Kunst kaufen – aber wie? Im Gespräch mit Kristina Suvorova
Wenn jemand was zum Thema Kunstkauf sagen kann, dann ja wohl die Künstler*innen höchst persönlich
Wenn jemand was zum Thema Kunstkauf sagen kann, dann ja wohl die Künstler*innen höchst persönlich. Wir sprechen mit der Illustratorin Kristina Suvorova über Eigenwerbung, Kooperationen und die Bedeutung hinter ihren Werken
In unserer Mini-Serie „Kunst kaufen – aber wie?“ sprechen wir mit Expert*innen über verschiedene Möglichkeiten des Kunstkaufs. Was läge näher, als direkt bei den Künstler*innen nachzufragen. Schließlich wissen die ja am besten, was ihr Werk wert ist – oder?
In unserem Alltag sind wir viel häufiger mit Kunst konfrontiert als wir glauben. In unserer Lieblingsserie hängen bunte Gemälde an der Wand, im Instagram-Feed tummeln sich bunte Zeichnungen und große Modelabels kooperieren mit angesagten Künstler*innen. Ein aktuelles Beispiel ist die Initiative „XCHANGE – a female art project“, mit der Adidas Originals junge Künstlerinnen fördern will. Die Frankfurter Illustratorin und bildende Künstlerin Kristina Suvorova ist eine davon – bei Beige haben wir uns direkt in ihre verspielten Illustrationen verliebt!
Neben Adidas hat Kristina Suvorova tolle Projekte mit Jost und Monosuit umgesetzt. Die Ergebnisse sind nicht nur stilvoll, sie tragen auch ihre unverwechselbare Handschrift und wecken die Lust auf ein eigenes Kunstwerk im heimischen Kleiderschrank. Umso schöner, dass wir die Künstlerin über die Kunst der Selbstvermarktung und die Vor- und Nachteile von Social Media als Verkaufsplattform ausquetschen konnten.
Kristina, ich stelle mir deinen Job sehr unkonventionell vor. Schließlich bist du neben deiner Tätigkeit als Künstlerin auch deine eigene Managerin und Kunsthändlerin.
Das stimmt. Die Sache hat zwei Seiten, eine Gute und eine Nervige. Toll ist, dass ich durchgängig dazulerne. Ich investiere sehr viel Zeit, Energie und Neugier in den Lernprozess und möchte verstehen, wie alles funktioniert. Nicht nur aus meiner eigenen Perspektive als Künstlerin, sondern auch aus der von Käufer*innen, Sammler*innen, Galerist*innen und dem Markt an sich. Ich habe das Gefühl, dass es notwendig ist, alles auf einem bestimmten Niveau zu verstehen. Da gibt es für mich ehrlich gesagt noch viel zu lernen.
Der negative Part ist dann wohl der hohe Organisationsaufwand?
Ich muss zugeben, dass es manchmal tatsächlich zu viel für mich ist. Wie schön wäre es, wenn ich meine Zeit und Energie allein für die kreativen Prozesse nutzen könnte? Manche Aufgaben sollten nicht in der Verantwortung von Künstler*innen liegen. Zum Beispiel über Geld zu reden, die Preise für die Werke festzulegen und die Eigenwerbung. Diese Dinge sind manchmal wirklich anstrengend. Ich wünsche mir sehr, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich darum kümmert.
Welche Vor- und Nachteile hat es, als Künstler*in von einer Galerie vertreten zu werden?
Genau kann ich das nicht beantworten, da ich bis jetzt noch nie von einer Galerie repräsentiert wurde. Sicher ist es eine tolle Erfahrung, die ein ganz neues Level an Verantwortung mit sich bringt. Ein Teil der absoluten Freiheit geht flöten, im Gegenzug erhält man aber viele neue Möglichkeiten. Für mich ist in der Zusammenarbeit viel Transparenz wichtig. Wenn ein professionelles Team mit Liebe und Leidenschaft an einer Sache arbeitet, können fantastische Dinge passieren.
Welche Rolle spielen Kooperationen mit großen Marken wie beispielsweise Adidas?
