Der Beige Travel Guide für die Provence
5 Must-sees für Südfrankreich
Lavendelfelder, abenteuerliche Serpentinen, wunderschöne alte Dörfer – Der Südosten von Frankreich hat so viel zu bieten
Südfrankreich hat in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz. Denn ich habe mich – nachdem ich Französisch in der Schule immer ziemlich doof fand – hier als Jugendliche in die Sprache verliebt, sie sprechen gelernt und natürlich auch in die Gegend, die Menschen, das ganz besondere Provence-Feeling.
Die Provence kann etwas, das anderen Orten kaum gelingt, sie ist kitschig und cool zugleich, romantisch und lässig, sie zieht Geld und Künstler*innen an, sie ist im Sommer touristisch überlaufen, im Herbst und Winter dann aber manchmal fast wie ausgestorben.
Die perfekte Reisezeit für die Provence ist für mich der goldene Herbst, Ende September, Anfang Oktober, wenn es noch warm ist, aber nicht mehr so voll. Ihr habt mehr von den Einheimischen, dafür vielleicht weniger von den Städtchen.
Als wir uns spontan entschieden, knappe zwei Wochen in Südfrankreich zu verbringen, war uns von Anfang an klar, dass wir eine eher ruhige Zeit dort verbringen wollten: Wir mussten weiterhin arbeiten, also war die Auswahl des Airbnbs ebenso wichtig, wie der Standort. Es wurde Beaulieu, nur zwei Minuten von der Grenze zur Provence, inmitten von Weinbergen, irgendwo im Nirgendwo. Die Unterkunft war zwar picture perfect, auf den zweiten Blick dann aber doch etwas verwohnt, nicht ganz so sauber – aber ich teile einfach mal trotzdem den Link mit euch. Sagt aber nicht, ich hätte es euch nicht vorher gesagt.
Dementsprechend haben wir nicht ganz sooo viele Ausflüge gemacht wie sonst, sondern auch viele Tage einfach bei unserer Unterkunft verbracht, am Pool gelegen, gearbeitet, Tischtennis gespielt und gelesen. Die wenigen Sachen, die wir gesehen und gemacht haben, habe ich euch aber in einer übersichtlichen Liste aufbereitet, noch mehr Tipps findet ihr wie immer in unserer Google Maps Karte, die ihr abspeichern könnt.
Architektur und Kunst: Chateau La Coste
Das Chateau La Coste haben wir durch Zufall kurz vor unserer Abreise gesehen und im Nachhinein war es der schönste Ausflug überhaupt. Als Weingut angelegt hat sich das Anwesen mittlerweile zu einem Freiluftmuseum/galerie entwickelt, mit einem Luxushotel, Spa und vier Restaurants. Hier findet ihr wechselnde Ausstellungen, architektonische Meisterwerke von Kengo Kuma, Oscar Niemeyer, Tadao Ando, Ai Weiwei und Kunstwerke von Louise Bourgeois und Bob Dylan.
Ihr solltet euch unbedingt einen ganzen Tag Zeit nehmen, denn wer das Areal erkunden will, alle Ausstellungen sehen und zwischendurch Pause machen in einem der vielen Restaurants (für abends am besten reservieren), der braucht viele Stunden. Die werden aber wie im Fluge vergehen, das verspreche ich euch. Als Mitbringsel kauft ihr dann noch einen Hauswein, den ihr in einem der Restaurants schon tagsüber probiert habt.
Avignon: Der perfekte Ort für Kaffee und Macarons
Avignon ist der Ort, an dem ich vor ca. 13 Jahren zur Schule gegangen bin – so viele Erinnerungen verbinde ich mit der Stadt. Und obwohl sich viele Ecken gar nicht verändert haben, haben die Boutiquen und die Cafés natürlich doch gewechselt – an einem Tag alles neu zu entdecken war ehrlich gesagt schwierig. Die Rue Joseph Vernet sollten die Shopping-freudigen unter euch unbedingt entlang schlendern, hier gibt's coole Concept-Stores und alle französischen Brands wie Sandro, Maje, Ba&sh, Comptoir de Cotonniers etc. haben dort süße kleine Boutiquen.
Die Markthalle, Les Halles d'Avignon, sind auch immer einen Besuch wert, wenn man gerade ein Loch im Bauch hat und für Kultur-Fans ist der Papstpalast natürlich ein Muss. Mein kleines, aber umso feineres Highlight war das Café Le Saint Chocolat am Place Saint-Didier, denn dort gab es köstliche Macarons und jede Kaffee-Spezialität mit Hafermilch. Also das Beste aus beiden Welten! Dort zu sitzen und Menschen zu beobachten, das könnte ich einen ganzen Tag lang machen.
Provence: Interior-Heaven
Wer hätte es gedacht, aber Südfrankreich entpuppt sich als echtes Highlight in Sachen Interior. Dass es viele tolle Floh- und Antiquitätenmärkte gibt, das war mir klar, aber dass es auch so viel Stores mitten auf dem Land gab, das hat mich wirklich überrascht. Klar, der zugegebenermaßen sehr dekorative Stil der Französ*innen ist nicht jedermanns Sache, aber manchmal reicht ja auch einfach schauen und zwischendurch gibt es so tolle Vintage-Pieces oder handgemachte Kunstwerke, dass man doch droht schwach zu werden. Das sind meine Favoriten:
La Nostra Secrets d'Intérieur ist bunt, kitschig, aber es gibt so viel zu entdecken. Flamant dagegen ist viel gedeckter und minimalistischer. Bei Edith Mezard stehen Tischdekorationen und Bestickungen im Vordergrund, der Tipp kam von meiner Freundin Lea und ich hoffe, sie ist damit fein, dass ich ihn an euch weitergegeben habe. Ebenso Modern Heritage! Mein persönliches Highlight war der Laden Place des Arts in L'Isle-sur-la-Sorgue mit vielen tollen Vintage-Lampen.
Gordes: Brunch im Airelles
Der Flug zum Frankreich-Austausch war mein erster Flug. Ich war damit so ziemlich die einzige in meiner Klasse, die noch nicht geflogen war – umso peinlicher war mir das als Teenager, umso mehr beeindruckte mich Frankreich mit seiner Schönheit und Andersartigkeit als Skandinavien, das ich bis dahin kannte.
Das Panorama von Gordes aus dem Reisebus zu sehen, das war einer der Momente, die ich nicht vergessen werde. Auch als wir jetzt so viele Jahre danach wiederkamen, hat der Ort keine Magie eingebüßt. Eigentlich braucht man dort gar keinen konkreten Ort, denn die Stadt an sich ist schon so wunderschön, dass man sie einfach von der Straße aus beobachten, durch sie hindurch schlendern oder einen Kaffee auf einer der vielen Terrassen genießen kann.
Wenn ihr aber doch einen konkreten Tipp wollt, dann frühstückt, luncht oder dinniert im Hotel Airelles. Wer es sich leisten kann, kann dort natürlich auch übernachten.
Schweigen üben: L'Abbaye de Senanque
Ein Ort, der mich bei meinen beiden Besuchen jedes Mal zwiegespalten hat, ist die L'Abbaye de Senanque. Ich will an dieser Stelle gar nicht über Religion oder die katholische Kirche diskutieren, aber generell kann ich Menschen, die freiwillig in ein Schweigekloster gehen, nicht verstehen. Das Kloster liegt so wunderschön in Lavendelfeldern und das Gebäude ist atemberaubend, sodass ich den Besuch aber allen empfehlen möchte. Besonders wenn die Lavendelfelder blühen, liegt ein himmlischer Duft in der Luft.