außenwirkung hat, vergisst man bei dem ganzen Drama um Federboa und Co. aber auch mal schnell.

Jemand, der sich damit bestens auskennt, ist Samata Pattinson. Sie hat eine beeindruckende Karriere hinter sich – und die ist noch längst nicht vorbei! Geboren und aufgewachsen in London hat sie schon als Journalistin für Modemagazine gearbeitet, ein eigenes Womenswear-Label auf die Beine gestellt, als PR-Managerin gearbeitet und ist jetzt seit über acht Jahren bei RCGD Global, früher auch bekannt als Red Carpet Green Dress.

Die Initiative, die von Suzy Amis Cameron (der Ehefrau des „Avatar“-Films James Cameron) gegründet wurde, hat als großes Ziel eine nachhaltigere Modebranche. Anders als viele andere Initiativen haben sie sich dafür eine prominente Bühne mit berühmten Gäst*innen ausgesucht: die roten Teppiche dieser Welt. Clever. Wirklich clever.

Ihr größer Coup bisher: Sie sind offizieller Partner der „The Academy“ und damit auch am vergangenen Wochenende auf dem diesmal beigen Teppich der Oscars allgegenwärtig. Zoe Saldana arbeitet mit ihnen zusammen, ebenso wie Chloe East oder Bailey Bass.

Wir haben mit Samata, der Geschäftsführerin von RCGD Global, darüber gesprochen, warum der rote Teppich und Kleider im Wert von Einfamilienhäusern eine Vorbildfunktion für Konsument*innen haben – und warum man genau hier mit Nachhaltigkeit so viel erreichen kann.

Samata Pattinson

Wie würdest du deinen Arbeitsalltag bei RCGD Global beschreiben? Was machst du den ganzen Tag?

Das hängt wirklich von den Projekten ab, an denen wir gerade arbeiten. Wir haben gerade unsere jährliche Initiative mit den Oscars abgeschlossen, die wieder einmal ein großer Erfolg war, bei dem Bailey Bass, Chloe East und Zoe Saldana RCGD Global vertreten haben. Daher waren meine Tage in den letzten Monaten mit Anproben, Presseinterviews und Treffen mit unseren Mitarbeiter*innen und Partner*innen ausgefüllt.

Außerhalb der Oscar-Saison unterstützen wir mit unserer Unternehmensberatung Marken, die sich in nachhaltigen Bereichen engagieren, und arbeiten an nachhaltigem Merchandise für Musikkünstler und Tourneen. Auch die Bildung liegt uns am Herzen und wir arbeiten mit einer Reihe von Institutionen auf der ganzen Welt zusammen, um die nächste Generation nachhaltiger Designer zu fördern.

Bevor du bei RCGD Global gearbeitet hast, hast du deine eigene Modelinie gelauncht, als Journalistin gearbeitet und viel auf Panels gesprochen. Wie haben dir all diese beruflichen Erfahrungen bei deiner derzeitigen Arbeit als CEO geholfen?

Mode ist definitiv ein fester Bestandteil von mir, seitdem ich jung war. Als ich 2011 an dem von Suzy Amis Cameron ins Leben gerufenen Wettbewerb für nachhaltiges Design namens Red Carpet Green Dress teilnahm und gewann, dachte ich, dass dies das Ende meiner Erfahrungen sein würde, aber das war es nicht. Mir wurde die Rolle des Campaign Directors von RCGD Global angeboten, und bisher hatte ich die Gelegenheit, mit brillanten Talenten zusammenzuarbeiten, die in verschiedenen Bereichen der Modeindustrie tätig sind. Also ja, verschiedene Hüte zu tragen hat definitiv geholfen!

Warum liegt dir besonders nachhaltige Mode so am Herzen und was muss sich deiner Meinung nach am schnellsten und dringendsten in der Industrie verändern?

Im Nachhinein betrachtet, wurde ich schon in jungen Jahren mit nachhaltiger Mode konfrontiert. Meine Mutter recycelte alte Kleidung und kreierte daraus neue Stücke, und auch ich war Teil ihres „kreativen Prozesses“! Daher denke ich, dass ich dieses Interesse und diesen Willen schon immer in mir hatte. Ich habe mich mit der Tatsache abgefunden, dass Veränderungen Zeit brauchen, vor allem wenn sie so radikal sind. Für mich sind es die kleinen Schritte, die zu greifbaren Ergebnissen führen, wenn ich Veränderungen bei mir Zuhause unternehme.

Du wurdest in Großbritannien geboren. Wenn du Europa und die USA vergleichst, wo stehen die USA dann im Vergleich zu Europa in Bezug auf nachhaltige Mode?

Studien haben gezeigt, dass Europa die USA bei den Nachhaltigkeitsfonds überholt hat. Generell denke ich, dass die neue Generation von Designer*innen überall auf der Welt empfänglicher für die Gefahren der alten Praktiken ist und wirklich bereit ist, den Wandel zu vollziehen.

Was haben rote Teppiche mit Nachhaltigkeit zu tun?

Sie sind die wichtigsten Bühnen und erreichen das größte Publikum. Die Berichterstattung und Aufmerksamkeit, die diese Veranstaltungen erhalten, ist einzigartig und da Veränderungen in der Modeindustrie dringend notwendig sind, brauchen wir diese Veranstaltungen und ihr Publikum, um etwas zu bewirken.

