Meet the new Artisans – Slow Fashion liebt Instagram

Meet the new Artisans – Slow Fashion liebt Instagram

Welche Labels dank Social Media das (modische) Kunsthandwerk wieder aufleben lassen

Welche Labels dank Social Media das (modische) Kunsthandwerk wieder aufleben lassen

Ich möchte mich erstmal dafür entschuldigen, dass ich für den Titel dieses Artikels so vollmundig ins Englische gewechselt habe. Tatsächlich bin ich aber mit keiner Übersetzung des Wortes „artisan“ wirklich zufrieden. Handwerker? Klingt nach Wasserrohrbruch. Kunsthandwerker? Klingt nach mit einer Zange gebogenen Drahtohrringen auf Dawanda. Künstler? Klingt nach einer Tätigkeit, die Acrylfarbe beinhaltet.

„Trefft die neuen Handwerker“ ... hmm. Nein, es geht um ein Gefühl, das gerade vor allem in der Modebranche und hier besonders auf Instagram herumschwirrt. Diese Lust auf kleine Stückzahlen und auf vergessenes Handwerk. Der Mut zu Fertigung auf Nachfrage. Die Sehnsucht nach diesem Ganz-weit-weg und gleichzeitig die Neuentdeckung des Vor-der-Haustüre. Der Klimawandel macht uns sensibler für unseren Konsum und vor diesem Hintergrund ist eine ganze Riege neuer Labels entstanden, die Qualität vor Quantität setzen und ihre Message via Instagram in die Welt hinaustragen.

Original, unabhängig, mutig

„ „Instagram ist für die jungen, kleinen Marken Werbeplattform, Point-of-Sale und Imagetool zugleich.“ “

Auch ich habe teils vorsätzlich, teils unterbewusst mein Konsumverhalten verändert. Meine Onlineshopping-Touren habe ich ganz bewusst mehr und mehr zurückgeschraubt. Was neu ist, ist, dass ich selten so häufig wie heute auf so viele umwerfende (Mode-)Alternativen gestoßen bin und inzwischen in den früheren Onlineshops meines Vertrauens höchsten noch alle zwei Monate mal vorbei klicke. Stattdessen begebe ich mich lieber auf eine Social-Media-Schnitzeljagd durch die spannendsten Newcomer Brands aus aller Welt, trage mich geduldig für Wartelisten und Drop-Benachrichtigungen ein und freue mich über so viel Originalität, Unabhängigkeit und Mut seitens der Designer*innen. Doch die Rechnung geht auf, denn Instagram ist für die jungen, kleinen Marken Werbeplattform, Point-of-Sale und Imagetool zugleich..

Dennoch ist es kein Zuckerschlecken, denn kleine Stückzahlen und Made-to-Order bedeuten höhere Materialkosten, mehr Zeit- und Logistikaufwand und natürlich Geduld. Denn das Aufbauen einer treuen Kundschaft kann mitunter Jahre in Anspruch nehmen. Da ist (finanzielles und ideelles) Durchhaltevermögen gefragt. Grund genug, die herrlichen Artisanen meines Feeds mit euch zu teilen. Wer weiß, vielleicht ist in dieser Liste ja euer nächstes Lieblingsbrand dabei!

Maison Cléo

Gegründet wurde das französische Label Maison Cléo 2017 von Marie Dewet und ihrer Mutter Cléo. Der USP hinter den an sich schon anschmachtenswerten Entwürfen der kleinen Marke? Alle Teile werden nur auf Bestellung und zum Großteil aus alten Stoffresten gefertigt – und das in Handarbeit von Mutter Cléo in Lille. Der Onlineshop öffnet ausschließlich mittwochs um halb Sieben am Abend.

Die Röcke mit Volants, Blusen mit Puffärmeln, halbdurchsichtigen Seidenblusen zum Schnüren und verspielten Miniröcke sind natürlich immer ausverkauft. Aber wer weiß, vielleicht habt ihr kommenden Mittwoch ja Glück? Solange speichern wir die traumhaften Looks aus dem Feed von Maison Cléo einfach fleißig weiter als Outfit-Inspirationen ab.

P.S. Mit Net-a-Porter hat Maison Cléo eine exklusive Kooperation. Teile der Kollektion sind dort erhältlich. Ihrem Made-to-Order-Prinzip bleibt das Mutter-Tochter-Duo aber dennoch treu.

Local Pattern

Das nachhaltige spanische Label Local Pattern wurde 2016 in Barcelona gegründet und hat sich auf Menswear und unisex Accessoires spezialisiert. Das alleine ist schon toll, besonders macht Local Pattern aber, dass alle Prints und Grafiken, wie es der Name bereits verrät, in Zusammenarbeit mit lokalen Künstler*innen entstehen und die Kollektionen in kleinen Stückzahlen aus umweltschonenden Materialien in Barcelona gefertigt werden.

Eines der Ziele von Local Pattern ist es, das Erbe der spanischen Hauptstadt als Metropole für die Textilherstellung wieder aufleben zu lassen. Na, bei dem, was da sich gerade in Spanien an Jungdesigner*innen etabliert, könnte das Vorhaben gelingen.

