Es gibt eine Frage, die Menschen jenseits der 30 mehr als alles andere plagt: Werde ich uncool!? Nichts scheint uns die Daseinsberechtigung schneller zu entziehen, als der Moment, der tiefe Schmerz, wenn wir eine Teenager-Referenz nicht mehr verstehen. Mit frischen 31 Jahren, also hart an der Grenze dessen, was allgemein als „jung“ bezeichnet werden kann, wägte ich mich derweil in allzu naiver Sicherheit. Fixierte ich doch täglich mein TikTok-Endgerät mit zitternden Händen, um meine mediale Vergänglichkeit so weit wie möglich herauszuzögern.

Dennoch wurde ich vor wenigen Wochen von der unerbittlichen Dampfwalze gegenwärtiger Jugendkultur schonungslos überrollt. Denn, so die Diagnose, meine Messenger-Kommunikation „ähnelt der eines Boomers”. Oder wie die Kids sagen würden: It’s not giving. Schuld daran ist das 😂-Emoji. Denn es ist wie so vieles: Cringe.

Nachdem ich bestürzt überlegt hatte, mein Smartphone direkt gegen einen Rollator einzutauschen, entschloss ich mich, der gesellschaftlichen Schmähung des 😂-Emojis auf den Grund zu gehen. Wer wusste davon? Was sagen Gen Z's zu ihrer Verteidigung? Und bin ich wirklich alt geworden?

„Face with Tears of Joy“ ist der offizielle Name des meistbenutzten Twitter-Emojis von 2020. Was für viele die standardisierte Verifizierung eines unterhaltsamen Moments darstellte, ist zu einer Hieroglyphe von cheugy Internet-Zombies (Millennials) verkommen. Die freche Gen Z argumentiert, 😂 sei durch übermäßigen Gebrauch unauthentisch geworden und habe damit seine Bedeutung verloren. Für jemanden, der auch beruflich schreibt, nicht gerade optimal. It’s the lack of contemporary knowledge for me. 

Das in Ungnade gefallene 😂 hat die Gen Z nun durch 💀 ersetzt, um Nachrichten von Freund*innen post-ironisch zu kommentieren. Der apokalyptisch-trockene Humor der Gen Z zeigt sich auch in den wenigen Emojis, die noch als nutzbar gelten.

Der lachende Cowboy 🤠 ist die sarkastische Antwort auf tägliche Situationen der Unbehaglichkeit und omnipräsenten Angstzustände, „laughing while dying on the inside”. Für starke Emotionen jeglicher Art benutzt das pubertierende Kind von Welt derweil 😭 oder kehrt ganz im Sinne des Y2K-Revivals zu den analogen Klassikern :) und :’( zurück. Gänzlich auf schriftliche Bildchen zu verzichten, ist ebenfalls en vogue.

Um mich zu vergewissern, ob nur mein Memo zum richtigen Emoji-Gebrauch im popkulturellen Spam gelandet sei, befragte ich die BEIGE-Redaktion. Das Ergebnis: Alle haben das Laugh-Cry-Emoji in ihren Top 10! Beige-Werkstudentin und zertifizierte Gen-Z-Angehörige Hannah klärt auf: 

Auch in ihren Screenshots findet sich jedoch ein 😂 unter den kürzlich benutzten. Im direkten Vergleich werden die Unterschiede der Redaktionsmitglieder allerdings klar deutlich. Während Marie und Julia jede Aussage mit Emojis bestärken, schreiben sich Hannah und ihre Freund*innen sehr minimalistisch. Um meine traumatisierte Millennial-Seele wissend, slackt mir Hannah nachträglich: „Andere aufgrund von vermeintlich uncoolen Emojis zu belächeln, wirkt auf mich uncooler als sie zu nutzen.“

Ich stimme zu. 😭

Dass die Zeit nicht stehen bleibt, scheint eine der großen Lektionen für uns Millennials zu sein. Passen wir nicht auf, halten wir das Handy in ein paar Jahren wie unsere Großeltern. Und schlimmer noch, wir könnten die Wiedereinführung analoger Smileys und gecodeter MSN-Emoticons verpassen. Denn diese sind laut TikTok ebenfalls im Kommen. Obwohl es leicht fällt, sich über neue Trends lustig zu machen, sollten wir versuchen, stetig Schritt zu halten. Der intergenerationellen Kommunikation und mentalen Jugend zuliebe. Alles andere ist nicht nur uncool, sondern eine Red Flag! 🚩