Der Beige Travel Guide für Paros: Teil 1

Der Beige Travel Guide für Paros: Teil 1

Paros, Griechenland. Nicht zu verwechseln mit Paris, Frankreich

Lisas Tipps für die griechische Insel

Wie ich gerade an meinem Schreibtisch sitze, draußen ein grauer, Regen verhangener Tag mit vielleicht 13 Grad und miesepetrigen Menschen auf den Straßen, kommt es mir noch unwahrscheinlicher vor, dass ich vor noch wenigen Wochen meine Füße in glasklares Meerwasser hielt und mir die Sonne auf den Bauch schienen ließ.

Reiseberichte sind für mich Fluch und Segen zugleich. Man durchlebt eine erholsame, aufschlussreiche und freie Zeit (das ist das Gute) und merkt dann alsbald, wenn man aus den Erinnerungen wieder aufwacht und die verträumten Blicke von den Urlaubsfotos Richtung Realität shiften, dass die Zeit doch viel zu schnell vergangen ist (der Fluch). Ich versuche diesem Down immer mit demütigem Pragmatismus zu begegnen. Hey, ich war da! Ich hatte diese tolle Möglichkeit und konnte mir diese Auszeit leisten! Um mit Herzschmerz in Erinnerungen zu schwelgen, muss man zuallererst mal was erlebt haben. Und was ich nach meinem Halt in Athen in zehn Tagen auf der Kykladen-Insel Paros alles erlebt habe, das teile ich heute mit euch!

Zur Einstimmung kommt hier schon mal unsere ultimative Urlaubs-Playlist!

Die griechischen Inseln: Eiland-Overload!

Athen stand als Destination für unseren Griechenland-Urlaub so fest wie die Akropolis auf ihrem Berg (vielleicht sogar fester). Was meinen Freund und mich allerdings mehrere Wochen umtrieb und immer wieder auf die Wartebank geschoben wurde, war die Suche nach der „richtigen“ Insel. Ich muss dazu sagen, dass wir äußerst Insel erprobt sind, seitdem wir gefühlt vier Wochen auf Koh Lanta gehaust haben und mit jedem Tag mehr in unserer Hütte nicht mehr wussten, was eigentlich Zivilisation ist.

So ähnlich wünschte ich es mir daher auch für unseren Trip nach Griechenland. Bitte keine Hotelanlagen und keine Touristenmassen. Kurzum: Bitte Ruhe. Bei über 3000 Inseln zu entscheiden, welche die geeignet für die eigenen Urlaubsansprüche ist, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Unsere Wahl fiel auf Paros, da dieser Name während Gesprächen mit Freunden und Bekannten ein paar Mal fiel und ich ihn mir merken konnte und Marie uns die Insel Kos nicht zu 100 Prozent ans Herz legen konnte. Übrigens: Die Idee mit dem Inselhopping verwarfen wir ebenfalls ziemlich direkt, da dieses Hobby in Griechenland ziemlich ins Geld geht und die Fähren, die man hierfür nutzen muss, kleine Umweltschweine sind.

Jassas, Paros!

Von Athen gelangt man mit der Fähre innerhalb von drei (Speedboat) bis vier Stunden nach Paros. Die Tickets könnt ihr vorab im Internet kaufen (z.B. hier) und einfach in Piräus am Schalter abholen. Sie kosten für zwei Fahrten etwa 130 Euro. An alle Seekranken unter euch: Wenn ihr sehr empfindlich seid, wählt lieber nicht das Speedboat. Es schaukelt und schunkelt und mein Freund musste sich wirklich extrem am Riemen reißen. Außerdem kann man nicht an Deck. Nehmt ihr die normale Fähre und wollt an Deck sitzen: Tuch mitnehmen. Da weht ein Wind, wie ihr es selten erlebt habt. Eure Ohren werden es euch danken.

Bevor ich mit den Gos und Nos der Kykladeninsel anfange, teile ich noch ein paar allgemeine Fakten und Beobachtungen meinerseits mit euch. Paros ist nämlich eine wunderschöne Insel, aber sie ist eben auch Heimat vieler sehr bescheiden lebender Griech*innen. Inzwischen scheint der Instagram-Faktor eines Urlaubsortes wichtiger zu sein, als der Respekt davor, dass es sich um den Lebensraum von anderen Mitmenschen handelt und Normales oder nicht Perfektes wird rigoros aus dem Sucher der Kamera verbannt. Nach außen soll es schließlich so aussehen, als wäre man zwei Wochen im Paradies gewesen.

