Was heißt eigentlich „Y2K“? Es ist die englische Abkürzung für das „Year 2000“, welches vor allem in den USA und besonders von Computer- und IT-Experten genutzt wurde. Heute beschreibt es eine Dekade, durch die wir Millennials unsere Teenie-Jahre navigiert haben und gerade ein riesiges Revival feiert. Anyone feeling old yet? 

Modeikonen wie Hailey Bieber, Stimme der Gen Z Billie Eillish und auch das Online-Phänomen namens Olivia Rodrigo tragen die Haar- und Make-up-Trends der 2000er-Jahre bei öffentlichen Auftritten rauf und runter. Mit ihrem Album „Sour“ und ihrer Ästhetik hat Olivia die „Teenage Angst“ der Nullerjahre in unser Leben zurückkatapultiert. Dass Travis Barker, Drummer der Rock-Band Blink182, in einer Beziehung mit Kourtney Kardashian, an welcher wir alle teilhaben und Avril Lavigne mit neuer Musik zurück ist, lässt mich auf eine Konvergenz der 2000er und der heutigen Zeit schließen. 

Woher das Wiederaufleben dieser für uns sorgenfreien Zeit kommt, ist recht offensichtlich: nach zwei harten Jahren Pandemie, globalen Problemen wie dem Krieg gegen die Ukraine und der Klimakrise sehnen wir uns nach etwas Weltflucht. Und dieser verfallen wir mit dem Blick in vergangene und vergleichsweise unbeschwerte Zeiten. 

Die Beauty-Trends der 2000er, die Y2K-Ästhetik, war bunt, irgendwie sorglos, ohne Regeln und hat einfach Spaß gemacht, ohne darauf zu achten, wie viele Likes, Kommentare, Shares der Look bekommt. Das Aufkommen genau dieser Zeit ist schon fast absurd, wenn wir an die perfektionistische Obsession denken, mit der Beauty-Inhalte heute kreiert oder konsumiert werden. Wir haben damals die Möglichkeiten von neuen Technologien erkundet – eine der Gründe für den Cyber-Look mit violett-frostigen Lippen und weißem Lidschatten – haben uns bunte Schmetterlinge ins Haar geclippt und wollten auf keinen Fall unsere Lieblingsserien auf Nickelodeon wie Lizzy McGuire verpassen. 

Natürlich waren nicht alle Trends der 2000er wundervoll. Ich erinnere mich an das Grauen in Form von dünnen Augenbrauen oder Hüftjeans, die ruhig der Vergangenheit angehören dürfen, auch wenn Instagram und die Kollektionen auf den Laufstegen gerade etwas anderes behaupten. Auch wenn Bella Hadid, das Postergirl der Y2K-Trends, gerade beide fragwürdigen Trends in all ihren Streetstyle-Looks trägt, gibt es irreparable Fehler wie nicht nachwachsende Augenbrauen oder eine Blasenentzündung, die ich dann doch nicht riskieren möchte. Ich konzentriere mich da lieber auf die farbenfrohen und nicht irreparablen Make-up-Looks der Zeit.

Y2K ist so beliebt, dass sogar einst heiß geliebte Beauty-Produkte ihr Comeback feiern, wie die Lancôme Juicy Tubes Original Lip Glosses. Das Original Gloss, das im Jahre 2000 erstmalig auf den Markt kam, wurde 2018 aus dem Sortiment genommen und im Mai 2020 mit zehn neuen limitierten Flavors, also Nuancen, pünktlich zum 20. Geburtstag des Produkts wieder gelauncht. Denn natürlich haben auch Brands das wirtschaftliche Potenzial des Y2K-Trends gewittert und setzen auf die nostalgische Verbindung ihrer Kund*innen, vor allem Millennials und Gen Z, zu den Produkten ihrer Teenie-Jahre. 

Eine ganze Marke, die auf dem Erfolg von der Y2K-Ästhetik aufbaut, kommt von der führenden Make-up-Artistin der Hit-Serie „Euphoria“, Donni Davy, die mit ihren Looks aus der Serie den Hype erst richtig losgetreten hat. Der Einfluss der 2000er war in jeder Folge unmissverständlich präsent, inklusive Strasssteinen, Glitter und blauem Lidschatten. Am 17. Mai soll in den USA ihre Marke Half Magic Beauty gelauncht werden. Infos zu den Produkten gibt es bisher keine, aber sagen wir so: Ich wäre sehr enttäuscht, wenn nichts Glitzerndes dabei wäre.

