Urlaub mit Kind ist wie Alltag, nur woanders. Einer dieser vielen Sprüche, den man um die Ohren gehauen bekommt, wenn man ein Kind bekommt. Und genau wie der Irrglaube „Entspannte Eltern bekommen ein entspanntes Kind“ (der bei uns zugegebenermaßen stimmt) hat auch dieser wenig Allgemeingültigkeit.

Denn unser erster Familienurlaub mit Kind war kein Alltag, sondern Erholung. Aber fangen wir doch mal von vorne an.

Wer sein Kind im Berliner Sommer bekommt, der hat das große Glück und muss gar nicht weit weg fliegen, um es schön zu haben. Als dann aber der unendlich graue und lange Winter vor der Tür stand, haben wir uns schon gefragt: und wohin jetzt? Die Antwort für uns: Mal wieder nach Dänemark. Sonniger und wärmer ist es dort zwar nicht, aber nach Wochenbett und Anfangszeit mit Baby war ein Tapetenwechsel dringend notwendig. Auf spezielle Reiseimpfungen, viel Gepäck und ein Visum hatten wir für das allererste Mal Urlaub zu dritt allerdings keine Lust, also schnell den ganzen Kram (man braucht doch weniger als man denkt) ins Auto geworfen und losgefahren.

Mit Auto, Fähre und erneuter Autofahrt ist Kopenhagen nämlich eine sehr angenehme Distanz mit Baby, das nicht allzu lange in seinem Autositz liegen sollte. Direkt in die Stadt wollten wir allerdings nicht, also ging es eine Woche in die Region Sjaelland und eine Woche in die benachbarte Provinz Hovedstaden.

In Sjaelland waren wir nicht das erste Mal, dort haben wir zum Beispiel Anfang des Jahres mit Freund*innen schon Silvester gefeiert. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt ganz frisch schwanger und sehr schlapp und müde, unsere armen Freund*innen mussten also mit sehr wenig Ausflügen Genüge nehmen, denn die meiste Zeit lag ich mit Kreislauf und Hungerattacken entweder im Bett oder auf der Couch.

Wenn man in Sjaelland, also auf der östlichsten Inselgruppe von Dänemark Urlaub macht, dann mag man es vor allem ruhig. Seeland, so die deutsche Übersetzung, ist uns Berliner*innen am nächsten, mit der Fähre dauert es gerad einmal knapp zwei Stunden von Rostock, dann ist man in Gedser. Generell ist Sjaelland die Provinz, die von den Kopenhagener*innen mit am meisten selbst als Ferienhausgebiet genutzt wird. Das liegt an vielen Seen, tollen Sandstränden, Steilklippen und einem für Dänemark doch relativ mildem Klima – und natürlich der Nähe zu Kopenhagen.

Denn, das lieben wir an Sjaelland so sehr: Man ist innerhalb von höchstens 1,5 Stunden immer in der Hauptstadt – und kann so Shopping- und Restaurantbesuche auch bei einem ländlichen Urlaub spontan planen.

Unser Haus in Sjaelland war (wie immer) ein architektonischer Traum, bei dem wir diesmal doch etwas andere Ansprüche hatten als bei unseren Urlauben davor. Eine Heizung war ein Muss und wir hatten sogar das große Glück, eine Fußbodenheizung zu haben, ebenso eine gemütliche Couch-Ecke zum Stillen und Entspannen sowie eine Waschmaschine (mit Baby meiner Meinung nach ein Muss). Das modernisierte Sommerhaus mit bodentiefen Fenstern und einer sehr geschmackvollen, zurückhaltenden Einrichtung hat alles erfüllt und uns mit seiner unmittelbaren Nähe zum Meer mehr als verwöhnt.

Nur ein kleiner Sicherheitshinweis: Die Treppe zum Elternschlafzimmer aka Master-Bedroom unter dem Dach ist extrem steil, schmal und ohne Geländer. Wer nachts auf die Toilette muss, sollte also vorsichtig sein, das Gleiche gilt für (kleine) Kinder!

Hovedstaden, da ist der Name Programm. Hauptstadtregion heißt das nämlich übersetzt auf Deutsch. Auch hier kann man im Umkreis von ca. einer Stunde rund um Kopenhagen bestens Urlaub machen – und trotzdem noch City-Tage einlegen. Letztes Jahr im November habe ich mit meiner Mama ein Haus Klampenborg, einem nördlichen Vorort der Hauptstadt, gemietet, auch Humlebaek wird den meisten von euch etwas sagen, weil dort das Louisiana Museum ansässig ist.

In Hovedstaden lässt sich in den meisten kleinen Städtchen (und ich war wirklich schon in vielen) erkennen: Hier gibt es Geld. Villen, tolle Museen, luxuriöse Concept-Stores – schöne Airbnbs zu finden, ist nicht schwer – nur eine Frage des Budgets.

Nach einer Woche zu dritt sind wir einmal gegenüber an das andere Ende des Isefjords gezogen, also von Sjaelland nach Hovedstaden, um mit meiner Mama aka der frisch gebackenen Oma noch einmal eine Woche in einem anderen Haus zu verbringen. Das Haus war ganz anders als unsere erste Unterkunft, nämlich ein sehr klassisches Sommerhaus aus Holz, aber ebenfalls sehr gemütlich und perfekt für den ersten Urlaub mit Oma. Zweimal sind wir von dort außerdem innerhalb von einer knappen Stunde nach Kopenhagen gefahren, um dort meine Sucht nach Kardamomschnecken und Caro Editions zu befriedigen. Ich war mehr als happy!

Urlaub mit Kind, jedenfalls mit unserem, war kein Alltag. Wir haben ausgeschlafen, viel gekuschelt, lecker gekocht und nur Sachen gemacht, auf die wir Lust hatten. Und das Schöne: Durch das teils doch regnerische Wetter hatten wir Tage, an denen wir gar kein schlechtes Gewissen hatten, wenn wir das Haus nicht verlassen haben und es uns stattdessen vor dem Kamin gemütlich gemacht haben. Urlaub in Dänemark ist einfach ein Nobrainer, es braucht keine Vorbereitung, die Häuser sind immer toll eingerichtet und Kopenhagen mittlerweile unsere zweite Heimat. Der perfekte, entspannte erste Family-Urlaub also! Und eine große Empfehlung für euch!