Die Oscar-Verleihung findet einmal im Jahr statt, eure Initiative fördert nachhaltige Mode auf dem roten Teppich. Wie sehr beeinflusst das jetzt aber wirklich die Kaufentscheidung der Endverbraucher*innen? Haben Schauspieler*innen wirklich so einen starken Einfluss auf „normale“ Konsument*innen?

Seien wir ehrlich: Wer hat sich nicht schon einmal von einem bestimmten Prominenten und dessen Look auf dem roten Teppich beeinflussen lassen? Ob es nun ein schönes Make-up, ein ikonisches Outfit oder eine Frisur waren, wir werden sicherlich unbewusst von diesem Catwalk inspiriert oder beeinflusst.

Welche Designer*innen und Brands unterstützen euch dabei?

Wir arbeiten mit unglaublichen Talenten aus der ganzen Welt zusammen, und ob sie nun etabliert sind oder nicht, wir sind ihnen sehr dankbar, dass sie sich auf die Reise mit RCGD Global eingelassen haben. Im Laufe der Jahre haben wir mit Modehäusern wie Vivienne Westwood, Louis Vuitton und Ermenegildo Zegna zusammengearbeitet, aber auch mit aufstrebenden Designern wie Patrick McDowell, Benedetti Life oder Laura Basci. Wir wollen diese Kooperationen geografisch so weit wie möglich ausdehnen.

„ Seien wir ehrlich: Wer hat sich nicht schon einmal von einem bestimmten Prominenten und dessen Look auf dem roten Teppich beeinflussen lassen? “

Samata Pattinson

Welche Celebrities sind für dich Vorbilder in Sachen nachhaltige Mode?

Zum Glück erheben heutzutage so viele Prominente ihre Stimme, und die ersten, die mir in den Sinn kommen, sind definitiv Rosario Dawson, Nikki Reed und Emma Watson.

Was sind Lösungen für einen nachhaltigen roten Teppich? Können Kleider ausgeliehen werden, werden sie mehr als einmal getragen oder sind sie aus nachhaltigen Materialien hergestellt? Was wäre die beste Lösung für ein nachhaltigeres Hollywood?

Ein nachhaltiger Dresscode für den roten Teppich bedeutet einfach, bewusst zu handeln. Im November 2022 wurde unser Sustainable Style Guide veröffentlicht, der den Leser*innen Tipps und Empfehlungen für den roten Teppich und ihren Alltag gibt. Wir arbeiten mit einem großartigen Team bei The Academy zusammen, das von Jeanell English geleitet wird. Bei Red-Carpet-Veranstaltungen ermutigen wir die Teilnehmer*innen, einen Look von einer früheren Veranstaltung zu tragen, sich für ein Vintage-Stück zu entscheiden, etwas von einem repräsentativen Designer zu tragen oder kreativ zu werden.

Kein Look kann zu 100 Prozent nachhaltig sein, aber unsere Gründerin Suzy Amis Cameron und wir alle bei RCGD Global leben nach der Regel, dass, wenn man damit beginnt, sein Leben um 20 Prozent nachhaltiger zu gestalten, diese neuen positiven Gewohnheiten mit der Zeit zur Norm werden.

Wie kommt ihr mit den Prominenten in Kontakt? Geschieht das oft über Stylisten? Für Nicht-Hollywood-Beobachter*innen ist das ganze System, das hinter diesem Moment des roten Teppichs steckt, schwer zu verstehen ...

Unsere jährlichen Botschafter*innen werden aus einer Vielzahl von Gründen ausgewählt. In manchen Jahren haben wir eine sehr direkte Vision von Talenten - vor allem, wenn es eine*n Filmschauspieler*in gibt, der große Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit macht oder sich sehr für ein Thema einsetzt, das uns am Herzen liegt. In anderen Jahren beginnen wir den Prozess mit dem oder der Modedesigner*in und wählen eine Marke aus, die sich in diesem Jahr auf den gleichen Weg gemacht hat, um positive Veränderungen zu bewirken. Dann arbeiten wir mit den Designer*innen bei der Auswahl des Talents zusammen.

Mit wem habt ihr bei der diesjährigen Verleihung zusammengearbeitet?

Für die Oscar-Verleihung 2023 am Wochenende haben wir mit Zoë Saldaña, Bailey Bass und Chloe East zusammengearbeitet. Wir haben sowohl mit Monique Lhuiller als auch mit Zac Posen Kleider entworfen, die unsere Botschaft unterstrichen, dass nachhaltige Mode keine Kompromisse beim Design bedeutet. Mit Zoe haben wir über Vintage und wiederverwendete Accessoires zusammengearbeitet. Wir sind auch sehr dankbar für unseren langjährigen Partner Tencel™, dessen einzigartige Faserkompositionen den Designer*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, die luxuriösesten und nachhaltigsten Lösungen bietet.

Hast du noch einen persönlichen Tipp für mehr nachhaltige Mode im Alltag?

Für mich geht es vor allem darum, in qualitativ hochwertige Kleidungsstücke zu investieren, die transparent hergestellt werden und wenn möglich aus nachhaltigen Materialien bestehen. Ich überlege mir, wie oft ich ein bestimmtes Teil tragen werde und ob es wirklich in meinen Kleiderschrank passt. Zeitlosigkeit, Qualität und Kleidungsstücke, die man beliebig kombinieren kann, sind die wichtigsten Tipps für nachhaltigen Konsum.

Vielen Dank für das Interview, liebe Samata!

Dieser Artikel ist Werbung, da er Markennennungen enthält.

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