Die Leichtigkeit der 2000er feiere ich heute mit viel Gloss, glitzernden Lidschatten, aber anders als vorher, mit einer besseren Blend-Technik und keinen harten Kanten. Das mag auch daran liegen, dass sich die Beautyindustrie extrem entwickelt hat. Bessere Formulierungen, neue Technologien und auch Inklusivität machen Beauty für alle zugänglich. Doch wie trägt man Y2K-Beauty heute, ohne dabei auszusehen, als ob man auf eine Motto-Party geht? 

Anders als noch vor 20 Jahren kleben Glosse nicht mehr an meinen Haarspitzen und schmecken nach HubbaBubba. Statt einem frostigen Pink greife ich heute zu einem transparenten Kirschrot, rosigem Nude oder dem transparenten Klassiker.

Man nehme einen Lipliner, der zwei, höchstens drei Nuancen dunkler als dein Lipgloss oder dein eigener Hautton ist. Trage die Farbe am äußeren Rand deiner Lippen auf. Blende die Kanten des Liners mit einem fluffigen Pinsel oder deiner Fingerkuppe aus und arbeite die Farbe in deinen Lippenrand, sodass sie in deinen Gloss dann später übergehen und zur Mitte der Lippe heller werden. Lipgloss aufgetragen und fertig. 

Ein weiterer Lippentrend, den ich noch wenig im Feed sehe, der aber sehr leicht umzusetzen ist: Frosted Lips. Ich persönlich würde den Look dezent im Alltag umsetzen. Dafür trägt man einen Lippenstift nach Wahl auf – für mich wären das Pink oder Rottöne – und tupft mit dem Ringfinger in der Lippenmitte ein schimmerndes Rouge oder Lidschatten im ähnlichen Farbspektrum auf, welches ich nach außen hin ganz sanft ausblenden lasse. Wie ein Highlighter für die Lippe. Meine Inspiration kommt mal wieder von Katie Jane Hughes, die ein paar Looks und auch ein Reel für euch zur Demonstration parat hat.

Ich habe mich an Smokey Eyes in matten Erdtönen satt gesehen. Und auch wenn sich pastellfarbene Lidschatten und Glitzer erst einmal nach Kinderparty anhören, bringen sie nicht nur viel mehr Spaß in unsere Routine, sondern können auch super in den (Arbeits-)Alltag integriert werden. Im Fokus stehen pudrige, matte Lidschatten in jeglichen Blau-, Lila- oder Grüntönen, die auf das bewegliche Lid aufgetragen und zur Augenbraue hin sanft ausgeblendet werden. Wem das zu bunt ist, kann auch einfach den Farbton punktuell am äußeren Wimpernkranz auftragen und zu einem Smokey Winged Liner ausblenden. Recht einfach, oder? Ein Glittertopper in der Mitte des beweglichen Lids verleihen den Augen einen strahlenden Ausdruck. Aber auch ein warm-glitzender Schimmer im inneren Augenlid aufgetragen macht viel her.

Wer kennt noch die eckigen French Tips aus den Nuller-Jahren? Die 2022-Interpretation ersetzt die eckig gefeilten Nägel mit einer Mandelform und hüllt die Spitzen in alle Farben des Regenbogens. Gerne greife ich da zu verschiedenen Pastelltönen. Eine Möglichkeit, etwas Fun und Farbe auf eine dezente Art und Weise in den Alltag zu bringen.

Wie ihr merkt, ist Y2K-Beauty genau das, was ich an Beauty so liebe: Es ist Spaß, nimmt sich nicht allzu ernst, spielt mit unseren Erinnerungen und ALLE können Teil davon sein. Diese Leichtigkeit ist es, was mir richtig Lust auf Beauty macht. Was ist mit euch? Probiert ihr den einen oder anderen Look aus? Wenn ihr musikalische Untermalung braucht, könnte dieses Video euch einiges an Inspiration bieten – thank me later ...

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