Google spuckt bei der Bildersuche für Paros verlässlich Fotos der für Griechenland so typischen weißen Steinhäuser, von putzigen Häfen mit kleinen Schiffchen, die im glasklaren Wasser schwimmen und wahlweise goldenen oder romantisch wilden Strände aus. All diese Orte gibt es tatsächlich und sie sind in Wirklichkeit nicht weniger schön. Da aber die Bewohner*innen von Paros ihr Geld außer mit Tourismus vor allem mit der Landwirtschaft verdienen, besteht die Insel zu 80 Prozent aus steinigen Feldern, vertrockneter Graslandschaft und ist durchsetzt mit oftmals in die Jahre gekommenen oder nicht fertig gebauten Stein- und Betonhäusern. Das sieht auf Instagram nicht so geil aus, ist aber eben das echte Leben – und Kuh-Fans kommen hier auf ihre Kosten.

Das gesagt, kommen nun noch einige Hard-Facts zur Kykladeninsel. Paros ist mit dem Auto in ungefähr einer bis eineinhalb Stunden umrundet. Die sieben Ortsgemeinschaften sind gleichmäßig über die Insel verteilt, insgesamt leben ca. 14.000 Menschen auf Paros. Es gibt keine großen Hotelanlagen, alles ist unprätentiös und die Einwohner sind so entspannt, dass es ansteckend ist. Paros' Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut. Es fahren regelmäßig zwei Linienbusse, die alle Orte miteinander verbinden. Wir haben uns einen Roller gemietet, da das preisgünstiger als ein Auto war. Viele vor allem jüngere Touristen sind mit dem Quad unterwegs. Ihr solltet selbst realistisch abschätzen, wie sicher ihr seid, denn die Straßen sind sehr kurvig und führen oft entlang steiler Hänge. Ich empfehle aber sehr, selbst mobil zu sein, da man die Insel auf diese Weise auf eigene Faust erkunden kann.

Parikia – Παροικιά

Alle Fähren Richtung Paros kommen am Hafen des Hauptortes Parikia an. Der sieht auf Fotos wirklich schöner aus, als er ist. Die Promenade ist eine Mischung aus Imbissbuden und Souvenir-Läden, alles ist sehr hektisch (aber das gute Ah-ich-bin-im-Urlaub-Hektisch), es herrscht viel Verkehr und während man noch versucht, sich zurechtzufinden, sind schon drei weitere Fähren angekommen und haben je eine Ladung Touristen ausgeschissen. Ja, am Hafen von Parikia bekommt man eine Idee der Menschenmassen, die zur Hauptsaison regelrecht in Paros einfallen. Zum Glück verteilen sich die Besucher*innen auf der großen Insel, sodass unsere Ankunft der einzige Moment war, in dem ich kurz Bedenken hatte, ob das mit der Ruhe so laufen wird, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Als Stadt bzw. Ort ist Parikia meines Erachtens auch keinesfalls der Ort, an dem ihr eure Zelte aufschlagen solltet. Wir sind im Laufe unseres Aufenthaltes auf der Insel nur nach Parikia gefahren, wenn wir mussten und ich habe nicht das Gefühl, den place to be auf Paros verpasst zu haben, um ehrlich zu sein.

Naoussa – Νάουσα

Einer der places to be ist da schon eher die ganz im Norden der Insel gelegene Stadt Naoussa. Sie ist nach Parikia der zweitgrößte Ort auf Paros – mit zirka 4000 Einwohner*innen wohlgemerkt. Naoussa hat einen kleinen Hafen mit vielen Restaurants und man kann hier ausgezeichnet shoppen. Kleine Boutiquen und Schmuck- und Interior-Geschäfte bieten hier wirklich Schönes fernab von Massenware Made in China (aber die gibt es natürlich auch). Naoussa ist ebenfalls ein touristischer Ort, aber einer, in dem es sich gut Flanieren, Essen, Shoppen und Spazieren lässt. Wie so oft in den kleinen Orten der griechischen Inseln, kann man sich auch hier wunderbar in den kleinen, engen Gassen verlieren, läuft mehrmals im Kreis und entdeckt dennoch hinter jeder Kurve wieder etwas Neues. Wir haben das leckerste und hipste Café ausfindig gemacht, in dem der Grundstein für meine Liebe zu Feigenbrot gelegt wurde.

Lefkes – Λευκών

Mein persönliches Highlight, noch vor allen Stränden und jedem Essen, war unser Ausflug nach Lefkes. Eine der wichtigsten Reiselektionen meines Lebens lautet: Die urtümlichsten und interessantesten Orte findet man fast nie am Meer, dafür immer im Landesinneren. Lefkes liegt im Zentrum von Paros auf einem Berg, ist für Autos gesperrt und der perfekte Startpunkt für Wanderungen auf den Profitis Elias. Die verwinkelten Straßen sind exakt so, wie man sich ein griechisches Dorf vorstellt. In der Mitte steht die Kirche Agia Triada, an die ein kleiner, sehr schöner Friedhof grenzt.

