Raus aus den Hoodies und Jeans! Warum Männer mehr Spaß an Mode haben dürfen
Trends, die ich gerne öfter an Männern sehen würde
Trends, die ich gerne öfter an Männern sehen würde
Neulich traf ich Designerin Lara Krude zum Interview. Ihre gefeierte Abschlusskollektion, mit der sie auch den Designer for Tomorrow Award von Peek & Cloppenburg gewann, war eine Männerkollektion. Mittlerweile betreibt Lara aber ihr eigenes Womenswear-Label. Warum sie kapituliert hat? „Ah, der deutsche Markt ist ganz ganz schwierig, was die Männer angeht. Das zu verkaufen, was wirklich besonders ist und einen hohen Preis hat, das ist ein langer Weg.“ Lara bestätigte mir leider auch aus kaufmännischer Sicht alle Vorurteile, die wir haben, wenn wir an den Archetypen des deutschen Mannes denken: Kleidung muss funktionell und günstig sein, Ästhetik ist zweitrangig, wenn nicht sogar ganz unwichtig.
Doch auch die Männer, die bereit sind, modisch experimenteller unterwegs zu sein, werden schnell gestoppt. Schaut man sich das Sortiment der führenden Marken weltweit an, so dürfen Männer weder farblich, noch materiell, noch schnitttechnisch zu sehr aus der Reihe tanzen: sportlich, schlicht, gedeckte Farben. Wer etwas anderes sucht, der muss sich etwas einfallen lassen.
Schon 1930 bemängelt der Psychologe und Modehistoriker John Flügel in seinem Buch „Die Psychologie der Mode“ die kulturell erzwungene Schlichtheit der Männermode. Er bemerkte, dass Männer in der modernen westlichen Welt im Gegensatz zu anderen traditionelleren Völkern weniger dekorativ bekleidet waren als Frauen. Den Beginn dieser Kultur legte er auf das Ende des 18. Jahrhunderts fest, als sich die Art und Weise, wie Männer sich zu präsentieren hatten, grundlegend änderte. Männer wandten sich vom Tragen extravaganter Kleidung als Zeichen ihres Reichtums ab und trugen zunehmend Uniformen, die ihre Werte in Bezug auf Aufklärung, Rationalität und Praktikabilität widerspiegelten.
Frauen wurden jedoch weiterhin dazu angehalten, als Zeichen des Reichtumes ihres Mannes exzentrische Mode zu tragen. Obwohl sich in den letzten 200 Jahren viel verändert hat, besonders in der Frauenmode, hat es die Männermode nicht getan. Überall wird uns erzählt, dass Männer immer metrosexueller werden, aber Beweise findet man dafür auf der Straße nur wenige.
Stattdessen überall ein Meer aus Hoodies, Jeans, Sneakern, Daunenjacken und die Gischt hat die Farbe von navy, schwarz und in Ausnahmefällen darf es auch mal ein weißes T-Shirt sein. Männer in pastellfarbenen Anzügen, mit extravagante Hemden, Schmuck und außergewöhnlichen Schuhen? Begegnen mir leider viel zu selten. Und wenn, dann werden sie mit Klischees konfrontiert. Wir Frauen kämpfen im Feminismus unter anderem dafür, dass wir tragen können, was wir wollen (ja, auch super kurze Röcke und Kleider), ohne Opfer von Slutshaming zu werden, aber wer kämpft für die Männer, die bunte, glänzende und glitzernde Kleidung tragen wollen, ohne abwertende Adjektive zu ernten?
Wenige Männer tun das. Und sie werden von der Öffentlichkeit dafür zurecht gefeiert: Timothée Chalamet, Harry Styles, Billy Porter, Frank Ocean, Charlie Heaton, Cody Fern, Anderson Paak, Luke Day, Mark Ronson, Dev Hynes, A$AP Rocky, Matt Smith, Donald Glover, Troye Sivan, Ansel Elgort und viele mehr kämpfen für eine Welt, die auch ohne die immer gleichen Basics gut aussieht. Ihnen zu Ehren haben wir hier Modetrends gesammelt, die wir gerne öfters auf den Straßen sehen wollen. Wir versprechen euch, dass wir euch feiern werden – nicht verurteilen!