Ich bin froh, dass immer mehr Firmen mit Künstler*innen kooperieren. Jede*r Künstler*in muss selbst wissen, ob er oder sie das will. Die Zusammenarbeit kriegt erst dann eine richtige Bedeutung, wenn die Kommunikation stimmt und die Persönlichkeit und Geschichte hinter den Werken nicht verloren geht. Wenn beide Seiten die richtigen Intentionen haben, bekommt man als Künstlerin die Chance, die eigene Arbeit einer viel größeren Zielgruppe zu präsentieren. Das ist meistens eine sehr wertvolle Erfahrung.
Nach welchem Schema entscheidest du, mit wem du zusammenarbeitest?
Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, genau auszuwählen. Manchmal kann man das Endergebnis einer Zusammenarbeit nicht absehen. Ich folge meistens meinem Bauchgefühl und arbeite mit Marken, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie respektvoll mit meiner Arbeit und der Bedeutung dahinter umgehen.
Kann ich dich als Künstlerin unterstützen, indem ich das aus der Kooperation entstandene Produkt kaufe?
Auf jeden Fall! Mit dem Kauf des Produkts zeigst du deine Unterstützung und Wertschätzung dem oder der Künstler*in gegenüber.
Wie wichtig sind Instagram und andere Plattformen für die Selbstvermarktung von Künstler*innen?
Die sozialen Medien, vor allem Instagram, sind gleichzeitig sehr wichtig und ziemlich tricky. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, meine Arbeit auf diesen Plattformen zu teilen. Natürlich hat es mir eine Menge Projekte und Connections beschert. Abgesehen davon kann ich auf die Weise andere Menschen mit meiner Kunst berühren und inspirieren. Dafür bin ich sehr dankbar.
Hast du dir jemals einen Shopping-Button für deinen Instagram-Account gewünscht?
Nein. Es fühlt sich für mich absolut falsch an, mein Innerstes als Produkt mit Shopping-Button darzustellen. Instagram kann Künstler*innen gegenüber sehr unfair sein. Alles wird in diesen kommerziellen Rahmen gepresst. Algorithmen dienen dazu, Produkte zu präsentieren und zu verkaufen. Meine Gedankengänge, ein Teil meiner Welt, meine Philosophie – das alles geht dabei unter. Ich will Support spüren, auch wenn ich nicht primär den Verkauf im Sinn habe. Aber wenn ich bestimmte Regeln nicht befolge, geht mein Werk verloren oder wird nicht gesehen. An manchen Tagen macht mich das sehr wütend.
Wie muss sich der Kunstmarkt deiner Meinung nach verändern?
Der Kunstmarkt muss transparenter werden! Momentan ist er für Künstler*innen viel zu geheimnisvoll und wenig hilfreich. Vielmehr spielt er denen in die Tasche, die nur die Absicht haben, Geld damit zu verdienen.
Wie kommst du in Kontakt mit potenziellen Käufer*innen?
Ich bin noch auf der Suche nach dem besten Weg für mich. Lange habe ich überlegt, einen eigenen Onlineshop zu eröffnen, um dort Originale und Prints zu verkaufen. Ich habe mich aber dagegen entschieden. Wenn die Werke nicht in einer Galerie oder auf einer vernünftigen Online-Plattform angeboten werden können, gefällt mir das Konzept meines eigenen Shops nicht. Die Werke werden dort lediglich als Produkt gesehen und sie verdienen so viel mehr als das. Schließlich stecken dahinter interessante Anekdoten und viel Liebe.
Wie gehe ich denn vor, wenn ich an einem deiner Werke interessiert bin?
Ich hatte die Idee, einen digitalen Katalog für meine Werke zu erstellen. Den promote ich über meine Website und auf meinem Instagram-Account. Die Menschen, die Interesse an meiner Arbeit haben, können mir also schreiben und bekommen dann den Katalog. Ich habe viel Mühe in die Gestaltung und die Geschichten hinter den Werken gesteckt. Ich wünsche mir, mehr Leute mit meiner Arbeit zu erreichen, die sich wirklich dafür interessieren, meine Welt entdecken und einen Teil davon besitzen möchten.
Na, neugierig geworden? Falls ihr beim Stöbern auf Instagram oder auf Kristinas Website nicht genug bekommt, könnt ihr ihre Werke noch bis Samstag live angucken. Bis zum 27. Juni sind sie und andere Künstlerinnen von Adidas XCHANGE im Berliner Pop-up-Store in Mitte zu sehen.
Wo? Münzstraße 14-16, 10178 Berlin
Wann? Bis zum 27. Juni, jeweils 14-19 Uhr
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