Copenhagen Fashion Week

Copenhagen Fashion Week

Unsere Highlights der #cphfw zusammengefasst

Wir waren live in Kopenhagen vor Ort und haben für euch die schönsten Kollektionen in der Übersicht

Die letzte Woche zog an mir vorbei wie ein Daumenkino. Lauter einzelne Bilder, die am Ende ein großes Ganzes ergeben – und zwar, dass Kopenhagen auf dem besten Wege ist, sich bald das Fashion Capital von Europa nennen zu dürfen. Paris, watch out! Denn was Kopenhagen so einzigartig macht, ist die Nahbarkeit von Mode. Während auf anderen Laufstegen Mode so todernst präsentiert wird, die dann aufgrund ihres Preises abseits des Laufstegs nur von ausgestatteten Influencer*innen oder von wenigen Privilegierten getragen wird, erscheint die dänische Hauptstadt wie eine einzige Modeparty: Aufgrund der Nahbarkeit und der bezahlbaren Preise erscheinen nämlich wirklich alle – ob Model auf dem Laufsteg, Influencer*in, Journalist*in oder auch einfach nur Fan – in der Mode des präsentierenden Labels. Und feiern es!

Mode in Kopenhagen ist mal bunt und laut, mal minimalistisch und ruhiger, sie ist zum Anfassen, sie macht Spaß, sie nimmt sich nicht zu ernst – und sie ist für alle. „Copenhagen and the Scandi Girls just get us“, sagte Andrea vom ungarischen Label Aeron zu mir. Und ich kann sie verstehen. Genau dieses Gefühl ist mittlerweile auch für viele nicht-dänische Labels der Grund, während der Copenhagen Fashion Week zu zeigen.

In diesem Artikel widmen wir uns zunächst den Labels, die wir auf der #cphfw persönlich besucht – und von deren Mode wir mehr als angetan waren. Mit dabei sind Wiederentdeckungen, Newcomer, Klassiker und Brands, die wir seit Jahren für ihre Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, ohne den roten Faden zu verlieren, bewundern.

Die Fotos von Aeron, Baum und Pferdgarten und Sunflower hat dabei Fotografin Jordann Wood exklusiv für BEIGE gemacht.

Aeron

Während für viele andere Aeron ein neues Highlight auf der Copenhagen Fashion Week war – kein Wunder, es war ihre erste CPHFW-Show – so begleitet mich das Label aus Ungarn quasi seit Beginn meiner Karriere als Modejournalistin. Es war mal stiller, mal lauter, mal mehr präsent und dann wieder verschwunden, nur um mit noch mehr Qualität, Durchdachtheit und Konzept vor mir zu stehen. Mit der Show im Fritz Hansen Pavillon im Design Museum Denmark war nun letztendlich allen klar: Diesmal ist Aeron gekommen, um zu bleiben. Auf den Laufstegen dieser Welt, in unseren Kleiderschränken (und zwar für immer) und in den Herzen aller, die Zeuge der neuen Kollektion werden durften.

Aeron ist jetzt DAS neue Luxus-Knitwear-Label. Hierbei legen sie ihren Fokus auf fließende Silhouetten, zeitlose Farben auf die Saison ausgerichtet und Materialien, die sowohl der Trägerin auch als der Natur Gutes tun. Ein weiteres Highlight, das Aeron seine ganz eigene, erwachsene und elegante Note verleiht: die Kombination mit der ersten Schmuck-Capsule-Collection des Brands mit dem charakteristischen A für Aeron.

Eszter Áron ist damit auf dem besten Weg, das europäische The Row zu werden. Und mal ganz ehrlich: Darauf haben wir doch alle gewartet!

Baum und Pferdgarten

Baum und Pferdgarten gehört seit Jahren zu den größten und erfolgreichsten Brands der dänischen Hauptstadt. Was andere als Erfolgsdruck wahrnehmen würden, ist für Baum und Pferdgarten jedes Jahr aufs Neue die Chance, sich weiterzuentwickeln. Und diese Chance nehmen sie ernst. Für die Kollektion für Spring Summer 2023 eignete sich Baum und Pferdgarten eine ganze Straße mitten im Kopenhagener City-Center vor ihrem Flagship-Store an – und bewies damit, dass sie tief verwurzelt mit der Stadt sind und die Straßen (und Herzen der Däninnen) ihnen gehören.

In Sachen Mode wurde es, wie man es von Baum und Pferdgarten gewohnt ist, laut, aufregend und mutig. Colour-Blocking feiert sein Comeback, Bubblegum Pink war ebenfalls präsent und besonders ein weißes Spitzenkleid, das sich auch auf einer Hochzeit gutmachen würde, blieb mir im Gedächtnis. Andere Looks, die Aufmerksamkeit verdient haben: Leo-Prints, ein Danish Tuxedo aus Denim und klassisches Tailoring mit einem Streetwear-Twist.

Sunflower

Die Scandi-Girls sind präsent. So präsent, dass Menswear in Kopenhagen manchmal droht, in den Hintergrund zu geraten. Und das völlig zu Unrecht. Das Kollektiv Sunflower ist der beste Beweis, dass Menswear genauso viel Potenzial, wenn nicht sogar noch mehr, bietet, um auf der Fashion Week zu begeistern und mehr Selbstbewusstsein in Sachen Mode zu verleihen.