Habt Spaß mit Mode, probiert euch aus, geht ein Risiko ein und kleidet euch so, wie ihr euch fühlt!
1. Pastellfarbene Anzüge
Timothée Chalamet ist wohl der Style-Crush einer ganzen Generation. Bekannt geworden im Film „Call me by your name“ an der Seite von Armie Hammer erntet der 24-jährige Schauspieler bisher nur Beifall für seine ausgefallenen Looks. Warum denn auch nicht im pastellfarbenen Anzug auf dem roten Teppich erscheinen? Rosa scheint eh eine seiner Lieblingsfarben zu sein, mehr dazu weiter unten im Artikel. Woher die zarte Lavendelnummer oben war? Natürlich von Designer Haider Ackermann, mit dem der Jungschauspieler eng zusammenarbeitet.
Worauf man beim Tragen eines pastellfarbenen Anzugs achten sollte? Schuhe und Haare sollten lässig, also nicht zu sehr gestylt werden, statt eines Hemdes setzt man wie Timothée lieber auf ein T-Shirt aus Seide oder einen schlichten Pullover.
2. Perlenketten
Vielleicht hat Harry Styles in den letzten Wochen viel Zeit mit seiner Oma verbracht, anders kann ich mir die Besessenheit mit der Perlenkette fast nicht erklären. Aber soll ich euch was sagen, ich liebe den Look! Niemals hätte ich gedacht, dass eine stinknormale Perlenkette so lässig, retro und rockig aussehen kann.
Beim Styling setzt man am besten auf Hemden mit speziellem Kragen, Polo-T-Shirts oder als Bruch der besonderen Art und Weise auf Band Shirts. Einfach mal bei Oma anklopfen und ihre Schmuckschatulle unauffällig plündern!
3. Blumenprints
Weiter geht es mit einem Trend aus Omas Nähkästchen. Blumenprints à la Laura Ashley sind nur was für Frauen? Falsch! Denn gerade zum Dreitagebart sieht so ein geblümtes Hemd besonders gut aus. Wer sich an den Trend langsam herantasten möchte, der sollte im Urlaub vielleicht erstmal mit einem geblümten Hawaii-Hemd im Stil von Jacquemus starten.
Danach folgt ein Millefleurs-Print als formelleres Hemd und wer echte Flowerpower versprühen will, der wagt sich an den Anzug von Paco Rabanne! Bereuen werdet ihr die Investition garantiert nicht, darin kann und sollte sogar geheiratet werden. Den Preis für den stylishsten Ehemann habt ihr damit auf jeden Fall schon mal in der Tasche.
4. Glitzer Lidschatten
Glitzer-Lidschatten? Ja, ihr habt richtig gelesen! Und nein, das ist kein Karnevalsscherz. Ich meine es todernst, schaut euch doch mal bitte das Bild von Ansel Elgort uns seinem Look auf den Golden Globes an. Zusammen mit der funkelnden Schmetterlingsbrosche ist der Glanz im Augeninnenwinkel eine wahre Ode an die weibliche Seite eines jeden Mannes.
Vergesst also bitte ganz schnell den Jack-Sparrow-Eyeliner und legt euch stattdessen lieber einen silbernen Lidschatten zu. Der ist im Stiftformat wirklich idiotensicher und flirten lässt es sich mit einem so glanzvollen Augenaufschlag eh viel besser.
