Kurz und knackig

Kurz und knackig

Die Highlights der Berlin Fashion Week

Klein, aber fein ist diese Saison die Devise

Früher hat mich die Berlin Fashion Week im Januar immer überrumpelt. Die Einladungen trudelten meist entweder kurz vor Weihnachten oder zwischen den Feiertagen ein, kurz nach dem Neujahrskater kam dann auch die erste Show. Die Minusgrade gaben allen dazu den Rest. Jetzt im März, zeitlich um einiges passender für den internationalen Schauenkalender, schien alles einfacher, entspannter und vor allem: realistischer.

Die Berlin Fashion Week hat ohne die Modemessen im Rücken, die weiterhin wie gewohnt im Juli stattfinden, ihre Ansprüche etwas heruntergeschraubt. Dank Corona erwartet man eh kaum noch internationale Einkäufe, der Krieg in der Ukraine hinterließ auch seine Spuren, die Gästeliste für die Events war ausgewählt, der Kreis klein, aber fein.

Und genau das mag ich an der neuen Berlin Fashion Week. Sie ist weniger kommerziell, sie ist weniger Schein, sie ist weniger Drumherum und dafür verbinden sich – als Fortsetzung der letzten Saison im September – immer mehr Kunst mit Mode. Modenschauen erinnern immer mehr an Vernissagen, gefeiert werden nicht nur mehr Designs, sondern ganze Konzepte mit den unterschiedlichsten Outputs wie Filmen, Musik und Leinwänden. Berlin ist jetzt multidisziplinär und hat verstanden, dass es nicht Paris ist, sondern eben Berlin – und dass es hier vielleicht keine Luxuslabels gibt, dafür aber bemerkenswerte junge Talente.

Die Institution: Der Berliner Modesalon

Das beste Beispiel für diese Fusion aus Mode und Kunst ist der Berliner Modesalon. In der Gruppenausstellung finden 31 Designer*innen in und aus Deutschland eine internationale Plattform, um ihre Entwürfe und Ideen in die Welt hinauszutragen. Kuratiert wird der Salon von Christiane Arp und Markus Kunz, Geschäftsführer von Nowadays und Veranstalter der MBFW.

Meine Highlights dieses Jahr sind eine Mischung aus altbekannten Größen (Aeyde, Horror Vacui und Lala Berlin) und Namen, die euch vielleicht weniger bekannt vorkommen: Anna Auras, Avenir, Julia Leifert und 020untainted.

Die Neuentdeckung: Sofia Ilmonen

Sofia Ilmonen war für mich DIE Überraschung der Berliner Modewoche. Traditionell eröffnet Mercedes-Benz die Fashion Week, diesmal jedoch bedächtig leise. Denn bevor die Models den Laufsteg betraten, gedachten alle mit einer Schweigeminute den Opfern des Krieges gegen die Ukraine.

Diese Saison präsentierte als erste Designerin auf dem Laufsteg im Kraftwerk Sofia Ilmonen, die Preisträgerin des neuen Mercedes-Benz Sustainability Awards, der auf dem 36. International Fashion, Photography und Accessoires Festival Hyères verliehen wurde.

Die Finnin, die in London studiert hat, ist für ihre femininen, verspielten Designs bekannt geworden. Ihr Schwerpunkt ist dabei aber nicht nur Handwerkskunst, die sich in den Details ihrer Mode abzeichnet, sondern besonders Nachhaltigkeit und ein zirkuläres Verständnis von Mode. Mit Schlaufen als Befestigungsmechanismus einzelner Teile, kann ihre Kleidung nämlich immer wieder verwandelt werden.

Der Höhepunkt: William Fan

Er ist und bleibt einer der begabtesten Designer*innen unserer Zeit und unseres Landes: William Fan. Seine Show ist das unangefochtene Highlight der Berliner Modewoche und seine Inszenierung jedes Mal fantastisch. Nach den letzten spektakulären Locations wie dem Berliner Fernsehturm und den Wilhelmhallen, lud der Designer dieses Mal in den Hamburger Bahnhof, das Museum für Gegenwart, ein.

Unter dem Motto „Host“ widmete sich William Fan dem Thema des Zusammenkommens. Als Symbol dessen stand in der Mitte des Laufstegs eine lange Tafel, an dem die Models am Ende der Show Platz nahmen. Auch modisch gab es Referenzen auf den Titel der Show, denn die verwendete Stoffe haben den ein oder anderen vielleicht an Texturen aus Wohnungen erinnert: Jacquard, Leder und Brokat trafen auf Plissee, Glitzersteine und Perlen im William-typischen-Layering-Look. Neu im Repertoire des Berliner Designers: Ledergürtel, gefertigt in einer Manufaktur in Deutschland.

Die kleine karierte Tasche, die in Zusammenarbeit mit Klarna entstand, könnt ihr übrigens ab sofort kaufen.

Der bewegendste Auftritt: Jean Gritsfeld

Die Show von Jean Gritsfeldt war definitiv einer der emotionalsten Termien auf der Fashion Week. Denn Jean Gritsfeld ist ein ukrainischer Designer – und zwar einer der erfolgreichsten. Aufgrund des Krieges konnte er persönlich nicht vor Ort sein, entschied aber trotzdem, weiterhin an der Berliner Modewoche teilzunehmen: als Zeichen für Frieden. Also wurde die Kollektion kurzfristig von Fashion Revolution und Sustainable Fashion Matterz nachgenäht.

Mit einer emotionalen Botschaft am Anfang der Show, Fliegeralarm und starken Botschaften auf den Entwürfen, wirkte die Show von Jean Griftsfeldt noch lange nach.

Die Überraschung: Aeyde

Aeyde hat ein neues Branding. Das Berliner Schuhlabel, das es seit 2015 gibt, hat sich nach sieben Jahren eine neue Identität verschafft und das mit der Premiere des ersten Filmes gefeiert. „Motus“ zeigt die Tänzerin Mariana Torres in Mexico, Regie geführt hat Sylvie Weber, für die Musik ist von Nils Frahm. Das Interview mit Sylvie und Mariana findet ihr hier.

Doch was hat sich nun bei Aeyde genau geändert? Das kleine a im Logo ist einem großen A gewichen, denn Aeyde ist gewachsen und mit der Initiale zollt man diesem Fakt sowie der deutschen Herkunft Tribut. Der Onlineshop hat ein Facelift bekommen und generell ist das Label lauter geworden. Ob man das auch in den künftigen Designs sehen wird? Es bleibt spannend!

Dieser Artikel ist Werbung, da er Markennennungen enthält.

  • Fotos Header:
    Laura Schaeffer für William Fan

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