Setzt die Virtual-Reality-Brille auf!
Setzt die Virtual-Reality-Brille auf!
Setzt die Virtual-Reality-Brille auf!

Setzt die Virtual-Reality-Brille auf!

Im Interview mit Niklas von büro bungalow tauchen wir ins Metaverse ein

Tragen wir bald alle VR-Brillen und gestaltet jeder tolle Bilder ab sofort selbst mit AI? Wir haben mit Gestalter Niklas Zimmermann über aufkommende digitale Trends gesprochen

Immer wieder liest man vom Metaverse: Apple launcht seine erste Virtual Reality Brille: die Vision Pro, Gucci hat seine eigene NFT-Kollektion, Louis Vuitton hat ein eigenes Game anlässlich seines 200. Firmenjubiläums herausgebracht. Neben unserer Welt existiert mittlerweile also noch ein Paralleluniversum, bei dem die meisten von uns doch keine Ahnung haben, welche Möglichkeiten es birgt – noch, wie wir es in unseren Alltag integrieren können.

Auch ich habe jedes Mal wieder, wenn ich von einer neuen Modekooperation stattfinde oder ein*e Künstler*in ein NFT auf den Markt bringt, kurz Fragezeichen in den Augen und muss mich immer wieder in das Thema und seine Entwicklungen einlesen. Als Journalistin versetzt mich Chat GBT regelmäßig in einen ekstatischen Zustand zwischen panischer Angst und Begeisterung und bei Midjourney könnte ich stundenlang die verrücktesten Bilder kreieren.

Um das Thema für euch zu beleuchten, habe ich mir den Experten für VR und das Metaverse aus dem büro bungalow an die Seite geholt: Niklas Zimmermann. Wie ihr wisst, verbindet büro bungalow und BEIGE ja eine lange und enge Freundschaft (danke für das tolle Design unserer Website), in Sachen Gestaltung sind sie also meine Anlaufstelle Nummer Eins – und immer up to date, was Trends in Sachen Design angeht!

P.s. Erinnert ihr euch noch an unser erstes Interview mit Niklas, als alle High Fashion Brands ihre Logos verändert haben und wir wissen mussten: Was ist da los?

Die Gründer*innen von büro bungalow

Niklas, warum hast du Kommunikationsdesign studiert?

Als Kind war mein Großvater eines meiner Vorbilder, von dem ich viel abgeschaut und gelernt habe. Er war Handwerker und hat in seiner Freizeit viel gemalt, gezeichnet oder Kunstschmiedearbeiten angefertigt. Die Begeisterung – neben dem Sport– für den Werk- und Kunstunterricht in der Schule ging auf seine Inspiration zurück und war auch der Grund, warum sie erträglich war. Diese Fächer haben während meiner kompletten Schulzeit meinen Notendurchschnitt gerettet und auch außerhalb der Klassenräume habe ich leidenschaftlich gezeichnet und gebaut. Es war nur logisch, mein Studium danach auszurichten. Deshalb kam für mich zum Zeitpunkt der Entscheidung nur Kommunikationsdesign, Produktdesign und Architektur infrage.

Wie und wann hast du herausgefunden, dass du etwas mit Design machen möchtest?

Meine ersten Berührungspunkte mit Design hatte ich als junger Teenager. Ich habe viel mit Illustrator und Photoshop herumexperimentiert und damit angefangen, in PC-Spielen die 3D-Objekte so zu verändern, dass bspw. Fußballspieler wie ihr Original aussahen oder Markenschuhe trugen. Das Feedback aus Foren, in denen ich diese Daten zur Verfügung gestellt habe, hat mich motiviert dranzubleiben und die erforderlichen Programme besser zu beherrschen. Mein Umfeld hat das dann schnell wahrgenommen, sodass kleine Jobs wie Flyer, Plakate, T-Shirt-Motive und Logos reinkamen. Ich habe festgestellt, dass ich in diesem Berufsfeld offensichtlich begabt bin, es mir Spaß macht und man auch Geld verdienen kann.

Was ist deine Rolle bei bungalow und wofür bist du der Experte?

