DienstArt – Die Kunstkolumne: Über fehlende Diversität in der Kunstwelt

DienstArt – Die Kunstkolumne: Über fehlende Diversität in der Kunstwelt

Ist die Kunstwelt rassistisch? Ja! 

Ist die Kunstwelt rassistisch? Ja! 

Wer dachte, Rassismus würde vor der Kunstwelt Halt machen, irrt leider. Er tut es nicht. Rassistische Machtstrukturen sind auch hier etabliert und selbst wenn Institutionen darauf bedacht sind, kritische Diskurse anzuregen, mangelt es in der Praxis häufig an der Umsetzung. 

Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie die Kunstgeschichte rassismuskritisch umgedacht und neu erzählt werden kann. Die Debatte betrifft nicht nur die fehlende Repräsentanz von Schwarzen Künstler*innen in Ausstellungen und Sammlungen oder die Frage nach Raubkunst und kolonialem Erbe. Die Missstände im Kulturbetrieb sind sehr viel tief greifender: 

Problematisch ist zum Beispiel die Tatsache, dass nur ein Bruchteil der Entscheidungsträger*innen an Museen BIPoC sind und dass impliziter Rassismus und expliziter Rassismus dazu führen, dass PoC seltener angestellt werden. Das zeigt zum Beispiel das von den Tate Galleries veröffentlichte „Diversity Profile“. Unter zehn Prozent BAME (Black, Asian, and minority ethnic) sind in den oberen drei Beschäftigungsgruppen vertreten, nach unten steigend. Nicht die einzige Schwachstelle der Tate: Ihr Gründer Henry Tate war als britischer Geschäftsmann im Zuckerhandel tätig, die Museen werden immer wieder mit Sklavenhaltung und Kolonialismus assoziiert. In dem 2019 dazu veröffentlichten Statement heißt es: „While it is important to emphasise that Henry Tate was not a slave-owner or slave-trader, it is therefore not possible to separate the Tate galleries from the history of colonial slavery from which in part they derive their existence.“ Offen bleibt die wichtige Frage nach Aufarbeitung dieser Vergangenheit und nach möglichen reparativen Maßnahmen. 

Statistiken belegen außerdem, dass nicht nur deutlich seltener Ausstellungen von BIPoC-Künstler*innen stattfinden und ihre Werke seltener angekauft werden, sondern auch, dass hinter den Kulissen kaum Diversität herrscht. Das bedeutet, dass Schwarze Kunstkritiker*innen, Direktor*innen und Kurator*innen deutlich unterrepräsentiert sind.

Die Kuratorin Chaédria LaBouvier zum Beispiel übt harte Kritik am New Yorker Guggenheim Museum für seine Doppelmoral in Sachen Diversität. LaBouvier hatte dort als erste Schwarze Kuratorin an der Einzelausstellung „Basquiat’s ‘Defacement’: The Untold Story”  mitgearbeitet, wurde jedoch weder zur Endveranstaltung der Schau eingeladen noch weiter beschäftigt. Unter diesem Gesichtspunkt prangert sie die Scheinheiligkeit des Museums an, das an einer „kritischen Aufarbeitung“ seiner Vergangenheit arbeiten möchte. 

Wenn Veränderung stattfinden soll, muss die gesamte Kunstwelt und alle ihre Akteur*innen hart mit sich selbst ins Gericht gehen. In diesem Zusammenhang empfehle ich euch diesen lesenswerten Artikel von Bidisha im Guardian.

Ich könnte noch unendlich viele Worte über herrschende Missstände und Machtstrukturen verlieren, möchte jetzt aber endlich den Menschen das Wort überlassen, die diese Dinge schon seit Jahrzehnten predigen:  

Zum Einstieg kann ich euch diese beiden TED-Talk sehr ans Herz legen:

Hier spricht der Künstler Titus Kaphar über seine Liebe zu Museen, rassistische Narrative in der Kunst und den unübersehbaren Rassismus dahinter.  

In diesem TED-Talk erzählt die Kuratorin Thelma Golden darüber, wie Kunst unser Denken und Handeln beeinflusst und welche wichtige Aufgabe Museen innehaben. Dabei zeigt sie unheimlich wichtige künstlerische Positionen, die man unbedingt kennen sollte.

Wenn ihr noch intensiver in diese Diskussionen eintauchen wollt, empfehle ich euch diese Gesprächsrunde, in der Thelma Golden, die ihr ja schon aus ihrem TED-Talk kennt, mit der Kuratorin Rujeko Hockley und Rebecca Carroll über „Black Icons of Art“ spricht. Es geht um bedeutende Künstler*innen zeitgenössischer und moderner Kunst, ihr Werk und ihre Karrierewege.

Wenn ihr Institutionen und Magazinen mit diversen Positionen folgen möchtet, die euch aktiv PoC in die Timeline spülen, dann guckt doch mal hier vorbei:

Hier gibt es ein paar Tipps für tolle Künstler*innen auf Instagram: 

@nengiomuku

@honeiee

@kara_walker_official

@dianaejaita

@asherald

@broobs.psd

@amoakoboafo

@moffattakadiwa

@dorcascreates

@lornasimpson

Diese Podcasts heben Schwarze Stimmen in der Kunst aktiv hervor:

In diesem Podcast der Royal Academy of Arts diskutieren die Künstler*innen Sonia Boyce, Kimathi Donkor und Jacob V Joyce mit dem Kurator und Künstler Michael McMillan über die politische Aufgabe von Kunst, über Aktivismus und die Verantwortung Schwarzer Künstler*innen.

In ihrem Podcast „Helga“ spricht Host Helga Davis mit Kreativen aus allen möglichen Bereichen: Kunst, Literatur und Musik. Sehr zu empfehlen sind die Gespräche mit Stanley Whitney, Kimberly Drew oder auch Thelma Golden – die kennt ihr ja mittlerweile schon.

„The Art Angle“ wird von artnet News produziert und widmet diese Folge vier Künstler*innen, die aktuell an vorderster Front an den Protesten in den USA beteiligt sind. Noor Brara hat mit ihnen über ihre Arbeit gesprochen und berichtet, welchen Einfluss die Proteste auf die Künstler*innen haben und über die Übermüdung, ständig Aufklärungsarbeit leisten zu müssen. 

Und zum Schluss kann ich euch folgende Literatur zum Thema empfehlen: 

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    Dargestellte Bilder sind von Elizabeth Catlett und Amy Sherald, Copyright by the artists

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