House Of Sunny

Beim UK-Label House of Sunny bin auch ich schon schwach geworden. Ein Top und ein Haarreif sind in meinen Besitzt gewandert. Mir sind die Entwürfe des kreativen Kollektivs um Gründerin Sunny Williams dieses Jahr erstmals begegnet, House of Sunny gibt es aber bereits seit 2011. Seitdem hat sich das Label eine treue Fanbase aufgebaut, die vor allem die originellen Entwürfe, geringen Stückzahlen und nachvollziehbaren Preise schätzt.

Es wird auf Leder, Pelz und Seide verzichtet, die Wolle stammt von kontrollierten Zulieferern. Stoffreste werden zu neuen Teilen verarbeitet und es werden Hangtags und Carelabels darauf gefertigt. Kleiner Tipp von mir: Lieber eine Größe größer bestellen.

Carlota Barrera

Vogue, i-D, Man About Town und Esquire sind bereits Fans und auch ich bin den Entwürfen von Carlota Barrera verfallen. In ihren Kollektionen vereint sie klassisches Tailoring mit modernen Silhouetten, nachhaltigen Materialien und mutigen Details. Einziger Haken (für mich): Die Absolventin des London College of Fashion, die ihr gleichnamiges Label 2018 gründete, entwirft ausschließlich Menswear.

Aber gut, wir Frauen haben in Sachen Angebot ja noch immer die Nase vorne und unisex Labels sind noch immer eher die Ausnahme, denn die Regel. Von daher sei es euch Herren gegönnt, außerdem können viele der Teile ohne Probleme auch von Frauen getragen werden.

Gimaguas

Gegründet wurde Gimaguas 2016 von den Zwillingsschwestern Sayana und Claudia, die einen Outlet suchten für all die wunderbaren handgemachten Schätze, die sie auf ihren Reisen entdeckten. Die Schwestern sind zum einen also so etwas wie Kuratorinnen für Accessoires und Kleidungsstücke, die sie in Mexiko, Indien oder Madagaskar entdecken. Zum anderen arbeitet Gimaguas aber auch immer wieder mit NGOs zusammen und legen Wert auf lange Partnerschaften mit den (meist) Frauen, die die Produkte designen, die sie selbst entwerfen.

Die Kollektionen, der Schmuck und die Accessoires sind so wunderschön, dass schnell sein wirklich die Prämisse ist. Denn wenn es eine Sache gäbe, die ich bei Gimaguas bemängeln müsste, dann, dass alles immer so ratzfatz ausverkauft ist. Aber kleine Stückzahlen gehören zur Nachhaltigkeit eben dazu, nicht wahr?

Immerhin: ein Paar Raffia-Plateauschuhe und ein Top habe ich ergattert – und ich werde es wieder tun!

Aardes

Aarde ist Niederländisch und bedeutet „Erde“. Und mit ihr möchte die Slow Fashion Marke und auch wieder verbinden. Die gesamte Produktion von Aardes unterliegt einem ganzheitlichen Anspruch. Das Design der Stoffe entsteht in London, hergestellt wird der Rohstoff für die Blusen und Kleider in Jaipur in Indien mithilfe der traditionellen Blockdruck-Technik. Dadurch, dass alle Stoffe per Hand bedruckt und die Blusen und Kleider per Hand und in kleiner Stückzahl genäht werden, ist die Gefahr von Style-Doppelgängern fast bei null. Denn jedes Teil ist ein Unikat.

Ist ein Teil ausverkauft, wird nur nachproduziert, wenn es die Nachfrage rechtfertigt. Das Ergebnis sind wunderschöne hochwertige Blusen und Kleider. So schön ist Slow Fashion selten.

BPCR Collection

Über BPCR Collections bin ich bei einer meiner spätabendlichen Instagram-Endlosscroll-Anfälle gestolpert und kann über die Marke eigentlich gar nicht so viel erzählen. Der Name stammt von den Initialen der Gründerin, Blanca Pérez-Cabrero. Da ich des Spanischs nicht mächtig bin, habe ich den Google Translator bemüht und weiß, dass sie eine junge Designerin aus Barcelona ist, die mit ihren verspielten Kleidern, dem kunterbunten Modeschmuck und diesem charmanten DIY-Feeling mich und alle anderen Frauen da draußen ein Lächeln auf die Lippen zaubern möchte. Blanca Miro hat sie auch schon erwischt.

Wie ihr an der Anwesenheit der Brand in meiner Liste seht, ist ihr das eindeutig gelungen!

Amt Studio

Und wieder die Spanier. Die nachhaltige Marke Amt Studio stammt aus dem Örtchen Manresa nahe Barcelona und wurde 2015 gegründet und schafft es eine lokale Produktion und ein nachhaltiges Konzept mit einem äußerst zeitgemäßen Look zu verheiraten.

Wie viele der hier vorgestellten Marken arbeitet auch Amt Studio mit nachhaltigen Materialien und produziert in kleinen Stückzahlen. Mir ist das Brand tatsächlich erst vor Kurzem über den Weg gelaufen, obwohl ich, trotz selbst auferlegtem Shoppingverbot, fast täglich nach neuen nachhaltigen Marken Ausschau halte.

Amt Studio ist ab sofort bei mir also mit einem dicken Lesezeichen versehen. Und bei euch?

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