Ein knappes Jahr ist es nun her, dass ich von Berlin nach Brüssel gezogen bin. Es war eine gute Entscheidung. Doch der Kulturschock sitzt noch immer: kein stundenlanges Anstehen für Brot, keine Performancekunst auf der Metaebene, kein „Heute leider nicht“. Entsetzte Berliner*innen schreien: „So eine Stadt kann nicht gut sein!“ Denn es ist eben nicht Berlin.

In der Tat ist Brüssel ein europäischer Geheimtipp, der sich stets für einen Trip lohnt. (Bestätigt durch wiederkehrende Freund*innen.) Allerdings hat die Stadt einen schlechten Ruf. Die meisten kennen die belgische Hauptstadt nur durch ein kurzes Umsteigen am endzeitlichen Gare du Nord oder einen Business-Trip ins Köln-esque EU-Viertel. Die entsprechende Missgunst ist also verständlich. 

Tatsächlich hat Brüssel jedoch enorm viel zu bieten, von wunderschönen Parks über hippe Restaurants bis zu szenischen Ausblicken über den Rest der überraschend hügeligen Stadtteile. Als Neo-Local mache ich es mir hiermit zur Aufgabe, das Brüsseler Image aufzupolieren und euch die perfekte Reise in meine neue Wahlheimat zu bescheren. So viele Restaurants, Cafés, Bars, Geschäfte, Hotels, Parks und Ausblicke – On y va!

Brüssel hat neben unzähligen Sterne-Restaurants auch großartige bezahlbare Küche zu bieten. Der französische kulinarische Einschlag und die Wertschätzung hochwertigen Essens sind überall zu spüren. Obacht jedoch bei den Uhrzeiten: Die meisten Lokale haben für das Mittagessen nur von 12-14 Uhr geöffnet, für Dinner von 18-21 Uhr. Immerhin zahlt man so gut wie überall mit Karte. Trinkgeld ist nicht üblich.

Steigen wir direkt mit meinem Lieblingscafé Café des Minimes ein. Wer Beweise will, dass sich Brüssel wie Paris anfühlen kann, geht hier hin. Das wunderschöne Gebäude steht neben einer uralten Kirche, auf dem Gehweg sitzt du unter einem riesigen Ahornbaum. Meine persönliche Empfehlung für einen Snack zwischendurch: Die Burrata, Pommes und dazu ein Lulupus-Bier.

Waffeln, Kroketten und Pommes: die heilige Dreifaltigkeit Belgiens gibt es bei Fernand Obb Delicatessen im Stadtteil St. Gilles. Das Besondere: Pommes gibt es hier u.a. in Form einer Waffel, die Brüsseler Spezialität Krabben-Kroketten mit Spezialsaucen zum Dippen. Weiterziehen kann man anschließend in die vielen Bars nebenan.

Wer sich kulinarisch nicht entscheiden kann, ist im WOLF Food Market bestens aufgehoben. Das ehemalige Bankgebäude beherbergt 19 Restaurants aus aller Welt sowie eine eigene belgische Mikrobrauerei.

Definitiv kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem nennenswert ist das OLD BOY. Das Asian-Fusion-Restaurant in Ixelles ist der perfekte Ort für ausgiebiges Essengehen mit entspannter Atmosphäre. 6 Gänge kosten hier 45 Euro, Reservieren ist notwendig. Wer doch spontan etwas probieren will, geht nebenan zum LIL BOY und nimmt sich etwas auf die Hand mit.

Das Habibi ist ein modernes Restaurant mit Küche aus dem Mittleren Osten. Perfekt für ein Dinner mit Freund*innen, alle Gerichte laden zum Teilen ein. Auch die Habibi-Cocktails sind ausgezeichnet.

Eine der besten Pizzerien Europas ist das Marcella, sagt man hier in Brüssel. In der Tat schmeckt die neapolitanische Pizza aus Bio-Zutaten unfassbar gut, zudem bietet das Restaurant einen wunderbaren Blick auf die Kirche Trinité und die umliegenden weiteren Restaurants und Bars.

Wer rot sehen will, geht ins Café BUDDY BUDDY. In wahrhaftigem Berlin-Mitte-Style besticht dieses Café durch sein gelungenes Interior und die minimalistisch gehaltene Getränke- und Snackauswahl. BUDDY BUDDY eignet sich besonders gut für einen Boxenstopp, wenn man beim Shopping rund um die Avenue Louise und Avenue de la Toison d’Or nicht in die typischen Mainstream-Lokale einkehren möchte. Der komplett rote Außenbereich schreit danach, auf Insta gepostet zu werden.

Das Café Le Fontainas - Der Ort meines ersten Brüsseler Mittagessens! Es gab: vegetarische Lasagne und Limonade de Maison. Neben einer wunderschönen alten Kirche gelegen, fühlt sich auch dieses Café wie ein Stückchen Paris an. Die Leute sind dazu hip, das Personal super freundlich und die Gay Bars bei Bedarf direkt um die Ecke.

