Welche Frau hat dein Leben geprägt?

Welche Frau hat dein Leben geprägt?

Diese Frage hat sich das Team BEIGE anlässlich des internationalen Frauentags gestellt

Heute ist der Internationale Frauentag. Doch welche Frauen haben unser Leben wirklich verändert und sind Heldinnen und Vorbilder für uns? Das Team BEIGE berichtet

Der Internationale Frauentag jährt sich. Vor zwei Jahren haben wir im Team noch diskutiert, ob es (in Berlin) den gesetzlichen Feiertag wirklich braucht (Alice Schwarzer fordert schließlich: „Schaffen wir ihn […] endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“) und jetzt, zwei Jahre später, ist er zu seinem zweiten Geburtstag schon fast zur Routine geworden. Doch was machen wir an dem Tag, an dem wir eigentlich öffentlich für Gleichberechtigung demonstrieren sollten, wenn gerade eine Pandemie herrscht? Wir sinnieren. Machen uns nochmal klar, dass wir noch ganze 257 Jahre von der Gleichberechtigung entfernt sind. Und uns in manchen Ländern jeden Tag mehr davon entfernen. Wir schmieden weiter Pläne, wie wir unsere Rechte weiter vorantreiben können. Wir sind laut, wir fordern ein, wir klagen an!

Auf Instagram informieren wir euch heute, wie weit wir noch von der Gleichberechtigung entfernt sind und was für ein Kampf noch vor uns liegt, aber hier auf BEIGE widmen wir den Tag heute den Menschen, denen wir danken möchten und die uns geholfen, inspiriert, bewegt und motiviert haben: den Frauen in unserem Leben. Stellt also den pinken Sekt wieder in den Kühlschrank, lasst euch von Werbeaktionen nicht täuschen und hört in euch herein: Was könnt ihr verändern? Was wollt ihr verändern? Wen wollt ihr irgendwann mal inspirieren?

Denn es lohnt sich nicht nur für die eigene Gleichberechtigung zu kämpfen, für mehr Chancengleichheit im eigenen Leben. Da draußen sind Milliarden Frauen, die es euch danken werden. Und deren Leben ihr damit prägen könnt.

Marie und ihre Mama

Über die Beziehung von mir und meiner Mama, einen Absatz zu schreiben, fällt mir unendlich schwer, ich könnte nämlich glatt einen Roman darüber schreiben, wie meine Mama mein Leben mehr als jede andere Frau geprägt hat. Sie hat mir Flügel verliehen, mich gleichzeitig geerdet und mir Feminismus und Selbstständigkeit vorgelebt wie keine andere. Und das hat sie weder mit besonders viel Geld, noch mit besonders viel Hilfe gemacht, sondern mit besonders viel Liebe.

Dank ihr habe ich gelernt, dass Liebe die Grundlage für alles ist: für Vertrauen, für Selbstbewusstsein, für Mut, für Risikobereitschaft. Weil ich immer wusste, dass da Arme sind die mich auffangen, wenn ich falle und mich wieder nach oben ziehen. Die mir aber gleichzeitig auch einen Schubs geben, wenn ich mich nicht traue oder Angst vor etwas habe.

Meine Mama ist meine beste Freundin. Das war sie, als ich noch ein kleines Kind war, das war sie, als ich ein pickeliger, zahnspangiger Teenager war und das ist sie auch noch heute, wo ich beruflich selbstständig bin und nicht mehr unter ihrem Dach wohne. Die Gilmore Girls sind wirklich nichts gegen uns! Ich liebe dich wirklich unendlich doll Mama! Danke, dass du mir beigebracht hast, was es bedeutet, eine starke Frau zu sein und anderen dabei zu helfen, es zu werden.

Julia und ihre drei Lieblingsautorinnen

Die Aufgabe, über eine wichtige Frau in meinem Leben zu schreiben, hat mich vor eine echte Herausforderung gestellt: Es gibt so viele Frauen in meinem Umfeld, die mich bewegen und inspirieren. Meine Mutter, meine Schwiegermütter, meine wunderbaren Freundinnen und Kolleginnen. Würde ich an dieser Stelle nur eine von ihnen nennen, würde das allen anderen nicht gerecht werden, die mich täglich unterstützen, mir Mut machen oder mir ein Vorbild sind - bewusst oder unbewusst.
Daher habe ich mich dafür entschieden, drei Autorinnen vorzustellen, die mich sehr beeinflusst haben. Denn Bücher begleiten uns ja schließlich auch auf unserem Lebensweg, oder? Zum einen ist das Maya Angelou, deren Werk „I know why the caged bird sings“ mir als Teenager wirklich die Augen geöffnet hat. Dann Isabel Allende, die ich als junges Mädchen für ihren fließenden Schreibstil und ihre Fähigkeit, mich mit jedem Wort zu fesseln, bewundert habe. Und schließlich, erst vor kurzem entdeckt, Nino Haratischwili und ihr beeindruckendes Buch „Das achte Leben (Für Brilka)“. Zu welchen Autorinnen habt ihr ein ganz besonderes Verhältnis? Ich bin auf eure Antworten sehr gespannt!

Felix, Lucy Liu und Amanda Lepore

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Kind das erste Mal „3 Engel für Charlie“ gesehen habe. Ein überdrehter Action-Film, ohne viel Handlung, dafür mit absurden Kampfszenen, tollen Outfits und Lucy Liu in einer der Hauptrollen. Als schwuler Junge war ich begeistert von der schieren Kraft, die sie ausstrahlte, ihrer Cleverness und Schönheit in jeder Szene. Enge Hosenanzüge, Partykleider mit Spaghettiträgern und glossy Handtaschen. Pure 2000er-Magie war dieser Film und hat mich und meinen Ästhetiksinn seither geprägt. 