Wenn es um Motion Design geht, bin ich bei bungalow in den meisten Fällen der Head of. Ich finde es unglaublich spannend, viele unserer Designs zum Leben zu erwecken und eine weitere Charakter-Ebene zu verleihen. Deshalb leite und gestalte ich auch viele unserer Web-, bzw. UI/UX-Design Projekte, das geht oft einher. Darüber hinaus entwickle ich immer noch sehr gerne Kampagnen und Brandings. Ich freue mich jedes Mal, wenn Marken den Leuten da draußen etwas Positives mitgeben oder Haltung zeigen. Und das für unsere Kund*innen zu entkernen und herauszufinden, ist eine schöne Aufgabe.

Es ist in aller Munde, aber trotzdem hilft es immer wieder, eine Definition zu hören: Wie erklärst du deinen Eltern das Metaverse?

Ich würde es zuallererst nicht Metaverse, sondern Metaversum nennen. Ich glaube, da rattert es schon und meine Eltern haben so etwas wie ein Paralleluniversum vor Augen, was es im abstrakten Sinne ja auch ist. Ich würde es als Weiterentwicklung oder andere Darstellung des Internets beschreiben, was zum einen, wie gehabt, über Bildschirme, oder sogar über Brillen genutzt wird. Am Bildschirm ist es wie in einem Computerspiel, unsere Umwelt wird dort abgebildet und man bewegt sein persönliches Figürchen von A nach B und kann ähnlich handeln wie im echten Leben. Mit der Brille überschneidet sich die virtuelle mit der realen Welt. Dinge, die man heute nur auf dem Smartphone oder anderen Screens sieht, werden dann ins Sichtfeld projiziert und durch Gesten gesteuert. Ich glaube tiefer muss ich nicht gehen, das muss erstmal verarbeitet werden.

Wie nutzt du das Metaverse?

Bisher habe ich es leider nur spielerisch genutzt und ein bisschen ausprobiert, weil es heute noch wenige Anwendungen gibt. Ich versinke aber regelmäßig in diversen Rabbit Holes rund um dieses Thema, weil mich die Potenziale einfach begeistern. Deswegen ist meine Vorfreude auf die Reife dieser Technologie als Gestalter, aber auch als Privatperson dementsprechend sehr groß.

Gibt es Brands, die für dich Vorreiter in Sachen Bespielung des Metaverse sind?

Seit ein bis zwei Jahren startet gefühlt jede große Brand mal ein Metaverse-Projekt, was ich spannend finde. Das zeigt, dass viele aus der Vergangenheit gelernt haben und sich der neuen Technologie öffnen. Es ist eine große Chance in einer turbulenten Zeit, wo Marken den Mut haben, sich neu zu erfinden oder sogar Vorreiter werden können.

Brands, allen voran die ganzen Tech-Giganten, sind da natürlich ganz vorne. Aber auch Marken wie Hyundai oder Coca Cola und Luxus- und Lifestyle-Brands wie Balenciaga, die eine Collab mit Fortnite gemacht haben, Nike natürlich, Gucci und Co., haben spannende Ideen.

Wie werden wir als Privatpersonen das Metaverse in Zukunft nutzen?

Ich habe natürlich keine Glaskugel und bin nur ein Gestalter, der dem Thema wohlgesonnen ist. Deshalb tue ich mich schwer, wirklich ernstzunehmende Prognosen abzugeben. Ich versuche aber mal meine Vorstellung zu formulieren: Auch wenn ich großer Fan dieser Technologie bin, hoffe ich, dass uns das Metaverse nicht zu sehr einnimmt und man nur noch Menschen mit Mixed-Reality- Brillen herumlaufen sieht, die beispielsweise auf Social Plattformen festhängen. Ich denke, wenn wir das Metaverse auch in unseren privaten Alltag schlau integrieren, kann es, genauso wie am Arbeitsplatz, eine große Bereicherung sein. Wir können von Zuhause aus Teil eines Konzertes oder Theaterstückes sein, auf dem Hometrainer durch die Berge radeln und im Fußballstadion sitzen. Oder man lässt sich von einem autonom fahrenden Auto nicht über eine triste deutsche Autobahn, sondern virtuell den Highway One nach L.A. entlang fahren. Beim Thema Bildung wird es auch interessant. Ich glaube, wir können unsere privaten Interessen und Leidenschaften im Metaverse viel hochwertiger schulen.

Ob Chat GBT oder Midjourney: Irgendwie spielen gerade viele mit KIs herum – und nutzen diese Programme ja bereits auch in ihrem Beruf. Macht dir das Angst oder siehst du darin Chancen?