Die Rebel Bar ist die etwas schickere Wein-Location in der Nähe des hippen Place Flagey im Stadtteil Ixelles. Die für Brüssel typischen farbigen Metallstühle auf dem Gehweg eignen sich perfekt, um das hübsche Barpublikum sowie die unzähligen Hunde der Gäste zu begutachten. Unbedingt probieren: die lokalen belgischen Naturweine, die regelmäßig wechseln.

Le Cocq Bruxelles ist eine der bekanntesten Bars der Stadt, mit jungem Publikum, Burgern und guten Drinks. Die Location erinnert an das Set eines Films mit urigen Ledersesseln, exotischen Pflanzen und Neonlicht. Probiert hier das Hoegaarden Bier, schmeckt wie ein Radler, nur mit weniger Zucker.

Eine klassisch belgische Gaststätte mit viel dunklem Holz, mit goldenen Armaturen und im Art Nouveau-Stil verziert. Das Le Cirio neben der Börse in der Innenstadt ist ein entspanntes Original, in dem man fast immer spontan einen Tisch bekommt. Die Spezialität des Hauses: Half and Half - halb Weißwein, halb Champagner. Klingt schwierig, schmeckt aber!

Das JAM Hotel liegt im hippen Stadtteil St. Gilles mit vielen Restaurants, Cafés und Shoppingmöglichkeiten in der Nähe. Vielen kennen das Hotel vom vorbei laufen, denn die Dachterrasse mit Bäumen sowie das hoteleigene Restaurant im Erdgeschoss fallen sofort ins Auge.

In ähnlicher Lage befindet sich auch das Harmon House mit wunderschönen Zimmern und eigenem Spa-Bereich. Statt Dachzugang bietet dieses Hotel viele Zimmer mit eigenem privaten Balkon.

Belgien ist für seine ausgezeichnete Auswahl an Vintage Mode- und Interior-Geschäften bekannt. Besonders entlang der Rue Haute und Rue Blaes gibt es unzählige solcher Läden, von super günstig bis eklektisch und hochwertig.

Einer der coolsten Vintage-Shops, in denen ich je war. Auf drei Etagen bietet Haute Antiques 207 die ausgefallensten Möbel und Deko-Objekte der letzten Jahrzehnte. Viele Klassiker erkennt man sofort, vieles begeistert aufgrund seiner Extravaganz. Allein das Erkunden des Geschäfts lohnt sich.

Das AMEN Brussels in der Innenstadt ist ein schwarz-weiß-gekacheltes Wunderland für Kitsch und außergewöhnliche Mitbringsel. Von Comme des Garçons-Parfüms bis zur Peniskerze gibt es hier alles.

Der Concept Store Hunting & Collecting in der Innenstadt bietet einen außergewöhnlichen Mix aus Mode, Design und Lifestyle-Produkten.

RARE ist der perfekte Laden für Streetstyle aus den 90ern und 2000ern. Wer alte Ed Hardy-Pieces abgreifen möchte, bevor sie zum Spekulationsobjekt werden, ist bei RARE an der richtigen Adresse. Entlang der Rue des Riches Claires finden sich zudem viele weitere Vintage-Geschäfte.

Die Beursschouwburg ist das hippe Kulturzentrum gegenüber der Börse mit unzähligen Ausstellungen, Events und der wohl besten Dachterrasse der Stadt. In den Sommermonaten ist die Terrasse jeden Donnerstag, Freitag und Samstag ab 18 Uhr kostenlos geöffnet und Drinks können mit Blick über die Stadt genossen werden. Auch für das non-alkoholische Ausstellungsangebot tagsüber lohnt sich die Beursschouwburg sehr.

Der Justizpalast ist eins der pompösesten Gebäude Belgiens und beheimatet heute noch das örtliche Gericht. Ich empfehle allen, sich unter der Woche einmal den öffentlich zugänglichen Eingangsbereich des Gebäudes anzuschauen. Wirklich atemberaubend. Direkt neben dem Eingang befindet sich wiederum der wohl schönste Ausblick über das hügelige Brüssel. An klaren Tagen kann man bis zum Atomium sehen.

Der Parc Tenbosch ähnelt mehr einem großzügig angelegten Garten als einem klassischen Park. Hoch und runter schlängeln sich hier die Wege und an jeder Ecke findet sich ein hübsches, kleines Plätzchen zum Verweilen. Ganz privat und besonders ist die Atmosphäre in diesem saftigen grünen Paradies, das eindeutig von Brüssels vielen Regentagen profitiert.

Dieser ehemalige Klostergarten bietet neben geometrisch gestutzten Büschen und Springbrunnen die perfekte Auszeit vom urbanen Chaos drum herum. Die umliegenden Hochhäuser vermitteln ein wenig Central-Park-Charme, die wunderschönen Gebäude des Grundstücks beherbergen heute eine Kunsthochschule. Das Beste: Der Park ist nie überfüllt!

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