Vor ein paar Monaten habe ich dann zufällig die Serie „Why Women Kill” entdeckt. Lucy Liu trägt pink-metallische Powersuits im Beverly Hills der 80er-Jahre, liefert Punchlines wie keine Zweite und hat mir die besten Lachkrämpfe der Quarantäne beschert. Die Rolle ist so exaltiert geschrieben, dass sie auch von einer Drag Queen gespielt werden könnte und genau das macht sie so gut. Doch es geht nicht nur um Outfits und wohlformulierte Szenen. Lucy Liu verkörpert im echten Leben Eleganz, künstlerisches Talent und gesellschaftlichen Aktivismus und zeigt uns gleichzeitig die Vielseitigkeit und Exzentrik des Frauseins in ihren Filmen. Das trauen sich nicht alle. Sie inspiriert mich, weil sie furchtlos zu sein scheint und genau weiß, was sie tut. 

Kommen wir zur zweiten Ikone meiner Kindheit, die ich bis heute mit Begeisterung verfolge. Amanda Lepore ist Trans-Aktivistin, Nightlife-Legende in New York City und eine der prominentesten Personen der LGBTQ Community. Ich glaube, dass ich sie das erste Mal im Fernsehen bei „taff” auf Pro7 als Kind gesehen habe und nicht glauben konnte, dass ein Mensch so aussehen kann.

Amanda Lepore ist nicht nur eine Frau und eine Prominente, sie ist ein laufendes Kunstwerk, das nie fertig sein wird. Ihr Aussehen und ihre Markenidentität sind eine Mischung aus Marilyn Monroe, Jessica Rabbit und Pornostar, denen David LaChapelle schon einen ganzen Fotoband widmete. Sollte sich jede Frau unters Messer legen und permanent optimieren lassen? Nein. Halte ich ihre bedingungslose Hingabe zu Schönheit für eindrucksvoll? Absolut. Amanda Lepore ist ein lebendiger Spiegel, der unsere gesellschaftlichen Werte reflektiert, vergrößert und dabei trotzdem menschlich bleibt. Als ehemaliges Club Kid wird sie für immer für queere Kunst, Aktivismus und Schönheit stehen. Sie hat mich und mein Leben nachhaltig geprägt.

Sarah, Sailor Jupiter und Lorelai Gilmore

Die Frage nach den Frauen, die mich tagtäglich inspirieren, ist schnell beantwortet: es sind die Frauen, die kämpfen. Für sich, für andere, für Fortschritt. Posts von Munroe Bergdorf beflügeln mich jedes Mal auf Neue, aber schon vor Instagram gab es Frauen, die mich zum Nachdenken gebracht haben.

Für die kleine Sarah waren Charaktere wie Sailor Jupiter, die die besten Torten gebacken hat und zugleich die stärkste Sailor Kriegerin war, ein großes Vorbild. Denn Makoto Kino zeigte mir, dass man für die eigenen Träume kämpfen, physisch stark und dennoch verletzlich sein kann.

Als ich älter wurde, bewunderte ich Lorelai Gilmore, denn sie erinnerte mich sehr an meine eigene Mama: eine junge Mutter, die sich durchs Leben kämpft, Unmengen an Fehlern macht, stolpert, versucht das Richtige zu tun. Das alles tut sie mit so viel Witz, Charme und Verletzlichkeit, dass ich bis heute die Serie unheimlich gern schaue. Das Gucken dieser Serie hat jedoch etwas in mir ausgelöst. Ich war schon immer stolz auf meine eigene Mama, die ganz eindeutig für meine Nerdiness (in Sachen Marvel, Herr der Ringe, Harry Potter) verantwortlich ist, aber nach der Serie war mir wirklich bewusst, wie schwer das Leben für Frauen wie sie doch war und immer noch ist. Denn das sah ich nicht nur an ihrem Beispiel, sondern auch an den Frauen in ihrem Umfeld.

Seitdem sind es Frauen, die mir im Alltag begegnen, die mein Handeln prägen. Alleinerziehende Mütter, die den Haushalt/Unterhalt/sich selbst und das eigene Kind unter einen Hut bringen muss. Frauen, die sich mit ihrem eigenen Familien- und Bekanntenkreis auseinandersetzen müssen, weil sie nicht dem entsprechen, was von ihnen erwartet wird. Kolleginnen, die für andere eintreten, weil das Verhalten von anderen Kollegen einfach nicht zu tolerieren ist.

Es sind Frauen, die im Alltag die Ungerechtigkeiten aushalten, die mich dazu motivieren, mehr zu tun, nach mehr zu fragen, emotionale Arbeit zu fordern. Für diejenigen, die nicht die Zeit und auch nicht die Kraft haben immer und immer wieder zu erzählen, wieso die Welt sich ändern muss. Wieso Frauen befördert werden wollen und sollten. Wieso Frauen in allen Teilen der Gesellschaft repräsentiert werden müssen. Wieso wir nicht von Gleichberechtigung reden können, wenn Abtreibungen verteufelt, die meiste Pflegearbeit in der Gesellschaft an den Frauen hängen bleibt, Frauen bei verantwortungsvollen Positionen übergangen werden, da sie ja schwanger werden können. Wieso der Mord einer Frau von ihrem Partner in der Boulevardpresse nicht mit dem Titel „Beziehungsdrama“ abgespeist werden kann. Ich bin froh, dass wir uns stetig weiterentwickeln und Fortschritte machen, umdenken. Aber ich werde niemals aufhören MEHR für all diese Frauen zu verlangen, solange wir immer noch Frauen unterdrücken, damit unsere Gesellschaft „funktioniert“, denn das ist keine funktionierende Gesellschaft.

Welche Frau hat euer Leben geprägt?

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