Die Newcomer Brands der Copenhagen Fashion Week

Die Newcomer Brands der Copenhagen Fashion Week

Labels, die man als Insider auf jeden Fall kennen sollte

Die Kopenhagener Modewoche überraschte uns diesmal nicht nur mit großartigen Performances, sondern auch mit Designtalenten und neuen Brands, die man für die Zukunft unbedingt auf dem Schirm haben muss

I scream, you scream, we all scream for... Copenhagen Fashion Week! Während die Berlin Fashion Week von ihren Einwohner*innen oftmals als peinlich und unbedeutend angesehen wird (wir berichteten hier, warum wir das nicht so sehen) und Paris sich selbst in höchsten Tönen lobt, liegt die kleine dänische Metropole genau in der sympathischen Mitte: Kopenhagen ist nicht High Fashion, nicht High Street, sondern exakt der Mix dazwischen. Und das in sympathisch. Doch was macht Kopenhagen zu DER Fashion Week, zu der momentan wirklich alle wollen? Warum vermittelt Dänemark Mode so spaßig, wie es sonst keine andere Modestadt vermag?

Nun, das liegt zum einen am dänischen Stil selbst. Über 50 Prozent der Dänen bewegen sich das ganze Jahr über nur mit dem Fahrrad durch die eigene Stadt. Die Mode spiegelt das wider: flache Schuhe, viele Sneakers, Kleider über Hosen, Midi-Längen, Athleisure trifft auf bunte Prints, lustige Kombinationen und mutige Details. Kein Wunder, denn in Dänemark gibt es den typischen Von-Unten-Nach-Oben-Musterungs-Blick nicht, hier darf jeder so sein, wie er will. In der Berliner U-Bahn werde ich schon mit Hut schief angeschaut, in Dänemark könnte ich selbst im Bikini Bus fahren.

Dabei war Dänemark auch schon in der Vergangenheit ein Land, zu dem aufgeblickt wurde. In Sachen Gleichberechtigung ist Skandinavien uns seit vielen Jahren einen Schritt voraus, ebenso in Bildung, Design und Architektur, auch der internationale Entertainment-Sektor wird von immer mehr dänischen Serien wie „The Rain“ und „Die Brücke“ erobert.

Genauso wie Netflix-Serien sprießen immer mehr dänische Designer aus dem Boden. Viele davon auf aufwendige Handarbeit fokussiert wie Cecilie Bahnsen, Sophie Bille Brahe oder Georg Jensen, die meisten haben sich aber auf tragbare Ready-to-wear-Mode spezialisiert. Ganni, Stine Goya, Samsoe & Samsoe, Baum und Pferdgarten, By Malene Birger, Saks Potts, Filippa K, House of Dagmar und Cecilie Copenhagen sind nur einige der erfolgreichsten Namen.

Beim Aufbau der Copenhagen Fashion Week hatten diese Labels, neben Redakteuren und Einkäufern, auch die Unterstützung von den aktuell wichtigsten Personen im Modebusiness: Influencern auf Social Media. Und auch davon hat Dänemark einige ganz besonders tolle Exemplare zu bieten: Jeanette Madsen, Marie Jedig, Caroline Brasch, Pernille Teisbaek, Mie Juel, Sophia Roe, Trine Kjaer, Søren Jepsen – die Liste könnte noch ewig wie eine Klopapierrolle weitergehen. Vorwürfe von Oberflächlichkeit oder Dauerwerbesendungen wie sie hier in Deutschland tagtäglich vorkommen? Fehlanzeige! Stattdessen werden die Girls für ihre Stilsicherheit gefeiert, gründen mittlerweile eigene Modelabels und haben ihre Persönlichkeit zu international erfolgreichen Brands ausgebaut.

So steht hinter Dänemarks Fashion Week nicht nur eine große Industrie, die im Jahr zirka sieben Milliarden Euro umsetzt, sondern auch eine ganze Nation. Stolz, Mut und gute Laune, auf Instagram sieht man die Fashionistas nicht gestresst von einer Show zur anderen hetzen, sondern gemütlich in bunt gemusterten Kleidern von einem Brunch zum nächsten Radeln. Stress scheint es in Kopenhagen nicht zu geben, ebenso wie Häme, Kritik oder Neid. Ist das vielleicht das Erfolgsgeheimnis?

