„Birth Strike“ – Wenn die Angst vorm Kinderkriegen zu groß ist

„Birth Strike“ – Wenn die Angst vorm Kinderkriegen zu groß ist

In Großbritannien entscheiden sich Mitglieder von „Birth Strike“ gegen das Kinderkriegen – aus Angst vor dem Klimawandel

In Großbritannien entscheiden sich Mitglieder von „Birth Strike“ gegen das Kinderkriegen – aus Angst vor dem Klimawandel.

Es gibt ein neues Phänomen im Kampf gegen den Klimawandel: den Birth Strike. Junge Frauen verweigern sich dem Kinderkriegen, weil sie zu große Angst vor den Klimakatastrophen haben, die auf uns zukommen könnten. Die britische Sängerin Blythe Pepino gründete die Gruppe Birth Strike, nachdem sie in einem Fernsehinterview geäußert hatte: „Ich mache mir solche Sorgen, dass ich beschlossen habe, keine Kinder in die Welt zu setzen.“

Lasst mich das Band gleich hier stoppen. Denn genau die Leute, die sich Sorgen um Klima, Umweltschutz und Mitmenschen machen, sind die, die möglichst viele Kinder in die Welt setzen sollten! Was würde denn passieren, wenn Klimaaktivisten sich reihum gegen das Kinderkriegen entscheiden würden? Genau, es würden sich nur noch die Menschen fortpflanzen, denen Umwelt und Natur vollkommen egal sind. Die zufrieden mit dem Leben sind, wie es ist, so lange das Dschungelcamp weiter bei RTL läuft und das Kilo Schweinefleisch beim Discounter 4,44 Euro kostet. 

Aus Angst vor der Zukunft keine Kinder bekommen zu wollen, klingt für mich komisch. Oder nein, vielleicht ist es total schlau, denn wer solche Angst vor der Zukunft hat, würde rein nerventechnisch wahrscheinlich auch keinen Sturz des eigenen Kindes von einem Klettergerüst überstehen. Die Zukunft ist ungewiss, so viel steht fest. Ob mit oder ohne Kind ist dabei nebensächlich. Wer Kinder in die Welt setzt, übernimmt die größte Verantwortung, die es auf der Welt gibt. Nämlich die, für ein hilfloses Wesen einzustehen und es um jeden Preis zu schützen. Und trotzdem kann ein Kind mit einem Chromosomenfehler auf die Welt kommen, bei einem Autounfall umkommen, sich beim Sport schwer verletzen, an einer Überdosis Drogen sterben oder entführt werden. Es gibt zig Horrorszenarien, die Kindern (auch im Erwachsenenalter, schließlich bleiben es die eigenen Kinder) widerfahren können.

Für die Klimaaktivistinnen scheint die größte Angst zu sein, dass ihre Kinder von einem menschengemachten Tsunami oder Vulkanausbruch in den Tod gerissen werden könnten. Und ja, auch das ist eine Möglichkeit. Aber gerade das ist doch auch das Leben. Wir können nicht alles bemessen, verbieten, vorhersagen, nur damit es weniger Tod auf der Welt gibt. Wie schrecklich wäre es, wenn wir alles vorhersehen und -sagen könnten. Das Ungewisse gehört ganz einfach zum Leben dazu. Wenn man damit nicht zurechtkommt, ist es wirklich keine gute Idee, Kinder zu bekommen. Aber bitte schiebt da doch nicht den Klimawandel vor!

Außerdem gibt es sehr viele verschiedene Arten, Kinder großzuziehen und pauschalisierte Aussagen über den CO2-Ausstoß eines Kindes empfinde ich hier mal wieder mehr als fehl am Platz. Klar, wenn man seinem Kind jedes Jahr das neueste Handy, eine Playstation, Massen an neuen Klamotten (Billigketten gibt es auch für Kinder) und Luxusurlaube in ferne Länder spendiert, ist der ökologische Fußabdruck eines noch jungen Menschen bereits besorgniserregend groß. Allerdings kann man das auch anders machen. Alles, was ein Kind je brauchen könnte, hat irgendjemand vor mir schon einmal gekauft und braucht es nun nicht mehr. Von diesem Jemand kann ich das dann ganz einfach aus zweiter Hand kaufen und habe keine einzige Ressource verbraucht. So gut, so einfach. 

In Europa schrumpft die Bevölkerung übrigens ganz natürlich

Wer aber doch mit Zahlen um sich schmeißen will, den könnte interessieren, dass das UN Department of Economic and Social Affairs in seinen Bevölkerungsvorausberechnungen vorhersagt, dass sich die Weltbevölkerung zwischen 2015 und 2050 um 32,4 Prozent erhöhen wird. Europa ist dabei die einzige Region der Welt, in der sich ein Bevölkerungsrückgang vermuten lässt. Nämlich um immerhin 3,4 Prozent. Und das auf ganz natürlichem Wege, ohne dass überstürzt überall entschieden wird, lieber keine Kinder in die Welt zu setzen, weil sie schlecht fürs Klima sind. So ähnlich empfiehlt das nämlich die Organisation Population Matters, die ich hier nicht ungenannt lassen will. 

Und man sollte auch nicht vergessen, dass Kinder natürlich unsere Zukunft sind. Wenn es keine Kinder mehr gibt, wozu sollte dann der Planet noch gerettet werden? Alles scheißegal, nach mir die Sintflut, oder was? Wozu machen wir das denn hier? Außerdem: Kinder werden von ihren Eltern geprägt, wenn diese also einen umweltbewussten Lebensstil vorleben, können die Kinder diesen übernehmen, vielleicht sogar verbessern. Sie werden als Menschen in die Welt entlassen, die ein Bewusstsein für Mensch, Tier und Natur haben, die vielleicht wissen, wie man selbst Obst und Gemüse anbaut und dass Strom nicht aus der Steckdose kommt. Vielleicht wollen sie in die Politik oder die Wirtschaft gehen, um wirklich Gutes zu tun, durchdacht zu handeln und die Welt positiv zu verändern

Hinzu kommen die aktuellen „Fridays for Future“-Demonstrationen, auf denen Schüler und Schülerinnen schnellere und bessere Lösungen in der Klimafrage fordern. Sollte Pepino und ihren Mitstreiterinnen nicht langsam ein Licht aufgehen? Kinder sind Hoffnung und kein weiterer unliebsamer CO2-Ausstoß, der sich doch so einfach vermeiden lässt.

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