In Lefkes kommt man zur Ruhe, denn man hat das Gefühl, hier steht die Zeit still.

Piso Livadi – Πίσω Λιβάδι

Piso Livadi ist eine kleine Hafenstadt an der Ostküste Paros', die im Prinzip nur aus dem Hafen besteht, in dem sich wiederum sehr gute Restaurants finden. Wir waren dort zweimal essen, sind einige Male mit unserem Roller durch gedüst und haben einen Abend die Angler dabei beobachtet, wie sie die frisch gefangenen Fische und Aale vor den hungrigen Katzen retten.

Kommt abends hier her, sucht euch einen Platz mit Blick über den Hafen und das Meer an einem der Promenaden-Restos und genießt den Hauswein und den frischen Fisch – oder in meinem Fall das frische Gemüse.

Aliki – Αλυκή

Aliki ist eine kleine Hafenstadt im Südwesten der Insel und eignet sich vor allem für einen Spaziergang am Hafent entlang und durch die vier Straßen, aus denen Aliki besteht. Es ist, wie die meisten kleineren Orte, wirklich ein kleiner Fleck Erde, aber sehr gemütlich und mit einer Reihe wirklich guter Restaurants entlang des Hafens. Wir haben hier super gut gegessen und haben die Boote gezählt, die in Scharen vor dem Strand auf Anker lagen, während wir Eiskaffee geschlurft haben.

Und sonst so?

Paros ist eine große kleine Insel, auf der es alles gibt, was das Herz begehrt. Sogar zahlreiche Biosupermärkte! Das Essen gehen hat uns im Schnitt 20 Euro pro Person gekostet, inkl. Hauswein. Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Quark, Käse oder Nüsse sind günstiger. Wein und Nahrungsmittel wie Haferflocken und eben alles, was importiert werden muss, ist logischerweise teurer, entspricht aber unseren Preisen. Wir haben in einem gemütlichen Airbnb mit kleiner Terrasse gewohnt. Kleine und mittlere Hotels gibt es auf der ganzen Insel. Wir haben viel selbst gekocht und uns dafür dann größere Abendessen gegönnt. Aber insgesamt sprengt Paros auf keinen Fall ein normales Urlaubsbudget. Es ist alles sehr zurückgelehnt dort, die Leute sind entspannt und super nett. Wer es eher schick und luxuriös mag, sollte auf die Nachbarinseln Naxos oder Mykonos oder sich Richtung Naoussa oder bei Parikia umschauen. Ich mag es basic und habe die Gegend um Dryos und Chrisi Akti, wo wir gelebt haben, sehr genossen.

Die Beige Karte ist aus diesem Grund auch sehr bescheiden ... man kann sich wirklich alles in Ruhe selbst anschauen und es gibt sicherlich immer ebenso gute oder sogar bessere Alternativen zu dem, was wir gemacht haben.

Sand im Po – Die besten Strände

Eine Liste aller Strände zu machen, ist fast unmöglich. Denn es gibt unzählige kleine Oasen der Ruhe auf Paros, die es zu entdecken gilt. Wo wäre der Spaß, wenn ich sie euch jetzt in einem subjektiven Ranking runterrattere? Einige Namen habe ich aber für euch und den Tipp, selbst mobil zu sein, um nach Lust und Laune die Insel abzufahren. Einer unserer Lieblingsstrände war der Glyfa Beach im Südosten und der Tripiti Beach direkt daneben. Unspektakulär, aber ruhig und sauber (wobei alle Strände von Paros sehr sauber sind, zum Glück). Der Golden Beach ist der Surferbeach von Paros, bei Dryos – mit Surfen meine ich Windsurfen. Es gibt eine Beach Bar, man kann den Leuten beim Surfenlernen zuschauen und findet immer einen Platz. Nicht weniger schön ist der Lolandonis Beach, ebenfalls im Ostzipfel von Paros.

Von vielen Stränden weiß ich gar nicht mehr die Namen, da nur verwitterte Schilder den Weg gewiesen habe und wir, sobald wir einen schönen Strand entdeckt haben, uns einfach den Weg gemerkt haben – was bei einer Hauptstraße relativ einfach ist. Zieht los, geht auf Erkundungstour und entdeckt EURER Paros!

Die Beige Map zum Herunterladen

  • Bilder:
    Beige

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