JA! Und an dieser Stelle hätte ich euch zu gerne wieder die Kleider von Ganni, bunten Strick von Baum und Pferdgarten und wallende Mädchenträume von Cecilie Bahnsen gezeigt. Mach ich aber nicht. Denn dafür ist Kopenhagen mittlerweile bekannt und das kennt ihr alle. Stattdessen richten wir das Scheinwerferlicht einmal auf die Nachwuchsstars der dänischen Hauptstadt – bei dem rasanten Kurs, den die CPFW hinlegt, sind die mit Sicherheit nächstes Jahr die Main Acts. Und dann wisst ihr Bescheid und könnt lässig antworten: „Ach die*der, kenne ich ja schon eeewig!“

Ami Muse Studio

Die Marke Ami Muse Studio ist einmal mehr der beste Beweis, dass man nicht in allem gut sein muss, sondern in einer einzigen Sache exzellent. Und das ist das Label vor allem im Design von wunderschönen Bodies. 2018 wurde das Unternehmen von Maria Amtoft Mikkelsen gegründet, alle Materialien werden nachhaltig eingekauft und von Maria selbst verarbeitet! Wie, nur eine Person schmeißt das komplette Label alleine? Ja, da habt ihr richtig gelesen. Weil alle Bodies von der Dänin nur auf Bestellung per Hand gefertigt werden, kann die Anfertigung eures Body gerne mal zwei Wochen in Anspruch nehmen. Hier lohnt sich das Warten aber, denn dafür wird euer Körper von weichstem Samt im Vintage-Design und aufwendig gestalteten Trägern mit Schmuckperlen umschmeichelt.

Pura Utz

Auch hinter dem nächsten Label steckt eine erfolgreiche Frau: Anna Waller Andrès. Und ihre Liebe zu Guatemala. Als Elfjährige besuchte sie das Land zum ersten Mal und kam seitdem immer und immer wieder – ob als Lehrerin, Krankenschwester oder um ihre Bachelor-Thesis dort zu schreiben. Ihre Begeisterung für die guatemaltekischen Frauen und deren handwerklichen Fähigkeiten hat sie jetzt in ein Label eingebracht: Pura Utz. Sie designt in Kopenhagen, die Ware wird in Guatemala fair von Frauen gefertigt. Dabei entstehen die schönsten, farbenfrohsten Accessoires wie Handtaschen, Ohrringe, Ketten und Armbänder. Mittlerweile kann das Label auf Kooperationen mit Babba und Lotta-Liina Mikaela zurückblicken und sogar ein paar Kleidungsstücke sein eigen nennen. Gute Laune in Skandinavien? Pura Utz trägt auf jeden Fall etwas dazu bei!

Blanche

Diesen Namen habt ihr vielleicht schon vor diesem Report gehört: Blanche. Das nachhaltige Denim Label stach nicht nur mit seiner tragbaren, modernen Mode hervor, sondern besonders auch durch seine Präsentation. Im Tacho Brahe Planetarium ließ das Label seine Models vor einer Kulisse aus Gestein, Natur und Weite die Looks der Herbst Winterkollektion 2019 präsentieren – eine Anspielung auf die respektvolle Produktionsweise, für die das Newcomer-Brand seit seiner Gründung 2016 bekannt ist: Fertigung in der EU, viele der Textilien sind GOTS-zertifiziert. Mir besonders im Gedächtnis geblieben sind dabei Bucket Hats, jede Menge Karomuster und überraschend feminine Kleider mit U-Ausschnitten und Puffärmeln.

Mark Kenly Domino Tan

So richtig als Newcomer kann man Mark Kenly Domingo Tan nicht bezeichnen, sein Label existiert schließlich schon seit 2012. Trotzdem ist der Name bisher viel zu selten in den (deutschen) Medien aufgetaucht. Denn MKDT könnte mit seinen tragbaren, modernen und ausdrucksstarken Designs tatsächlich eine Alternative zu #oldcéline sein – kein Wunder, er hat auch bei den besten gelernt: Balenciaga, Alexander McQueen und Sonia Rykiel gehörten zu seinen Stationen. Im selben Jahr seiner Gründung erhielt er dann auch sofort den H&M Newcomer Award – alle Zeichen stehen also auf Erfolg.

Helmstedt

„ „I notice girls who are not afraid to wear garments that are out of the ordinary.” “

Emilie Helmstedt

Ein anderes Brand, aber die gleichen Accessoires: Birkenstock. Damit trumpfte auch das dänische Label Helmstedt auf, die, im Gegensatz zu Mark Kenly Domino Tan, auf Farbe setzt. Emilie Helmstedt gründete das gleichnamige Label erst im Sommer 2017 und gilt seitdem als DER Geheimtipp in der dänischen Hauptstadt. Ihre farbenfrohe Kleidung ist von den 50er- und 60er-Jahren inspiriert, getragen werden die Seidenentwürfe vor allem zu Hause, denn Emilie bezeichnet die Mode selbst als Loungewear. Ich persönlich finde die Muster der Shorts, Kleider und Hemden dafür viel zu schade und würde sie stattdessen mit Vintage Levi's Jeans kombinieren. Wo man die Entwürfe kaufen kann? In der Kopenhagener Boutique Holly Golightly. Am Launch der Website wird gerade auf Hochtouren gearbeitet.