Ihre ganze Energie stecken sie dabei, anders als andere Labels, nicht in die Präsentation der Mode, denn die fand einfach im Innenhof ihres Büro-Gebäudes mit Stehplätzen statt, sondern in die Schnittgenauigkeit und die Qualität der Materialien. Was wirklich herausstach, war zum Beispiel der japanische Jacquard, der sich als Marmorierung durch die gesamte Kollektion zog. Klassische Silhouetten bricht das Brand um Gründer Ulrik Pedersen mit unerwarteten Accessoires. Um die Harper's Bazaar zu zitieren: „Like the flower it takes its name from, Sunflower’s designs are like seeds that the wearer makes bloom.“ Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.

Malaikaraiss

Ich finde, Stolz ist eines der schönsten Gefühle. Sich einzugestehen, dass man stolz auf sich selbst ist, ist vielleicht noch viel härter, als auf andere stolz zu sein. Und die Show von Malaikaraiss erweckte in mir beide Arten des Stolzes: Stolz, dass sie ein Teil unserer Berliner Modebranche ist und wir mit ihr auch Teil von Kopenhagen wurden und stolz auf sie, weil sie es schafft, jede Saison neu zu begeistern, ohne ihre DNA zu verlieren oder sich krampfhaft neu erfinden zu müssen.

Malaikaraiss ist Mode, so wie die Dän*innen sie lieben – und so wie wir Deutschen sie noch viel mehr schätzen müssten: Sie ist nachhaltig, sie ist handgemacht, sie ist zeitlos und trotzdem immer aktuell und sie macht Spaß. Das ist vielleicht auch der Grund, warum sich Malaika den Kopenhagenerinnen zurzeit näher fühlt als den Berlinerinnen.

Ähnlich wie Wood Wood setzte auch Malaikaraiss im Titel ihrer Kollektion auf das Wort „Paradies“. Was sie darunter versteht? „Sich einen Ort voller Kreativität, Freiheit und Vision schaffen, der zum Träumen einlädt – sein eigenes Paradies quasi.“ Die Kollektion hatte einen durchgehenden, ruhigen Unterton aus Off-White-Tönen, gepaart mit einem Ausflug in die Eisdiele mit Pistazie, Limette, Lavendel und Lakritz – an manchen Stellen wurde es knallig mit Yves-Klein-Blau.

In den Silhouetten der Kleider finden sich die Reisen von Malaika nach Mallorca, Kopenhagen und nach Marrakesch wieder und diese Reiselust und der Hang zur Internationalität zeigte sich auch in der Location der Show: der Marmorkirkken, einem der altehrwürdigsten Plätze der dänischen Hauptstadt. Hoffen wir, dass Malaikaraiss nach der Show, der auch viel internationale Presse beiwohnte, Berlin nicht irgendwann komplett den Rücken zuwendet. Denn das wäre ein Verlust, den wir nicht verkraften könnten ...

Wood Wood

Wood Wood verbinde ich immer ein wenig mit Melancholie. Schließlich kam das Label 2012 zur Fashion Week in Berlin und verlieh unserer Modewoche internationalen und coolen Flair, den wir so dringend nötig hatten (und veranstaltete die besten Partys), verließ uns dann aber doch wieder. Dieser Abschiedsschmerz wurde durch die neue Frühjahrskollektion jetzt endlich austherapiert. Denn während ich auf der Brücke Lille Langebro, der Show-Location, inmitten von Kopenhagen saß (und man sitzt eigentlich nie auf der Brücke, denn sie ist nur für Fahrradfahrer*innen), so wurde mir klar: Wood Wood gehört nach Kopenhagen. Und das mit Berlin war ein wildes, tolles Abenteuer, das zu Ende gehen musste.

Eine Flucht ins Paradies, so betitelte das Brand selbst seine Kollektion und das war es auch, es war aber auch im Großen und Ganzen eine Hommage an ihr dänisches Kulturgut. Die Location, die Mode, die sich in vielen Belangen auf klassische Arbeiterkleidung wie Carpenter Jeans, Malerhemden, Denim und Armee-Styles fokussierte, traf in Sommerkleidern und Blusen mit Rüschen, warmen Farben und klobigen Flip-Flops den Zeitgeist der Stadt. Eine moderne Hommage an den Freiheitsdrang einer Nation.

Gestuz

Gestuz ist in Deutschland vielleicht noch nicht so präsent wie andere dänische Mode-Giganten, aber das wird sich in der kommenden Zeit gravierend ändern, dafür hat das Brand mit seiner Show bei der Copenhagen Fashion Week den Grundstein gelegt. Schon seit 2008 ist Sanne Sehested eine der Frauen, die die Scandi Girls anzieht – und ihnen mithilfe von Mode Ausdrucksmöglichkeiten verleiht.

Bei der neuen Frühjahrskollektion 2023 waren die Trends für den kommenden Sommer aufgereiht wie Perlen an einer Kette: ein Highlight folgte auf das nächste. Umso schwerer, sich jetzt auf die Looks festzulegen, die besonders herausstachen: Rosetten-Ketten, Tanga-Dekolleteés, Cargo Pants und erdige Töne. Alles übrigens im „See Now, Buy Now“ Format serviert. Damit ist klar: Gestuz-Frauen sind mutig, sie haben verdammt viel Selbstbewusstsein, sie wollen auffallen. Und von diesen Frauen brauchen wir in der Welt gerade mehr.

Dieser Artikel ist Werbung, da er Markennennungen enthält.

  • Fotografin Header & Home:
    Jordann Wood

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