5. Weite Hosen
Palazzo-was? Ja, die super weiten Hosen nennt man Palazzo-Pants. Fragt mich jetzt nicht, ich konnte keine Erklärung für den Namen der extra weiten Hosen finden. So richtig populär wurden sie in den 60er- und 70er-Jahren als Frauen keine Lust mehr auf Röcke hatten. Weil Männer sich ja immer noch nicht an Röcke und Kleider herantrauen, ist die P-Pants also vielleicht das Einstiegsmodell. Sozusagen Schokoladenzigaretten. Ihr braucht noch mehr Argumente? Im Sommer ist nichts luftiger und leichter und gegessen werden kann so viel man will in der Hose. Reicht?!
6. Schluppenblusen
Ihr steht auf die wilden Siebziger? Dann zollt dem Jahrzehnt mal Tribut und greift zur Schluppenbluse. Statt einer Fliege oder einer Krawatte werden hier einfach zwei Stoffbänder zu einer gigantischen Schleife verschnürt. Für gibt es spezielle Blusen, aber ein Stoffband wie bei Ezra Miller verwandelt jedes x-beliebige Hemd in einen Hingucker. Glaubt mir, wenn ihr es einmal ausprobiert habt, werdet ihr den Look lieben!
7. Glitzer und Bling Bling
Ein bisschen Glitzer im Leben hat noch nie geschadet. Kleine Mädchen lieben es, fast jede Frau – und die Männer gehen meistens leer (und matt) nach Hause, das ist nicht fair! Euch fehlt auch ein bisschen Glitzern und Funkeln? Dann greift zu!
Wer mit gedeckten Tönen und Accessoires anfängt, der kann gar nichts falsch machen! Wenn ihr mit den neidischen Blicken gelernt habt, klarzukommen, der greift dann zum Allover-Look und knalligen Farben wie Frank Ocean.
8. Lack- und Ledermäntel
Vor zwei Wochen haben wir gerade erst über den Ledertrend berichtet – und ja, damit wollten wir auch euch Männer da draußen ansprechen. Wer den Artikel noch nicht gelesen hat, für den kommt hier die Kurzfassung: Wir lieben den Matrix-Look und können von Lederhosen, -blazern und -mänteln gar nicht genug bekommen.
Am besten macht ihr euch auf Flohmärkten und Secondhand-Läden auf die Suche, denn solche tollen Modelle Lackmodelle wie das von Cody Fern gibt es aktuell gerade kaum in den üblichen Onlineshops. Wer zu viel Geld hat, der kann sich gerne ein Modell von Gucci oder Prada kaufen.
9. Knallbunte Anzüge
Ihr seid zu blass für Pastellfarben? Kein Problem, denn knallbunte Anzüge liegen ebenso voll im Trend. Gerade erst sorgte Harry Styles mit seinem kanarienvogelgelben Anzug mit lila Schleife auf den Brit Awards für Furore, seine Kollegen in Fuchsia, Aquamarin oder Pink stehen ihm aber in nichts nach.
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ihr setzt beim Hemd oder Gilet auf den Allover-Look und bleibt in der gleichen Farbe (oder Farbfamilie wie Anderson Paak) oder ihr setzt wie Harry und Andrew Scott auf Colourblocking!
10. High Waisted Hosen
Oh, wie sehr hat mein Freund meine Vintage Levi's Jeans am Anfang gehasst. „Die macht einen komischen Po, die sitzt so weit oben.“ Ja, genau, die ist High-Waisted, erklärte ich ihm damals schon geduldig – und wie bequem das im Vergleich zu Hüfthosen ist. Mittlerweile hat er sich an den Anblick gewöhnt, aber wir sind trotzdem noch Meilen davon entfernt, dass er so ein High-Waisted-Modell tragen würde. Schade Schokolade, denn an den tollen Männern oben sieht man, wie großartig die hoch geschnittenen Hosen, egal ob Stoff oder Jeans, aussehen können. Seid schlauer als mein Freund und traut euch!
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Bilder:Gucci Tailoring Cruise 2019 Campaign & Gucci Cruise 2020 Campaign