Morten Ussing

Morten Ussing ist der Meister der tragbaren Abendkleidung. Mit seinem Label, das er 2016 nach seinem Bachelor an der Kolding School of Design und einem Master an der Central Saint Martins School gründete, macht er Frauenträume war: von starken Prinzessinnen, die ihren Prinzen selbst erobern: in zarten Chiffontroben, One-Shoulder-Kleidern oder im Pailletten-Overall. Tja, egal, was die Dänen machen, es wird einfach lässig.

Muf10

Vergesst Kanye West und Yeezy. Muf10 gilt als DER neue Streetwear-Star aus Skandinavien. Das Label selbst bezeichnet sich so: „A sanctuary for everybody with street in the blood and couture in the heart.“ Davon fühlten sich schon Instagram-Ikonen wie Jeanette Madsen, Emili Sindlev und Thora Valdimars angesprochen. Mehr Understatement als Vetements, mehr skandinavischer Minimalismus als 032c und weniger politischer Anspruch als Off-White – das Label hat echtes Potenzial. Trotzdem muss man die Roughness von Reza Etamadi, der Muf10 erstmals für seine Freunde im „Ghetto“ fertigte, mögen.

Rotate

Kurz, kürzer, Rotate. Das neue Sublabel von Birger Christensen, dessen Gesichter die beiden Influencerinnen Jeanette Madsen und Thora Valdimars sind, schlug im letzten Sommer ein wie eine Bombe und macht auch vor diesen Herbst mit seinen ultrakurzen Kleidern nicht halt. Tatsächlich sah man auf dem Runway keine einzige Hose, stattdessen jede Menge Macro-Kleider im Achtziger-Look sowie von den Vierzigern inspirierte Midikleider. Jeanette und Thora wissen einfach, was die Bloggerinnen von Morgen tragen wollen (Rotate!) und waren in ihren eigenen Entwürfen am Ende der Show auch gleich die beste Werbung. Beinpresse im Fitnessstudio, ich komme!

Stand Copenhagen

Das Label Shrimps kennt ihr alle, oder? Eine ebenso gute Alternative dazu ist Stand Copenhagen, bekannt für ihren bunten Faux Fur! Gegründet wurde das dänische Unternehmen 2014 von Nellie Kamras, die die Vision von bezahlbaren Lederpieces hatte. Schnell machte sich Stand aber mit Seventies-Designs in buntem Teddyfell einen Namen und auch in der nächsten Saison bleibt es seiner Freude an Farbe treu. Ich spare dann mal auf das Lederkleid im Patchwork-Look.

iuo

Kann man ein Mini-Mini-Mini-Label wie iuo überhaupt als Newcomer bezeichnen? Auf jeden Fall! Denn anders als viele andere Schmuckhersteller greift das kleine Brand den Acetat-Trend auf seine ganz eigene Weise auf und wandelt das Material aus Südkorea in kleine Statuen fürs Ohr um. Außerdem werden die schönsten Edelsteine verwendet, was jedes Stück zu einem Unikat macht. Ganz viel Liebe also für die ganz Kleinen. Schließlich hat iuo gerade mal acht Modelle in verschiedenen Farben im Angebot. Aber wie lautet das Sprichwort? Klasse statt Masse!

Les Deux

Es klingt wie eine moderne Liebesgeschichte. Ein Geflüchteter und ein dänischer Elitestudent treffen sich und gründen zusammen ein Modelabel: Les Deux. Das Ziel? Mode zu machen, die unabhängig von Geschlecht, Politik, dem kulturellen Hintergrund und religiösen Ansichten funktioniert. Mode, die für alle da ist. Herausgekommen sind dabei Entwürfe, die von der Preppyness der Ivy League beeinflusst wurden, sowie (un-)klassischer Streetwear. Ziemlich tragbar, ziemlich cool und ziemlich bezahlbar. Les Deux sollte auf jeden Fall auf die Liste eurer Shops wandern, bei denen ihr ab jetzt einkauft. Und das mit einem großartigen Gewissen im Hinblick auf die Firmenphilosophie.

Jo Riis-Hansen

Eine echte Perle unter den Schmuckdesignern: Jo Riis-Hansen. Die dänische Goldschmiedin lässt aus Perlen, Gold und Opalen Unterwasserträume wahr werden. Zuvor hatte sie bei Arena Copenhagen gearbeitet (ein dänisches Modeschmucklabel), danach mit Line Hallberg 2007 ihr eigenes Label gegründet: Line & Jo. Doch Jo wollte noch mehr ins Handwerk, weg von der Schnelligkeit des Modebusiness, hin zur Beständigkeit von Echtgold. Seitdem verkauft sie ihre Unikate auf Anfrage bei Etage Projects, einer kleinen Galerie für Künstler.

„ I love fashion, I do, but it’s so fast. I think jewelry needs to slow down a bit, too. When you buy a piece of jewelry I think it’s important to ask: Where does it come from? Who is this person that made it? Did someone actually put real human or spiritual energy it?“ “

Jo Riis-Hansen

Dieser Artikel ist Werbung, da er Markennennungen enthält.

  • Fotos:
    PR, Copenhagenfashionweek.com

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