Ähnliches Thema, ich finde es super, dass aktuell so viel herumgespielt und ausprobiert wird. Damit kann man nicht früh genug anfangen, denn wer mal mit KI gearbeitet hat, weiß, wie viel Spaß es macht und wie sehr sie beeindruckt. Deswegen sehe ich KI als eine absolute Chance für uns Kreative. Sie lässt uns effizienter arbeiten und viel hochwertigere Ergebnisse erzielen. Es gibt so viele kleine Arbeitsschritte, ich sage nur in Photoshop Freistellen, die unnötig Zeit kosten und unser kreatives Schaffen aufhalten. Außerdem öffnet sie ganz neue Türen in der Umsetzung von Ideen, an die wir uns bisher nicht so richtig herangetraut haben, weil wir vielleicht unsicher im Handling von Programmen oder Werkzeugen sind. Kurzum, ich denke, dass KI uns von vielen zeitintensiven, technischen Schritten erlöst und wir uns folglich kreativ viel freier entfalten können, weil uns weniger Grenzen in der Umsetzung gesetzt werden.

3D-Räume, viele Animationen – alles muss sich bewegen! Merkst du diesen Trend auch bei euren oder deinen Projekten?

Definitiv, vor allem beim Motion Design. Wir machen viel Creative Content für unsere Kund*innen und dabei fällt auf, dass es heutzutage sehr wichtig ist, After Effects zu beherrschen. Die Art und Weise, wie sich Objekte bewegen, verleiht dem jeweiligen Creative eine weitere Charakter- und Informationsebene, was letztlich auch unterbewusst auf die Marke einzahlt. Außerdem garantiert es im Normalfall auch eine längere Verweildauer. Nicht umsonst haben sich TikTok und Reels durchgesetzt.

Welche Herausforderungen siehst du, wenn du an Bild- oder Urheberrechte denkst, im Zusammenhang mit KIs?

Da draußen gibt es viele schlaue Köpfe, die sehr gute Ansätze präsentieren. Urheberrechte und geistiges Eigentum müssen geschützt sein, das steht außer Frage. Es ist schlimm, dass im Prinzip alle, die eine Kunst-, bzw. Bild-KI beherrschen, ganz einfach über Jahre entwickelte und angeeignete Stile von Künstler*innen nachahmen und kopieren können. KIs können, genauso wie Photoshop, auch missbraucht werden. Deswegen braucht es zeitnah Regulierungen und Gesetze, um diesen Schutz zu gewährleisten und Fake-Content identifizieren zu können. Ein logischer Ansatz, von dem ich gelesen habe, ist, dass es wiederum eine KI gibt, die diesen Problemen entgegenwirkt. Darüber hinaus gibt es auch Initiativen, die für Real-Content stehen, denen sich viele Content-Plattformen anschließen.

Gibt es schon Kund*innen, die gezielt nach eurer Expertise in Sachen KI und Metaverse fragen?

Nein, bisher leider nicht. Ich würde mich aber freuen, wenn es endlich so weit ist.

Wie bildet ihr euch fort bzw. bleibt auf dem Laufenden in Sachen KI?

Zum Thema Weiterbildung in Sachen KI hatten wir schon intensive Gespräche, weil wir natürlich alle am Ball bleiben wollen. In erster Linie ist erstmal jede*r selbst angehalten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nachdem es der einen/ dem einen vielleicht leichter fällt den Zugang zu finden, als der anderen/dem anderen, hat jeder von uns ein Zeitkontingent bekommen, das verpflichtend auf diesem Feld verwendet werden soll. Was dann entsteht, soll auch gepitcht werden, ich bin sehr gespannt.

Welche Trends kommen nach KI und Metaverse? Lässt sich das schon sagen?

Schöne Frage zum Abschluss. Jetzt müssen aber erstmal KI und das Metaverse ihre Serienreife bekommen. Hier werden ja gerade mal die ersten Gehversuche gemacht und daraus wird wieder ganz viel Neues entstehen, was wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Wer weiß, vielleicht gibt uns in ein paar Jahren eine ausgereifte KI den nächsten Trend vor.

Vielen. Dank für deine Zeit, lieber Niklas!

  • Fotos Team und Portrait:
    Stephie Braun

Weitere Artikel werden geladen...