Ein Fleecender Übergang

Ein Fleecender Übergang

Wie Fleece zuerst die Laufstege, die Straße und dann sogar die Wall Street zurückeroberte

Wie Fleece zuerst die Laufstege, die Straße und dann sogar die Wall Street zurückeroberte

Ich bin ein bisschen stolz auf mein Wortspiel im Titel zu diesem Artikel. Denn tatsächlich ist Fleece gerade nicht nur überhaupt nicht vom Moderadar wegzudenken. Es ist auch das optimale Material, um diese Schwebezeit zwischen „Herbst, aber noch nicht so richtig, weil manchmal schleicht sich noch ein warmer Tag ein“ und „Winter, so richtig mit dicker Jacke und roter Nase und allem“ zu überbrücken. Das synthetische Wuschelgewebe hat gerade ein Comeback, wie es zuletzt Septum-Piercings gefeiert haben (letzteren stand ich allerdings weitaus weniger wohlwollend gegenüber).

Fleece hat einen eindeutigen Überschuss auf der Haben-Seite: Da wäre die unschlagbare Performance bei gleichzeitig minimalem Materialaufwand. Außerdem ist es pflegeleicht, verträglich und kann wie kaum ein anderes Material aus recyceltem PET hergestellt werden. Streng genommen ist Fleece sogar die Mutter des Plastik-Recycling, dazu aber gleich mehr. Zuerst möchte ich noch kurz anreißen, warum wir alle Fleece gerade so unfassbar abfeiern: Das Outdoor-Gewebe ist für Herbst 2019 in der Highfashion angekommen und das sieht extrem gut aus.

Wer hat's erfunden?

Nein, nicht die Schweizer, obwohl das sehr gut passen würde. Es waren die Amerikaner. Eine inzwischen insolvente Firma namens Malden Mills begann in den späten Siebzigern damit, das Potenzial von Polyester in Richtung Outerwear zu erforschen. Bis dahin war die synthetische Faser eher als Stoff für Hemden mit spitzen Krägen und Tapetenmuster sowie erdfarbene Schlaghosen bekannt (Saturday Nightlife, Baby!). Damals holte man sich die noch relativ unbekannte Outdoor-Marke Patagonia mit ins Boot und 1985 ging der Snap-T Pullover aus Fleece aka Synchilla (Synthetic Chinchilla, so die Bezeichnung der Firma für das Material) in den Verkauf.

Der Rest ist Geschichte und auch meine frühe Jugend in den Neunzigern war geprägt von der Nachahmung von Wolle. Das Polyestergewebe ist nicht nur wärmend, wasserabweisend, leicht und pflegeleicht – es ist auch eines der wenigen Gewebe, die bereits relativ früh aus recycelten Rohstoffen hergestellt wurden. Jacken aus wiederverwendeten PET-Flaschen? Sorry, Fleece already did it. Die Outdoor-Experten bekamen aber bereits damals relativ schnell Konkurrenz von Namen wie Gap, Land's End, Homeboy und Stüssy, die Fleece endgültig in den Olymp des Mainstream erhoben. Zu den Profis im Fleece-Business gehören heute außerdem Marken wie Peak Performance (und nicht nur dort!), Vaude, Mammut oder The North Face.

Das ging inzwischen sogar so weit, dass gefühlt sämtliche Investmentbanker der Wall Street plötzlich ihre Liebe zur Fleece-Weste von Patagonia entdeckten und das gute Stück zum It-Piece der Branche machten. Sehr zum Leidwesen des nachhaltigen Labels, versteht sich. Denn Fair Fashion und weltweit agierende Geldkonzerne – das passt nicht wirklich zusammen.

Fleece hat bescheidene Pflegeansprüche

Seit 1985 ist also eine Menge passiert und das kurz nach dem Launch des ersten Fleece-Pullovers vorgestellte, recht kratzige, recycelte Modell ist inzwischen ohne Abstriche beim Tragekomfort herstellbar. Zum klassischen Fleece haben sich viele andere Varianten gesellt, die sich hauptsächlich in ihrer Performance und entsprechend der Länge des Flors unterscheiden. Dennn ist Fleece eine Maschenware und erhält seine flauschige Struktur dadurch, dass die während des Webeprozesses gebildeten Plüsch-Schlaufen aufgeschnitten und aufgeraut werden. Ich cringe immer innerlich, wenn ich eine tolle, aber offensichtlich falsch gepflegte Fleecejacke sehe. Pilling ohne Ende und verblasste Farben? An sich ist es nicht schwer, lange Freude an dem Material zu haben – das ist auch nachhaltiger. Folgt den Anweisungen auf dem Pflegeetikett, dreht das Teil vor dem Waschen auf Links, verwendet keinen Weichspüler (versucht ohnehin auf Weichspüler zu verzichten), schleudert bei niedriger Umdrehung, dann dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen. So einfach ist es!

Sieht gut aus, dieses Fleece!

Fleece ist ein sehr dankbarer Stoff, wenn es ums Styling geht. Durch die weiche, wollartige Struktur bekommt jedes Outfit direkt ein aufregendes Element. Und da Fleecestoff in wirklich allen Farben dieses Regenbogens gefärbt und sogar mit ganzen Drucken versehen werden kann und sich außerdem mit Nylon-Elementen sehr gut versteht, sind die Kombinationsmöglichkeiten schier unendlich. In Westenform macht sich Fleece über Longsleeves mit Turtleneck und Hemden gut – besonders spaßig wird es, wenn ihr mutig in den Farbtopf greift. Als lässige Jacken oder Pullover mit Zip ist Fleece der ultimative Buddy. Nostalgie-Punkte gibt es für die Kombi mit hellem Denim, Dr. Martens, Maxikleidern mit Blumenprint und Chucks.

So und nun genug von der Theorie und ab in die Praxis! Ich verrate euch, wo ihr den flauschigsten und tollsten Fleece findet. Zuerst für die Ladys, dann kommen die Herren zum Zug! Denkt immer daran, dass mit der richtigen Pflege eure Lieblingsteile sehr lange halten und euch viele Winter begleiten können.

Fleece-Lieblinge für die Girls

Winterready für die Guys

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